30 Jahre Suzuki GSX-R 750

Die reine Lehre des Sports

Hommage an einen echten Meilenstein im Motorradbau: Die Suzuki GSX-R 750 war das erste radikale Sportmotorrad und wird 30 Jahre alt. Anfangs galt sie an zwei Stellen als fragil, was nur in einem Fall tatsächlich begründet war

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Zweirad 11 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Mit dem Prädikat „Meilenstein“ wird bei Motorrädern geradezu inflationär umgegangen, verdient haben es in Wirklichkeit nur wenige Modelle. Sie sollten dafür schon einen mutigen neuen Ansatz zeigen, der als Trendsetter eine Klasse beeinflusste. Die Suzuki GSX-R 750 gehört ganz sicher dazu. Vor 30 Jahren betrat sie die Sportbühne und nichts war mehr wie zuvor. Sie war richtungsweisend für eine völlig neue Generation von Sportmotorrädern – leicht, kompakt und konsequent für die Rundstrecke entwickelt.

Auf der IFMA in Köln war sie im Oktober 1984 die Sensation. Suzuki präsentierte eine Race-Replika, wie es noch kein Hersteller in dieser Radikalität vorher gewagt hatte. Die GSX-R 750 holte aus einem 750-cm3-Reihenvierzylinder sagenhafte 100 PS, das Trockengewicht gab Suzuki mit 179 kg an. Aus Gewichtsgründen verzichtete Suzuki auf Wasserkühlung und setzte auf Luft-/Ölkühlung. Überhaupt war Gewichtsreduzierung ein zentrales Thema bei der Entwicklung gewesen. Der Doppelschleifenrahmen und die Schwinge bestanden aus teurem, aber leichtem Aluminium. Vieles war aus dem Rennsport, den Suzuki bereits seit Jahren erfolgreich betrieb, übernommen worden. Vollgetankt brachte die GSX-R 750 dann zwar 200 kg auf die Waage, unterbot damit aber die Konkurrenz um Welten. Die gleichzeitig erschienene Yamaha FZ 750 wog glatte 30 kg mehr. Zwei 300 mm große Bremsscheiben und Vierkolben-Bremszangen von Nissin verzögerten die GSX-R. Der Alurahmen war aus Strangpressprofilen und Gussteilen geschweißt.

Die Sportfans waren entzückt, das Bike sah aus, als wäre es direkt von der Rennstrecke zur IFMA nach Köln abgebogen. Eine sportlich geschnittene Vollverkleidung, hinter der sich der Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten verkriechen konnte, tief angesetzte Stummellenker, weit hinten positionierte Fußrasten (aus Aluminium!) und ein Doppelscheinwerfer, wie man ihn aus dem Langstrecken-Sport kannte. Das alles in Serie und für jedermann käuflich, der die 12.799 DM aufbringen konnte.

Haltbarer Motor?

Pessimisten bezweifelten auf der IFMA jedoch, dass der Motor der Leistung auf Dauer standhalten könnte. 100 PS bei astronomischen 11.000 Umdrehungen aus nur 750 cm3! Konnte das gut gehen? Suzuki nahm daher aus Prestigegründen mit der GSX-R 750 an den 24 Stunden von Le Mans teil – und siegte auf Anhieb. 24 Stunden Dauervollgas auf dem legendären Kurs und die neue 750er-Suzuki enteilte der Konkurrenz mit 1000 Kubik. Die Unkenrufe über die Haltbarkeit verstummten. Die GSX-R 750 wurde den Händlern 1985 aus den Händen gerissen.