KI als Chef: Besser bei den Kennzahlen, aber nicht gut bei Marktschocks

Es wird viel darüber geredet, wie KI menschliche Angestellte ersetzen könnte. Aber wie sieht es mit den CEOs aus? Forscher machten dazu ein Experiment.​

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Meta-Logo und Kopf eines weiblichen Roboters

(Bild: Below the Sky/Shutterstock.com)

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Überlässt man der generativen KI ChatGPT-4o strategische Unternehmens-Entscheidungen, schneidet sie in vielen Kennzahlen besser ab als menschliche Entscheider, kommt aber mit unerwarteten Ereignissen nicht gut zurecht. Das ist das Ergebnis eines Experiments von Forschern der Business School der University of Cambridge. Ein Ersatz für den menschlichen CEO könne KI jedenfalls nicht sein, betonten die Forscher.

Für ihr Experiment, das die Forscher in einem Aufsatz im Harvard Business Review vorstellen, ließen sie 344 Studenten aus asiatischen Universitäten sowie Führungskräfte einer südasiatischen Bank eine Simulation spielen. Das Spiel sei ein "grobkörniger digitaler Zwilling der US-Automobilindustrie" gewesen, der mit mathematischen Modellen reale Daten über Fahrzeugverkäufe, Marktverschiebungen und Auswirkungen von Ereignissen wie Covid-19 abbilde. Die Spieler sollten wie ein CEO strategische Entscheidungen für jedes Fiskaljahr ihres virtuellen Unternehmens treffen. Parallel dazu spielte OpenAIs LLM ChatGPT-4o das Spiel.

Das Spiel habe über 500.000 mögliche Entscheidungskombinationen pro Runde und keine feste Gewinnformel gehabt. Ziel der Spieler sei es gewesen, so lange wie möglich zu überleben, ohne von einem virtuellen Vorstand gefeuert zu werden, sowie die Marktkapitalisierung des virtuellen Unternehmens zu maximieren. Eine Zahl von Leistungsindikatoren, die vom Vorstand festgelegt werden, waren dabei Erfolgsmaßstab. Die Leistung der besten zwei Studenten und besten zwei Führungskräfte habe man dann mit ChatGPT-4o verglichen.

Das Ergebnis sei zwiespältig gewesen: Einerseits habe das LLM die menschlichen Teilnehmer bei fast jeder Kennzahl übertroffen. "Es entwarf Produkte mit chirurgischer Präzision, maximierte die Attraktivität und behielt gleichzeitig eine strenge Kostenkontrolle bei", schildern die Forscher. Es habe ferner gut auf Marktsignale reagiert, starke Dynamik aufgebaut und seine menschliche Konkurrenz auf Trab gehalten.

Zugleich sei die KI aber schneller als jeder der studentischen Teilnehmer vom virtuellen Vorstand des Unternehmens gefeuert worden. Das liege daran, dass ChatGPT 4o Probleme hatte, sich auf unerwartete Ereignisse wie etwa einen Markteinbruch während der Corona-Pandemie einzustellen, die dem Spiel einprogrammiert waren. Die leistungsstärksten Studenten hätten solchen Ereignissen mit langfristigen Strategien besser Rechnung getragen. Mit vorsichtig gesteuertem Wachstum hätten sie mehr auf Anpassungsfähigkeit gesetzt statt auf aggressive kurzfristige Gewinne.

GPT-4o habe sich hingegen nach Anfangserfolgen komplett auf kurzfristige Optimierung eingestellt und dann unermüdlich Wachstum und Rentabilität maximiert – bis der Marktschock die Erfolgssträhne beendet habe. KI könne in einer kontrollierten Umgebung schnell lernen und iterieren, folgern die Forscher. Für den Umgang mit hochgradig disruptiven Ereignissen fehle dann aber doch menschliche Intuition und Voraussicht.

Die menschlichen Führungskräfte, die am Spiel teilnahmen, seien übrigens auch in die gleiche Falle getappt wie die KI und hätten auf kurzfristiges und eher aggressives Verhalten gesetzt. Der virtuelle Vorstand habe sie schneller gefeuert als die Studenten.

Die Forscher folgern aus ihrem Experiment, dass KI kein kompletter CEO-Ersatz, aber eine wertvolle Entscheidungshilfe für die Chefetage sein könne. Selbst ein nicht speziell darauf trainiertes Modell habe in dem Experiment einzigartige und kreative Ansätze für die Strategie bieten können. Das könne Chefs helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Ohne menschliche Aufsicht und entsprechende ethische Leitplanken im Unternehmen gehe es aber nicht.

(axk)