Erster Test: So schränkt CI-Plus die Aufnahmen von HD+-Sendern ein

c't hatte die Möglichkeit, das erste offizielle CI-Plus-CAM für Astras HDTV-Programmpaket HD+ in Panasonics Blu-ray-Recorder DMP-BS850 auszuprobieren.

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Von
  • Nico Jurran

Schon als SES Astra Anfang Juni vergangenen Jahres die Pläne für sein kostenpflichtiges Programmpaket "HD+ " mit den HDTV-Fassungen von RTL, Vox, ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins bekanntgab, äußerte ein Sprecher des Satellitenbetreibers gegenüber heise online, dass man das CI-Plus gerne als Zugangssystem einsetzen würde. Während die ersten HDTV-Receiver mit dem kopiergesicherten Common Interface (CI) bereits seit Wochen auf den Markt sind, ließ das nötige CAM (Conditional Access Module), das samt HD+-Abokarte in diesen Slot geschoben wird, auf sich warten. Seit Ende April ist das von der Kudelski-Tochter SmarDTV hergestellte Modul nun offiziell auf dem deutschen Markt, zum Preis von rund 80 Euro einschließlich einer für ein Jahr freigeschalteten HD+-Abokarte. c't hatte nun Gelegenheit, das erste offizielle CI-Plus-CAM für HD+ in Panasonics Blu-ray-Recorder DMP-BS850 auszuprobieren, einem HDTV-Festplatten-Receiver mit der Option, Aufnahmen auf Disc zu brennen.

Das CI-Plus-CAM von SmarDTV wird mit HD+-Karte ausgeliefert

(Bild: Nico Jurran)

Nach dem Einschalten des Recorders und dem erstmaligen Einschieben des Moduls begann dabei erst einmal das Warten: Fast 1,5 Minuten tauschen Gerät und CAM bei der ersten Initialisierung Daten aus, dann erscheint endlich das Bild des gewählten HD+-Senders. Der Grund: Während die Daten beim bisherigen, offiziell „DVB-CI“ genannten Verfahren nach dem Passieren des CAM unverschlüsselt sind, sichert ein CI-Plus-Gerät den kompletten Signalverlauf gegen äußere Eingriffe. Hierfür werden die Inhalte nach der Entschlüsselung im CAM für den Transport über die CI-Schnittstelle mit den Geräte-Keys des CI-Plus-Fernsehers beziehungsweise -Receivers erneut verschlüsselt. Der ganze Vorgang wird mit digitalen Zertifikaten abgesichert. Nach dieser ersten Initialisierung startet das Gerät wesentlich schneller; ein Unterschied gegenüber gewöhnlichen CAMs ohne Plus ist nicht festzustellen.

Da Astra Anfang April selbst mitgeteilt hatte, dass CI-Plus-Recorder keine HD+-Sendungen aufnehmen können, erwarteten wir beim Druck auf die Record-Taste eine entsprechende Fehlermeldung auf dem Fernseher. Tatsächlich startete der Blu-ray-Recorder jedoch die Aufnahme von RTL HD. Die Freude über diesen vermeintlichen Bug verflog jedoch schnell: Kurze Zeit nach Start der Aufnahme teilt der Recorder mit, dass der Mitschnitt lediglich eine begrenzte Zeit lang wiedergegeben werden könne. Was dies konkret bedeutet, erfährt man, wenn man sich im Archiv unter "Optionen" die Eigenschaften der – mit einem Uhr-Symbol gekennzeichneten – HD+-Aufzeichnungen anzeigen lässt: Jeder HD+-Mitschnitt (unabhängig ob von einem Sender der RTL- oder der ProSiebenSat.1-Gruppe) wird automatisch mit einem Zeitstempel und einem "Verfallsdatum" versehen, sodass dem Anwender nur 90 Minuten für die Wiedergabe der gesamten Aufnahme bleiben. Wer also beispielsweise 100 Minuten nach Beginn der Aufnahme mit der Wiedergabe beginnt, kann die ersten 10 Minuten nicht mehr anschauen. Letztlich dient die Festplatte eines CI-Plus-Recorders damit nur noch als Timeshift-Puffer; eine Archivierung von HD+-Aufnahmen ist ausgeschlossen.

Auslöser dieser Einschränkung ist der Wunsch der Privatsender, das – zum "Schutz ihres Geschäftsmodells" – Anwender nicht über die aufgezeichnete Werbung hinwegspulen können. Das von mehreren Fernsehsendern vor allem als kopiergeschütztes Zugangssystem (für den Kabel-TV-Empfang) entwickelte CI-Plus kennt laut Spezifikation jedoch keine Vorspulsperre. Daher wählten die an HD+ beteiligten Sender bei CI-Plus-Recordern den Weg über den Timeshift-Modus, den die Spezifikation unterstüzt.

Einen ausführlichen Testbericht über Panasonics Blu-ray-Recorder finden Sie in der c't 11/2010, die ab Montag im Zeitschriftenhandel verfügbar ist. In der Ausgabe findet sich weiterhin ein Bericht darüber, wie einige Anwender mit CI-(Plus-)Recordern Astras Programmpaket HD+ mittels programmierbarer CA-Module und freigeschalteter Abokarten empfangen – und ohne Einschränkungen mitschneiden und archivieren. (nij)