Blitz und blank

Schnell, sicher, robust, erweiterbar: Anderthalb Jahre nach Version 1.0 ist Chrome erwachsen. Vor allem unter ehemaligen Firefox-Nutzern gewinnt der Google-Browser zunehmend Freunde – zumal er als vertrauensbildende Maßnahme neuerdings auf die eindeutige Browser-Kennung verzichtet.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Herbert Braun
  • Axel Kossel

Als Google im September 2008 seinen Browser vorstellte, beschränkte sich die Aufgabe solcher Programme längst nicht mehr auf die Anzeige von Dokumenten, denn Webdienste hatten begonnen, lokale Software zu ersetzen. Google selbst gehört zu den Firmen, die mit solchen Diensten in die Domäne von Software-Herstellern vorstoßen. Chrome soll als Frontend und Laufzeitumgebung die reibungslose Nutzung dieser Dienste sicherstellen.

Dem trägt die Programmoberfläche Rechnung: Statt mit Menü- und Symbolleisten zu protzen, nimmt sich Chrome zurück und bildet einen schmalen, neutralen Rahmen für Online-Anwendungen. Doch unter dieser kargen Oberfläche setzte schon die erste Version mit der Aufteilung auf mehrere Prozesse und mit ihrer sehr schnellen JavaScript-Engine Maßstäbe.

Die enge Verknüpfung mit Googles Diensten sorgte in Verbindung mit der eindeutigen Kennung in jeder Chrome-Installation für viel Kritik am neuen Browser. Die kam nicht nur von Datenschützern; als in der Beta-Version erste Sicherheitslücken bekannt wurden, sprach sogar das BSI eine amtliche Warnung aus, den Browser nur mit Vorsicht zu benutzen.

Nach dem ersten Wirbel wurde es dann ruhig um Chrome, während Google fleißig weiter an seinem Browser werkelte. Nach anderthalb Jahren, in denen die Versionsnummern rasch verschlissen wurden, verbergen sich unter der schlichten Oberfläche der derzeit aktuellen Version 4.1 weit mehr Funktionen und Einstellmöglichkeiten als damals. So kam etwa eine vernünftige Cookie-Verwaltung hinzu, nach der man aber etwas suchen muss.

Der größte Nachteil von Chrome gegenüber seinem Konkurrenten Firefox war, dass er lange keine Schnittstelle für Erweiterungen bot. Denn solche Add-ons machen den Mozilla-Browser zu einem universellen Werkzeug, das sich an individuelle Bedürfnisse anpassen lässt. Auch wer einen schnellen Browser als Frontend etwa für Google Text & Tabellen braucht, möchte damit einfach nur surfen können – und zwar nach seinen individuellen Vorstellungen: vielleicht mit Adblocker, mit Steuerung durch Mausgesten oder mit der Möglichkeit, Inhalte skriptgesteuert abzurufen. Kein Browser kann alle denkbaren Funktionen bieten, zumal viele Anwender ihn möglichst schlank wünschen. Doch er sollte sich beliebig erweitern lassen.

Seit Version 4 kann auch Chrome Erweiterungen einbinden. In wenigen Monaten entstanden fast 4000 davon – ähnlich viele, wie es für Firefox gibt. Dass der Google-Browser so schnell aufholen konnte, liegt einerseits daran, dass viele Erweiterungen von Firefox-Add-ons abgeleitet wurden. Andererseits lassen sich die Chrome-Erweiterungen aber auch einfacher programmieren als die Add-ons.

Chrome gewann in den letzten zwölf Monaten mehr Marktanteile hinzu als jeder andere Browser. Er hat Safari überholt und liegt mit deutlichem Abstand auf Platz 3 hinter dem Internet Explorer, der kontinuierlich Anteile verliert, und Firefox. Letzterer stagniert seit einigen Monaten, offenbar auch durch den Erfolg von Chrome. Noch nicht absehbar ist, wie sich das Auswahlfenster, das Microsoft den Windows-Nutzern in Europa anzeigt, auf die Verteilung im Browser-Markt auswirken wird. Es trägt aber sicherlich dazu bei, dass sich künftig mehr Anwender bewusst für einen neuen Browser entscheiden.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 10/2010.

Mehr Infos

Wo Chrome glänzt

Artikel zum Thema "Google Chrome" finden Sie in der c't 10/2010:

  • Google Chrome: Eine Alternative zu Firefox & Co. - Seite 122
  • Sinnvolle Erweiterungen - Seite 126
  • Extensions selbst entwickeln - Seite 128

(heb)