Grüne Jugend startet Kampagne für Filesharing und freie Software

Mit Slogans wie "Code für die Welt" und "Industry kills music" wollen die Nachwuchspolitiker für eine freie Digitalkultur und gegen Microsoft sowie die Musikindustrie kämpfen.

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Die Grüne Jugend will mit einer Internet-basierten Kampagne die "freie Digitalkultur" retten. Auf der Website "Copy for Freedom!" machen sich die Nachwuchspolitiker für freie Software, "faires Filesharing" und den Erhalt der Privatkopie im digitalen Zeitalter stark. Sie beziehen so Position gegen die zuvor gestarteten Kampagnen der Musikindustrie, der Filmwirtschaft oder der Jungen Union.

Hauptbestandteil der Kampagne ist eine Reihe von Postkarten mit provokanten Slogans wie "Code für die Welt!" oder "Industry kills music". Daneben will die Grüne Jugend auf Anfrage kostenfrei 5000 Kopien eines speziellen Knoppix-Pakets auf CD verschicken. Die Knoppix-Variante ist als ISO-Datei bereits in gängige Tauschbörsen eingespeist worden. Ferner konnte die Grüne Jugend dem Hauptkandidaten der Mutterpartei für die Europawahl am 13. Juni, Daniel Cohn-Bendit, einige Soundbytes rund um den Wahlkampf und die Kampagne des Nachwuchses entlocken. Die sollen die Nutzer im Rahmen eines "Remix-Wettbewerbs" mit "freier Musik" neu abmischen. Generell sind alle Materialien auf der Site unter der "Creative Common"- oder der "GNU Free Document"-Lizenz verfügbar.

Beim Entwickeln von "Copy4Freedom" hatten die Streiter der Grünen Jugend klare Feindbilder vor Augen: "90 Prozent Marktanteil von Microsoft ist zu viel für eine Demokratie", erklärte Mitorganisator Markus Beckedahl heute bei der Präsentation der Kampagne in Berlin. Er forderte, "dass staatlich finanzierte Software als freie Software veröffentlicht werden muss". Generell sei E-Government offen und frei zu gestalten, Software mit offenem Quellcode müsse in die Parlamente, die Schulen und die Verwaltungen einziehen. "Wir brauchen eine Redemokratisierung der Infrastrukturen im digitalen Raum", betonte der Jungpolitiker.

Der Kurs des Nachwuchses ist parteiintern nicht unumstritten. So hatte Antje Vollmer, grüne Vizepräsidentin des Bundestags, bereits die zuvor gestartete "Burn, Baby, Burn"-Kampagne der Fraktion als peinlich und pubertär abgetan. Die Grüne Jugend sieht hier einen grundsätzlichen Generationenkonflikt und weist die Kritik, sich trotz der Friedenstaube auf dem Kriegspfad zu befinden, zurück. (Stefan Krempl) / (anw)