Bundesregierung lehnt die IPv6-Pläne der ITU ab

Die von der ITU beabsichtigte Einmischung in die IP-Adressverwaltung berge erhebliche Risiken für das Funktionieren des Internets, begründet die Bundesregierung ihre ablehnende Haltung gegen den Vorschlag der Internationalen Fernmeldeunion (ITU).

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 63 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die Bundesregierung lehnt die Pläne der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) ab, sich in die Vergabe von IPv6-Adressen einzumischen, teilte die BMI-Mitarbeiterin Constanze Bürger den auf der 60. RIPE-Konferenz in Prag versammelten RIPE-Mitgliedern mit. Laut der Stellungnahme (Powerpoint-Datei) sei der ITU-Vorschlag ein Versuch, das Management von IP-Adressen verstärkt staatlicher Kontrolle zu unterstellen.

Wörtlich heißt es dort: "Die von der ITU beabsichtigte Einmischung birgt erhebliche Risiken für das Funktionieren des Internets als Informationsmedium und kommerzielle Plattform. Daher sieht Deutschland wenig Vorteile in der Schaffung von nationalen IP-Adressvergabestellen, wie sie die ITU vorschlägt." Gegenüber den Regierungsvertretern und RIPE-Mitglieder in der Kooperationsarbeitsgruppe stellt Bürger klar, dass der deutsche Innenminister keine Verstaatlichung der Domainvergabe anstrebe – anderslautende Mitteilungen seien Falschmeldungen.

Bürger unterstützte zugleich eine von den RIPE-Mitgliedern diskutierte Erklärung zur Arbeit der IPv6-Arbeitsgruppe der ITU. Darin unterstützt die RIPE die Bemühungen der ITU bei der Aufklärung und beim Training für IPv6 besonders in den Entwicklungsländern. Angesichts der von einzelnen ITU-Mitgliedsländern geäußerten Kritik am System der Adressvergabe soll der operative Arm des RIPE (RIPE NCC) sich in die Debatten der eigens eingerichteten IPv6-Arbeitsgruppe der ITU einschalten.

Während der Aussprache mahnte der Chef der nordamerikanischen IP-Adressregistry ARIN John Curran zur Wachsamkeit: In den nächsten Monaten könnten aus irgendeiner der zahllosen Arbeitsgruppen der ITU ein Vorschlag für eine verstärkte ITU-Rolle bei der Adressvergabe kommen, der womöglich in der ITU-Generalversammlung im Herbst verabschiedet werde. Die ITU sei wie eine Hydra, und man wisse noch nicht einmal, wie und welche neuen Köpfe sich wann zeigten.Der Leiter der RIPE DNS-Arbeitsgruppe, Jim Reid, erinnerte an den Versuch der ITU, über Veränderungen des BGP-Protokolls ein aus der Telekommunikationsbranche bekanntes Abrechnungsmodell einzuführen. (rek)