Super-Apps: Smartphone-Plattformen verlieren mit 5G an Bedeutung

Auf dem Snapdragon Tech Summit rührt Qualcomm die Werbetrommel für 5G – benennt mit Super-Apps aber auch eine mögliche Killer-Applikation.

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Qualcomm 5G-Zusammenfassung

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

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Inhaltsverzeichnis

Während Politik und Netzbetreiber in Deutschland über Löcher im 4G-Netz diskutieren und der Ausbau von 5G nur schleppend vorankommt, spricht Qualcomm über die Vorteile von "5G Ready“-Endgeräten. Auch eine Killer-Applikation für das schnelle Mobilfunknetz will das Unternehmen ausgemacht haben: Sogenannte Super-Apps sollen die Bedeutung von Smartphone-Betriebssystemen verringern.

Auf den ersten Blick erinnert das, was Qualcomm als Super-App bezeichnet, an Progressive Web Apps. Statt alle Funktionen in die App zu integrieren und lokal auf dem Endgerät zu speichern, werden Teile in die Cloud ausgelagert. Der Nutzer muss lediglich eine vergleichsweise kleine App installieren, die lediglich für die Darstellung und Bedienung erforderlich ist. Im Idealfall reicht dafür selbst der Browser aus. Das verringert den Aufwand für die Entwickler und die Bedeutung der Plattform. Lohnt es sich derzeit beispielsweise aufgrund der zusätzlichen Kosten und der zu geringen erwarteten Einnahmen nicht, dedizierte Versionen für ein Betriebssystem zu entwickeln, kann ersterer Faktor durch eine Super-App verringert werden.

Erforderlich ist dafür jedoch ein flächendeckendes Mobilfunknetz mit geringen Latenzen und ausreichend hohen Übertragungsraten, um einen zur lokal installierten Version vergleichbaren Bedienkomfort sicherzustellen. Ohne einen passenden Mobilfunkvertrag mit geringen Kosten für Datenübertragungen dürfte das Konzept jedoch nicht aufgehen. Schließlich soll das Smartphone nicht nur permanent mit dem Netz verbunden sein, auch mehr und mehr Daten sollen in die Cloud wandern. Das könnte die Frage, ob die Smartphone-Variante mit 64 GByte Speicher ausreicht, überflüssig machen. Gleiches gilt auch für die benötigte Rechenleistung. Werden Apps in die Cloud ausgelagert, ist lokal weniger Leistung erforderlich.

Bis es in Deutschland soweit ist, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. Um die benötigten hohen Transferraten auch in Bereichen mit vielen Nutzern – beispielsweise Innenstädte – zu ermöglichen, reichen die derzeit im Aufbau befindlichen Sub-6-Netze nicht aus. Die ersten erforderlichen mmWave-Netze gehen nach Einschätzung von Qualcomm frühestens 2021 in Betrieb. Ein Grund für den langen Zeitraum sind die hohen Kosten für die zusätzlich notwendige mmWave-Intrastruktur.

Frühestens 2021 sollen in Deutschland die ersten mmWave-Netze an den Start gehen.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

Günstiger wird es bei den Sub-6-Netzen. Dank Dynamic Spectrum Sharing (DSS) können die Netzbetreiber über eine Zelle 4G und 5G anbieten, ein Software-Update reicht dafür aus. Entsprechend kann die bestehende Infrastruktur weiterverwendet werden, ohne 4G-Nutzer auszuschließen. Für Frankfurt am Main würde der Einsatz von DSS eine 5G-Abdeckung von etwa 96 Prozent bedeuten.

Dynamic Spectrum Sharing soll den vergleichsweise günstigen Aufbau von 5G-Netzen beschleunigen. Dafür kann die bestehende 4G-Infrastruktur verwendet werden.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

Zwar werden solche Werte ebenfalls nicht innerhalb weniger Monate erreicht, dennoch geht Qualcomm-Präsident Cristiano Amon davon aus, dass vor allem Provider den Verkauf von sogenannten "5G Ready“-Smartphones forcieren werden. Angesichts der Lebensspanne von teilweise vier und mehr Jahren seien solche Modelle zukunftssicher, so Amon im Gespräch. Für den Provider haben diese Smartphones den Vorteil, dass die Kunden nach und nach vermehrt in 5G-Netzen unterwegs sein werden. Das soll die Kosten für die Provider reduzieren, gilt die Datenübertragung in 4G-Netzen doch als teurer.

Die Kunden müssen hingegen mit höheren Preisen rechnen. So dürfte die Koppelung der beiden neuen Smartphone-Prozessoren Snapdragon 865 und Snapdragon 765 an ein 5G-Modem inklusive der zusätzlich erforderlichen Antennen und anderer Anpassungen zu Preissteigerungen führen, die die Hersteller weiterreichen. Bereits im Dezember 2018 bezifferte OnePlus den Aufpreis gegenüber eines 4G-Smartphones auf einen Betrag im unteren dreistelligen Bereich. (pbe)