Kabel Deutschland will Einsatz von Alphacrypt-CAMs in CI-Plus-Empfängern unterbinden

Künftig soll man mit einem gewöhnlichen Conditional Access Module (CAM) und gültiger Abokarte über das KDG-Netz verschlüsselt ausgestrahlte Sender nicht mehr an Digital-TV-Empfänger mit CI-Plus-Slot schauen oder aufnehmen können.

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Von
  • Nico Jurran

Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) plant, den Einsatz von Alphacrypt-(Light-)CAMs in Digital-TV-Empfängern mit CI-Plus-Slot künftig auf technischem Wege zu unterbinden. Bislang ist es KDG-Kunden möglich, mit einem solchen Conditional Access Module (CAM) das verschlüsselte Digital-TV-Angebot des Providers zu empfangen. Nach einem Bericht des Branchendienstes Infosat gab Christoph Schaaf, Director New Technologies bei KDG, auf der Fachmesse ANGA Cable nun jedoch bekannt, dass Kabel Deutschland "CI-Module in CI+-Schächten deaktivieren" werde.

Kabel Deutschland will dafür in dem TV-Datenstrom künftig ein sogenanntes "Host Service Shunning"-Flag mitsenden. Auf dieses reagieren Stand-alone-Receiver und Fernseher mit kopiergesichertem Common Interface nach dem Standard CI-Plus in der Weise, dass sie die Zusammenarbeit mit einem gewöhnlichen CAM ohne Sicherung (wie eben dem Alphacrypt-Modul) komplett verweigern – der Bildschirm bliebe also trotz Alphacrypt-CAM und gültiger KDG-Abokarte bei den verschlüsselten Digital-TV-Programmen (z. B. den Privatsendern und dem über das KDG-Netz vertretenen Sky-Kanälen) dunkel.

Nicht betroffen wären hingegen Kunden, die Receiver oder Fernseher mit einem gewöhnlichen CI-Slot ohne Plus verwenden, da diese Geräte auf das "Host Service Shunning"-Flag nicht reagieren. Da CI-Plus auf Initiative mehrerer großer Fernsehgerätehersteller entwickelt wurde, dürfte der kopiergesicherte Slot in Zukunft aber praktisch in jedem neuen Flat-TV zu finden sein. Auch mehrere Receiver-Hersteller überlegen nach Angaben gegenüber heise online bereits, künftig Kabelreceiver mit CI-Plus-Slot zu vertreiben, nachdem Kabel Deutschland seinen Kunden seit Kurzem ein offizielles CI-Plus-CAM anbietet und auch andere Kabelnetzbetreiber entsprechende Absichtserklärungen bereits abgegeben haben.

Mit der Ausstrahlung des Flags würde sich die Position der Firma Mascom als Hersteller des Alphacrypt-CAMs nochmals verschlechtern, nachdem sich das Unternehmen vor einiger Zeit bereit erklärt hatte, mit ihren Modulen bestimmte KDG-Smartcards nicht mehr zu dekodieren. Viele Anwender setzen auf dem CAM daher die eigentlich veraltete Firmware 3.16 (Alphacrypt) beziehungsweise 1.16 (Alphacrypt Light) ein, um das KDG-Angebot zu entschlüsseln. Dies würde in Empfängern mit CI-Plus-Slot dann aber auch nicht mehr klappen. Während sich bei den Alphacrypt-CAMs die Jugendschutzsicherung mittels PIN-Eingabe dauerhaft deaktivieren lässt, ist dies bei CI-Plus-Modulen nicht möglich. Bei Receivern mit CI-Plus-Slot können die TV-Sender über ein Flag im TV-Datenstrom zudem Mitschnitte unterbinden oder deren Wiedergabe zeitlich beschränken.

Auf Nachfrage von heise online erklärte Kabel Deutschland, dass man das gewöhnliche Common Interface (ohne Plus) als offizielle Lösung noch nie unterstützt habe und dies auch in Zukunft nicht tun werde. "Dies gilt auch für die Nutzung von CI-Modulen in einem CI+-geeigneten TV-Gerät", betonte Pressesprecherin Joyce Mariel. Es würden auch keine Smartcards für Kunden ausgegeben, die eine solche Lösung nutzen. Kunden, die nur ein CI geeignetes TV-Gerät ohne CI+-Unterstützung haben, wird vom Kauf und von der Nutzung eines CI+-Moduls abgeraten. Ohnehin habe jeder Kunde geeignete Alternativen für den digitalen Fernsehempfang, da Kabel Deutschland ebenfalls HD-fähige Empfangsgeräte anbiete.

Aktuell lassen sich mit dem CI+-Modul von Kabel Deutschland die über das Netz des Kabelnetzbetreibers ausgestrahlten Sky-Kanäle nicht empfangen, da es bislang an einer entsprechenden Freigabe seitens des Pay-TV-Anbieters mangelt. Zudem erreicht man über diesen Empfangsweg das Video-on-Demand-Angebot "Kino Select" des Kabelnetzproviders nicht. Besitzer eines Fernsehers mit integriertem CI-Plus-Slot würden folglich einen separaten Receiver benötigen, um diese Angebote nutzen zu können. (nij)