Faceblock Facebook!

Das größte soziale Netzwerk der Welt streckt seine Fühler ins Web aus. Die Vorstellung einer derartigen Zentralisierung von Macht gefällt nicht jedem.

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Man mag Google dafür verdammen, dass der Suchmaschinenkonzern unsere geheimsten Wünsche kennt und diese in seinen Searchlogs immerhin neun Monate lang unanonymisiert vorhält. Was man dem Netzriesen jedoch nicht vorhalten kann, ist eine besondere Liebe zu personenbezogenen Daten wie Namen, Anschrift oder politischen Vorlieben. Wenn etwas gespeichert wird, dann stets allein basierend auf der IP-Adresse des abrufenden Rechners, dessen Zuordnung zu einem Menschen nur der Provider kennt. Hinzu kommt dann noch ein Datenkrümel (Cookie), der auf den einzelnen Computer hinweist – fertig ist die Laube.

Facebook dagegen, das mittlerweile größte soziale Netzwerk der Welt, macht sich nicht die Mühe, irgendwen irgendwie zu verstecken. Das Geschäftsmodell basiert ja gerade auf der Nutzung von persönlichen Daten – es ist laut AGB sogar explizit verboten, Fake-Profile mit falschen Angaben zum Selbstschutz anzulegen. Neben den Profilinformationen, die viele der 400 Millionen User erstaunlich erschöpfend pflegen, werden die noch viel interessantere Beziehungsgeflechte erfasst: Wer kennt wen, wer tauscht sich mit wem besonders intensiv aus und existieren vielleicht auch noch Verbindungen über Dritte hinweg ("Friend of a Friend")?

Wenn Facebook nun also damit beginnt, all diese Daten ins restliche Netz mitzunehmen, um "überall eine soziale Erfahrung" (O-Ton Firmengründer Mark Zuckerberg) zu ermöglichen, ist das ein riesiges Experiment. Facebook weiß künftig mit Klarnamen, wer sich für was auf Seiten mit Facebook-Integration ("Like-Button") interessiert, wer sich wo einloggt ("Facebook Connect") – und kann diese Daten auf Wunsch auch mit Partnern teilen.

Wenig beruhigend ist dabei allerdings die Art und Weise, wie neue Technologie bei Facebook üblicherweise implementiert wird. Es ist beispielsweise höchst erstaunlich, dass eine Firma mit so vielen Nutzern es noch immer nicht gebacken bekommt, die Aktivitäten ihrer User verlässlich und vollständig per SSL abzusichern. (Was bedeutet: Wer in einem offenen WLAN auf die Idee kommt, auf Facebook zu surfen, muss sich über Lauscher nicht wundern.) Und: Viele der groß auf der jüngsten Entwicklerkonferenz angekündigten Wohltaten funktionieren entweder noch nicht, oder mehr schlecht als recht. Da stellt sich mir doch die Frage: Wollen wir einem solchen Unternehmen wirklich so viele persönliche Daten anvertrauen?

Klar ist bislang nur: Hier entsteht eine Datenbank, die in ein paar Jahren umfassender und vor allem personenbezogener sein wird, als alles, was Google bislang zuwege gebracht hat. Und zwar auch deshalb, weil sich der Suchriese diese Personalisierung gar nicht trauen würde. (bsc)