Ausprobiert: Creality Silent Mainboard V1.1.5

Für den 3D-Drucker Creality Ender 3 bietet der Hersteller ein neues Mainboard mit der Versionsnummer V1.1.5 an, mit dem der Drucker flüsterleise arbeiten soll. Lohnen sich die 40 Euro dafür? Wir haben es ausprobiert.

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Ein schwarzes Board mit vielen Anschlüssen.
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Heinz Behling
Inhaltsverzeichnis

Der Creality Ender 3 gehört zwar zu den leiseren 3D-Druckern, störend ist seine Geräuschentwicklung aber trotzdem. Vom Hersteller kommt nun ein neues Mainboard für das Gerät, das einen deutlich leiseren Betrieb verspricht. Erreicht werden soll dies durch andere Treiber-ICs für die Steppermotor-Ansteuerung: Statt der weitverbreiteten Chips vom Typ A4988 sitzen auf der Version 1.1.5 des Ender-Boards nun TMC 2208-Bausteine. Deren Wirkungsweise beruht darauf, dass sie die Motoren nicht mehr mit einem rechteckförmigen sondern mit einem sinusähnlichen Wechselstrom ansteuern. Das ergibt einen weicheren Kraftverlauf beim Drehen der Motoren mit deutlich weniger Schwingungen und damit geringerer Schallentwicklung.

Das Board ist von Größe und Lage der Anschlüsse völlig kompatibel zur Standardversion. Dementsprechend ist der Austausch schnell erledigt, alles passt genau inklusive der Schraubenlöcher. Geliefert wurde das Board mit vorinstallierter Marlin-Firmware (Version 1.1.5). Damit war der Beruhigungs-Effekt im ersten Testlauf sehr deutlich.

Mit dem alten Mainboard erreichte der Ender Spitzenwerte bei der Lautstärke bis über 80 dB.

Mit unbewaffnetem Ohr konnte man die Stepper kaum noch wahrnehmen, ihr Geräusch ging völlig im Rauschen der Lüfter unter (siehe dazu den Tipp in Make 6/19).

Die Lautstärke mit dem neuen Mainboard lag deutlich niedriger, meist zwischen 60 und 65 dB.

Die Firmware arbeitet jedoch nicht mit BLTouch- beziehungsweise 3DTouch-Sensoren zusammen, weswegen wir sie durch die aktuelle Version 1.1.9 ersetzten. Dabei zeigte sich ein weiterer Vorteil des Boards: Es enthält bereits den zum Firmware-Wechsel erforderlichen Bootloader

Allerdings hat die neue Motoransteuerung auch Nachteile. Es wird jetzt deutlich wärmer im Drucker. Die Treiber-ICs haben zwar oben aufgeklebte Kühlkörper. Doch sind die Chips eigentlich so konstruiert, dass die Wärme über ihre Unterseite an die Platine abgegeben werden soll. Die Kühlkörper sollten daher im Grunde unter der Platine sitzen. Dort ist aber nur ein wenige Millimeter breiter Zwischenraum zum Gehäuse, so dass kaum Kühlluft dorthin gelangt. Folglich gab es bei einem mehrstündigen Druck auch Probleme: Der Filamenttransport, dessen Motor den meisten Strom zieht, versagte. Abhilfe gibt es inzwischen aber auch: Man muss der Firmware in ihrer Konfigurationsdatei lediglich mitteilen, welche Motortreiber verwendet werden. Dann benutzt sie auch deren Temperatur-Management, reduziert gegebenenfalls den Strom zu den Motoren und verringert so die Gefahr der Chip-Überhitzung.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Die Lüftersteuerung, die der alten Board-Version gleicht, passt jedoch gar nicht zur zusätzlichen Wärmebelastung: Das Gebläse im Elektronikgehäuse wird zusammen mit dem Filamentlüfter geregelt. Da der jedoch beim Druck des ersten Layers meist abgeschaltet ist, wird auch die Elektronik während des ersten Layers nicht belüftet. So erreichen die Treiber-ICs bei großflächigen ersten Layern schnell Temperaturen von knapp 70 Grad. Besser wäre, wenn der Elektroniklüfter unabhängig permanent liefe. Das kann man dadurch erreichen, dass man ihn an den Anschluss des ständig laufenden Hotend-Lüfters mit anklemmt.

Alles in allem hält das Board, was es verspricht: Der Drucker wird angenehm leise. Der Preis von etwa 40 Euro ist dafür durchaus angebracht. Mit dem Einbau allein ist es aber nicht getan, etwas Bastelarbeit ist empfehlenswert, um den Wärmehaushalt in Griff zu bekommen. (hgb)