Nokia verliert weiter Marktanteile

Der Mobilfunkkonzern Nokia hat im zweiten Quartal weiter Markanteile verloren, die Handy-Sparte gerät bei Umsatz und Gewinn unter Druck.

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Von
  • Jürgen Kuri
Der Mobilfunkkonzern Nokia hat im zweiten Quartal weiter Markanteile verloren, nachdem der finnische Handy-Weltmarktführer bereits im ersten Quartal stark unter Druck geraten war. Der Marktanteil sank nach Angaben von Nokia selbst von 32 Prozent im ersten Quartal auf 31 Prozent.
Der operative Gewinn stieg im Jahresvergleich um 11 Prozent auf 907 Millionen Euro, der Nettogewinn um 14 Prozent auf 712 Millionen Euro; in den Halbjahresbilanzen allerdings sank der operative Gewinn um 4 und der Nettogewinn um 5 Prozent. Der Umsatz fiel im Quartalsvergleich um 5 Prozent auf 6,64 Milliarden Euro. Nokia hatte einige Trends verschlafen -- etwa den zum Aufklapp-Handy (clam shell); bei diesen Geräten zogen die Finnen gerade erst nach und überließen das Geschäft lange Zeit vor allem der asiatischen Konkurrenz. Auch mit Preissenkungen und einem geänderten Produktmix will die Firma, die weiterhin satte Gewinne macht und vorerst Marktführer bleibt, zusätzlichen Marktanteilsverlusten entgegenwirken.
Der Umsatz der Handy-Sparte von Nokia sank um 13 Prozent auf 4,167 Milliarden Euro, der operative Gewinn sackte um geschlagene 39 Prozent auf 797 Millionen Euro ab. Dafür konnte Nokia beim Absatz von Multimedia-Geräten zulegen: um 24 Prozent stieg hier der Umsatz auf 739 Millionen Euro, der operative Gewinn allerdings sank leicht von 75 auf 74 Millionen Euro. Die Infrastruktursparte legte beim Umsatz um 6 Prozent auf 1,576 Milliarden Euro zu; die Sparte machte im abgelaufenen Quartal einen Gewinn von 255 Millionen Euro, nachdem im gleichen Quartal des Vorjahrs ein Verlust von 349 Millionen Euro angefallen war.
Insgesamt konnte Nokia im zweiten Quartal 45,4 Millionen Handys absetzen, besonders in China und Lateinamerika habe man Erfolge erzielen können. Europa und die USA stellten dagegen weiter Herausforderungen dar, meinte Nokias Chef Jorma Ollila. Für 2004 sagt Nokia einen Gesamtabsatz von 600 Millionen Handys weltweit voraus -- damit liegen die Finnen bei den Prognosen gleichauf mit Sony Ericsson, die allerdings gerade Umsatz- und Gewinnsteigerungen vermelden konnten. Für das dritte Quartal erwartet Nokia bei den eigenen Bilanzen im Jahresvergleich leicht fallende Umsätze und einen Gewinnrückgang von 0,17 Euro pro Aktie im dritten Quartal 2003 auf 0,08 bis 0,10 Euro pro Aktie im dritten Quartal 2004. Erwartungsgemäß erfreuten diese Bilanzen und die Aussichten die Investoren gar nicht: Direkt nach Vorlage der Geschäftszahlen sackte der Nokia-Kurs an der Frankfurter Börse stark ab, kurz nach Mittag lag er mit über 15 Prozent im Minus bei 9,65 Euro.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.