Discord in Russland und in der TĂĽrkei gesperrt

Die Betreiber des Messengers weigern sich, in diesen Ländern als illegal eingestufte Inhalte zu entfernen und Nutzerdaten herauszugeben. Nun folgt das Verbot.

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Mural mit einer Person mit zugeklebtem Mund
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Von
  • Frank Schräer

Der vor allem bei Computerspielern weitverbreitete Messenger Discord ist sowohl in Russland als auch in der Türkei nicht mehr erreichbar. Die beiden Länder haben den Online-Dienst gesperrt. Russland beschuldigt Discord, illegale Inhalte nicht gelöscht zu haben. Die Türkei verdächtigt einige Discord-Nutzer des sexuellen Kindesmissbrauchs, aber der Betreiber der Plattform weigert sich, IP-Adressen und andere Daten der Verdächtigen herauszugeben. Deshalb wurde der Zugang zu Discord in diesen Ländern unterbunden.

Die Betreiber Discords haben sich bislang nicht zu diesen Sperren und den Vorwürfen geäußert. Sie schreiben aber auf ihrer Status-Seite zu den Zugängen innerhalb dieser beiden Länder: "Uns sind Berichte bekannt, dass Discord in Russland und der Türkei nicht erreichbar ist. Unser Team untersucht diese Berichte derzeit."

In der Türkei hat ein Gericht in Ankara den Zugang zu Discord gesperrt, weil es hinreichenden Verdacht gebe, dass einige Nutzer des Dienstes Verbrechen des "sexuellen Missbrauchs von Kindern" begangen hätten, berichtet Reuters. Der Verkehrsminister der Türkei, Abdulkadir Uraloğlu, erklärte zudem, dass die Behörden die Plattform nicht ständig kontrollieren und eingreifen könnten, sollten illegale Inhalte veröffentlicht werden.

"Sicherheitspersonal kann die Inhalte nicht einsehen. Wir können nur eingreifen, wenn sich Benutzer bei uns über dort geteilte Inhalte beschweren", sagte Uraloğlu Reportern im Parlament. "Da Discord sich weigert, seine eigenen Informationen, einschließlich IP-Adressen und Inhalte, an unsere Sicherheitseinheiten weiterzugeben, waren wir gezwungen, den Zugriff zu sperren."

Die Blockade Discords erfolgt nur wenige Tage, nachdem ein 19-jähriger Mann zwei Frauen desselben Alters in Istanbul innerhalb einer halben Stunde brutal ermordet hatte, bevor er sich selbst das Leben nahm. Bis Anfang Oktober seien damit 292 Frauen männlicher Gewalt zum Opfer gefallen, schreibt Türkiye Today. Das führte zu Protesten innerhalb des Landes, aber bei Discord hätten einige Nutzer die Morde verherrlicht.

In Russland hat die staatliche Aufsichtsbehörde Roskomnadzor Discord Anfang dieses Monats angewiesen, fast 1000 als illegal eingestufte Inhalte zu löschen. Zudem wurde der Dienst zuvor bereits mit Geldstrafen belegt, weil entsprechende Inhalte nicht entfernt wurden, meldet Reuters. Nachdem Discord nicht reagiert hat, ist der Messenger in Russland jetzt gesperrt.

Schon seit Beginn des Ukrainekrieges 2022 sind Facebook und Instagram in Russland verboten, weil Plattformbetreiber Meta in dem Land zur "extremistischen Organisation" erklärt wurde. Auch X (vormals Twitter) ist in Russland gesperrt. Allerdings wurde Discord bislang vom russischen Militär für die interne Kommunikation genutzt, weil es keinen eigenen Dienst für sicheres Messaging gibt, berichtet die Washington Post.

(fds)