Daimler: Sparprogramm als Reaktion auf die Krise angekündigt

Daimler zieht angesichts der Absatzflaute in Europa die Notbremse. Die Autosparte werde den Gewinn des Vorjahres nicht mehr erreichen, sagt Konzernchef Zetsche. Damit kommt die Krise nun auch in der Oberklasse an

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Von
  • Martin Franz

Die Absatzkrise in Europa erreicht die Oberklasse-Hersteller: Der Autobauer Daimler rechnet wegen der schwächelnden Autokonjunktur in seiner Pkw-Sparte mit einem operativen Gewinnrückgang und reagiert mit Sparmaßnahmen. „Wir haben in Europa zunehmend schwierige Marktbedingungen“, sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Donnerstag in Stuttgart. Die Gewinnwarnung schickte die Daimler-Aktie am Nachmittag auf Talfahrt, auch wenn in der Branche viele angesichts der Entwicklung in Europa mit einem solchen Schritt gerechnet hatten. Die Rivalen BMW und Audi bekräftigten ihre Vorhersagen allerdings und rechnen weiter mit Rekordergebnissen.

Auch die dritte deutsche Nobelmarke Porsche erwartet für 2012 weitere Bestwerte, ist aber beim Ausblick auf das kommende Jahr zunehmend vorsichtiger. Zwar werde die Sportwagenschmiede auch 2013 weltweit mehr Autos als in diesem Jahr verkaufen, der Zuwachs könnte aber zwischen 5 und 10 Prozent geringer ausfallen als bisher geplant, sagte Porsche-Chef Matthias Müller am Mittwochabend im Club Wirtschaftspresse München. Er rechne damit, dass der Automarkt weltweit nachgeben werde. Auch die Premiumhersteller könnten sich diesem Trend nicht entziehen – und er scheint recht zu behalten.

Die neue Mercedes A-Klasse soll das Geschäft mit Privat-Kunden stärken.

Daimler-Chef Zetsche sagte, die Autosparte des Konzerns, zu der die Marken Mercedes-Benz, Smart, Maybach und AMG gehören, werde den operativen Gewinn des Vorjahres (Ebit) 2012 wohl nicht erreichen. Damals hatte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern der Sparte bei 5,2 Milliarden Euro gelegen. Eine Prognose für den Gesamtkonzern machte Zetsche nicht. Bisher rechnet Daimler mit einem Ebit in der Größenordnung des Vorjahres. 2011 hatten die Schwaben operativ rund 8,76 Milliarden Euro eingefahren. Die Entwicklung in Europa sei „negativer, als wir sie noch vor kurzer Zeit erwartet haben“, sagte Zetsche. Selbst im Wachstumsmarkt China habe sich die Lage signifikant verschärft.

Das von Zetsche angekündigte Sparprogramm wird einen Umfang von rund einer Milliarde Euro haben, wie die Financial Times Deutschland am Freitag unter Berufung auf Konzernkreise berichtet. Ein Sprecher des Autobauers wollte die Zahl am Donnerstagabend nicht bestätigen. Er sagte, Daimler wolle Details des Sparprogramms in den kommenden Wochen bekanntgeben. Dabei sind die Aussichten in der Pkw-Abteilung gar nicht so schlecht. Mit der neuen A- und der B-Klasse dürfte man den Privatmarkt stärken, die E-Klasse bekommt im Frühjahr 2013 ein gründliches Facelift. Und die S-Klasse, die im kommenden Jahr einen Nachfolger (W 222) bekommt, verkauft sich noch immer gut.

Die Marktschwäche in Europa versuchen gerade die Massen-Hersteller mit teils kräftigen Preisnachlässen auszugleichen, doch das drückt den Gewinn ganz erheblich. Eine Stellschraube, um dennoch Geld zu verdienen, sind die Kosten. Da will auch Daimler ran. Um sich auf die schwieriger werdenden Bedingungen einzustellen will Zetsche „eine ganze Reihe von Maßnahmen“ aufstellen, die künftig in einem Sparprogramm gebündelt werden sollen. Konkrete Schritte will er erst in den nächsten Wochen bekanntgeben. Vor allem in Europa aktive Marken wie Fiat, Opel, Ford oder Renault leiden schon länger unter der Lage.

Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën kündigte am Donnerstag an, 75 Prozent seiner profitablen Logistik-Tochter Gefco für 800 Millionen Euro an die russische Eisenbahngesellschaft RZD verkaufen zu wollen. Vor dem Verkauf solle die Tochter, die 2011 knapp 3,8 Milliarden Euro Umsatz machte und operativ 233 Millionen Euro verdiente, allerdings noch 100 Millionen Euro Dividende an PSA zahlen. Die Tochter regelt nicht nur die Logistik der PSA-Autosparte, sondern soll ab 2013 auch die der General-Motors-Tochter Opel übernehmen. PSA kämpft ebenfalls mit der Absatzkrise und leidet unter Überkapazitäten und hohen Schulden. (mit Material der dpa) (mfz)