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Eine elektrifizierte Kupplungsbetätigung verspricht neben mehr Komfort auch höhere Effizienz

Clutch-By-Wire

Technik Florian Pillau

Bosch elektrifiziert die Kupplungsbetätigung. Damit wird das Kuppeln nicht nur teilautomatisierbar und komfortabler, eine elektrisch betätigte Kupplung ermöglicht auch neue, preisgünstige Effizienzfunktionen

Stuttgart, 12. August 2013 – Bosch elektrifiziert die Kupplungsbetätigung. Damit wird das Kuppeln nicht nur teilautomatisierbar und komfortabler, eine elektrisch betätigte Kupplung ermöglicht auch neue, preisgünstige Effizienzfunktionen.

Wenn es nach Bosch geht, wird die Verbindung zwischen Kupplungspedal und Ausrückgabel nicht mehr in einem Seilzug oder - wie in teureren Autos aus der Kombination von zwei Hydraulikzylindern und einer Leitung dazwischen bestehen, sondern aus einem Sensor am Pedal, einer Verbindung über Steuergerät und Datenbus sowie einem elektrischen Stellmotor mit Sensor an der Ausrückgabel. Der Aufwand lohnt, denn nun kann das zwischengeschaltete Steuergerät den Fahrzustand erkennen und den Fahrer selbsttätig unterstützen.

Selbsttätige Unterstützung

Der einfachste Fall: Nerviger Stop&Go-Verkehr mit seinem dauernden Wechselspiel mit Kupplung, Gas und Bremse. Mit der elektrifizierten Kupplung können Fahrer künftig auch im Stau mitrollen, indem sie wie in einem Automatik-Fahrzeug nur Brems- und Gaspedal betätigen, versehentliches Abwürgen ausgeschlossen. Die Elektrifizierung kann aber auch ruppige Schaltvorgänge vermeiden helfen, indem ein Sensor den Schaltvorgang registriert und die Drehzahl des Motors anpasst. Laut Bosch kann die elektronisch geregelte Kupplungsbetätigung mit solchen Funktionen "die Lücke zwischen Automatik- und Handschaltung schließen". Ohne die Nachteile der Automatik, die im Realbetrieb einen höheren Verbrauch fordert (Werte, die Automatik-Versionen einen günstigeren Verbrauch unterstellen, sind NEFZ-Artefakte) und letztlich auch teurer ist.

Noch interessanter macht die E-Kupplung ihre spritsparende Segelfunktion. Gibt der Fahrer kein Gas, kann unter bestimmten Voraussetzungen die Kupplung selbsttätig trennen. Dann bleibt der Motor so lange abgestellt, bis der Fahrer wieder Gas gibt. Bosch schreibt: "Technisch ist das anspruchsvoll, aber lohnenswert: Der Spritverbrauch wird dadurch um zehn Prozent sinken".

Technisch anspruchsvoll

"Technisch anspruchsvoll" meint, mindestens die Unterstützungsfunktionen für Lenkung und Bremse weiter mit Energie zu versorgen, denn meistens wird sie vom laufenden Motor geliefert. Bevor eClutch, so der Markenname der neuen Kupplung, also eingebaut werden kann, muss das Auto eine elektrisch unterstützte Lenkung haben (das ist bereits häufig der Fall) und muss vom herkömmlichen pneumatisch unterstützten auf einen elektromechanisch Bremskraftverstärker umgerüstet werden. Der kommt, wie auch die meisten EPS von Bosch, heißt "iBooster" und ist passenderweise ebenfalls neu im Angebot. Und auch um eine Änderung der Elektrik wird der Hersteller nicht herumkommen, denn der Strombedarf wird steigen, während durch den häufigen Motorstillstand die Ladezeiten drastisch sinken.

Weiter gedacht macht eClutch dann auch die Kombination aus Hybridantrieb und Handschaltung möglich. Mit einer reinen Handschaltung ist es nicht möglich, die beiden Antriebssysteme Verbrenner und Elektroantrieb zu koordinieren. Bosch behauptet, mit eClutch wäre das möglich und verspricht zwei Vorteile: Im Hybrid bleibt das Handschalten weiterhin möglich und ohne Automatik kann der Preis sinken. Da warten wir doch unter Hochspannung auf die neue Stromkupplung.


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