Arge Erlebnisse wie eine Ducati Streetfighter werden durch Sanftheit ersetzt

Das Ende der Drecksäue

Die neue Ducati Monster 1200 fährt mit ausgezeichneten Manieren auf, die ihre bis zu 145 PS jedem Fahrer verfügbar machen. Da war die Ducati Streetfighter mit dem 1098-Motor ganz anders. Als Erlebnis sollte sie wiederkommen

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Ducati Monster 1200: Ihre Manieren beeindrucken sogar die Beifahrerin. 5 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Ich bin ein unausstehlicher Klugscheißer, mich befriedigt es zutiefst, "told you so" zu sagen. Jüngst präsentierte Ducati ihre neue Monster 1200. Das Motorrad liegt von den reinen Daten bemerkenswert nahe an Ducatis Streetfighter damals, doch im Gefühl trennen diese Maschinen Welten. Die neue Monster ist zugänglich, einfach zu fahren und fast schon kindgerecht sanft – bei 145 PS in der S-Version, wohlgemerkt. Die 1200er ist damit nicht nur die Spitze der Monster-Baureihe, sie ersetzt gleichzeitig den Streetfighter. Die Alternative wäre gewesen, dass die Monster 1200 einfach "Streetfighter 1200" oder so heißt, ohne weitere Unterschiede. Deshalb empfehle ich den Freunden der Streetfighter ja schon seit Jahren, sich eine zu holen. Die Nachfolger werden den sanften Weg gehen. Anlässlich der Monster kann ich jetzt noch mein "told you so" hinzufügen.

Es ist nicht besonders schwer, "habbichs ned gesagt?" zu plärren, denn die Entwicklung ist großflächig und offensichtlich. Die alte Ducati Hypermotard 1100 war ein störrischer, wilder Ritt. Die aktuelle Hypermotard ist sanft wie ein Lamm, ihre einzige Wildheit liegt in der Gestaltung – ein Schaf im Wolfspelz quasi. Oder gehen wir im Farbspektrum von Rot zu Orange: Die 2009er KTM 690 Duke war so speziell, dass sich im Fahrtenbuch gelegentlich das Wort "fies" fand. Sie zwang dem Fahrer ihre gewünschte Fahrweise damit auf, dass alle anderen Fahrweisen nicht funktionierten, sodass ihm keine Wahl blieb. Die aktuelle Duke dagegen macht jeden Fahrstil so mit, dass Spaß empfunden werden kann. Oder die 990 Super Duke, dieser Kettenhund. Das war eine Hand voll Arbeit. Wenn ein blutiger Anfänger fragt: "Sollte ich mir als erste Maschine eine 990 Super Duke holen?", lautet die ehrliche Antwort "Nein". Demselben Anfänger kann man jedoch bedenkenarm eine aktuelle 1290 Super Duke empfehlen, obwohl sie viel schneller fährt.

Es ist einfache Ökonomie: Sanftere, besser fahrbare Maschinen verkaufen sich besser. Diese Veränderung hat der Autobereich längst hinter sich. Ein früher Porsche 911 hielt den Fahrer wach mit seinen Hinterhältigkeiten. Ein heutiger Porsche 911 ist sicherlich nicht einschläfernd, aber er ist im Vergleich zu seinen Ahnen eine Playstation. Jeder kann heute 911er fahren. Genauso lief es in Mattighofen. Die sehr speziellen Dukes und Super Dukes der Vergangenheit fanden Fans, die sie innig lieben. Ihre Zahl war jedoch nicht Legion, sondern eher in der Größenordnung von "Kompanie". Die neuen Everybody's Darlings dagegen tauchen in Top-Ten-Listen auf.