Action oder Doku? Filmauswahl spiegelt Hirnchemie wider​

Lieblingsfilme verraten, wie das Gehirn Emotionen verarbeitet. Eine Studie zeigt Erkenntnisse über Fans von Action-, Komödien- und Dokumentarfilmen.

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Königin Elisabeth in einer Doku

(Bild: ArtMediaWorx/Shutterstock.com)

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Eine neue Studie gibt Hinweise darauf, dass unsere Lieblingsfilmgenres damit zusammenhängen, wie unser Gehirn negative Emotionen wie Angst und Wut verarbeitet. Fans von Actionfilmen und Komödien zeigen eine erhöhte Hirnaktivität, während Liebhaber von Krimis und Dokumentationen eher einen "kühlen Kopf" bewahren.

Unsere Filmpräferenzen sind mehr als nur eine Frage des Geschmacks – sie könnten auch widerspiegeln, wie unser Gehirn mit Emotionen umgeht, ist eine zentrale Erkenntnis einer Forschungsarbeit unter der Leitung der Psychologin Esther Zwiky an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in Deutschland.

Die Forscher analysierten Daten von 257 Teilnehmern, die ihre Lieblingsfilmgenres angaben und sich funktionellen MRT-Gehirnscans (fMRT) unterzogen, während die Forscher ihnen Bilder mit ängstlichen oder wütenden Gesichtern zeigten, um Emotionen hervorzurufen. Das Team untersuchte dabei die Aktivität in der Amygdala und dem Nucleus accumbens.

Beide sind wichtige Gehirnstrukturen für unsere emotionale Verarbeitung. Die Amygdala, mandelförmig und im Temporallappen gelegen, ist zentral für die Verarbeitung starker Emotionen, besonders Angst, sowie für emotionales Lernen und Gedächtnis. Der Nucleus accumbens, im basalen Vorderhirn, ist ein Schlüsselelement des Belohnungssystems. Er steuert Motivation, Vergnügen und ist an Suchtverhalten beteiligt. Beide Strukturen arbeiten zusammen, um unsere emotionalen Erfahrungen zu formen und unser Verhalten zu beeinflussen.

Überraschenderweise beobachteten die Forscher die stärksten Reaktionen in beiden Hirnregionen bei Actionfilmfans. "Das hatten wir nicht erwartet, da Actionfilme typischerweise sehr viele Reize vermitteln. Deshalb wäre es naheliegend gewesen, dass Actionfans nicht so leicht zu stimulieren sind", sagte Zwiky.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Actionliebhaber besonders von emotionaler Stimulation angezogen werden könnten, vermuten die Forscher. Komödienfans zeigten ein ähnliches Muster erhöhter Hirnaktivität als Reaktion auf die emotionalen Gesichter.

Im Gegensatz dazu wiesen Fans von Krimis und Dokumentationen eine deutlich gedämpftere Reaktion sowohl in der Amygdala als auch im Nucleus accumbens im Vergleich zu anderen Teilnehmern auf.

"Es scheint so, dass Menschen sich die Filmgenres aussuchen, die ihr Gehirn optimal stimulieren", schlussfolgerte Zwiky. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Filmpräferenzen dazu dienen könnten, die emotionale Reaktivität unseres Gehirns entsprechend unseren natürlichen Veranlagungen zu modulieren.

Die Arbeit, die in der Zeitschrift Frontiers in Behavioral Neuroscience veröffentlicht wurde, unterstreicht die tiefe Verbindung zwischen den Filmgenres und der zugrunde liegenden Neurobiologie und Psychologie.

Noch sei mehr Forschung notwendig, um zu verstehen, wie genau diese Gehirn-Film-Rückkopplungsschleife funktioniert – und ob unsere Filmvorlieben unsere Hirnaktivität prägen oder umgekehrt.

Insgesamt zeigt die Studie, dass verschiedene Filmgenres mit unterschiedlichen Mustern der Emotionsverarbeitung im Gehirn verbunden sind, was erklären könnte, warum Menschen bestimmte Genres bevorzugen und wie diese Präferenzen mit ihrer individuellen Art der Emotionsverarbeitung zusammenhängen.

(mack)