Daten unter der Haube

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Das gilt auch für Neufahrzeuge mit Euro-3-Zulassung, zum Beispiel Motorräder. In den USA kontrolliert sogar die Polizei diese Werte bei Autos stichprobenartig. Mit einem PDA-großen Gerät stellt ein Polizist dort recht schnell fest, ob die Abgaswerte laut ECU stimmen. Im an sich so regula­tionsliebenden Deutschland passiert Derartiges noch nicht.

Die Zulassung für eine bestimmte Abgasnorm erteilen die zuständigen Behörden auf einem Prüfstand, der das Fahrzeug in einem exakt definierten Testzyklus untersucht. Das ist für eine gerechte, vergleichbare und machbare Prüfung nötig. Doch schadstoffarmer Betrieb und kraftvoll-geschmeidig laufender oder langlebiger Motor erzeugen widersprüchliche Anforderungen.

Die Auflösung solcher Widersprüche lässt sich auf sehr unterschiedlichen Wegen erreichen – und Ingenieure sind bekanntlich findig. So erlaubt das Messverfahren, dass der Wagen zweierlei Maß für die Feedback-Schleifenparameter seiner Geräte anlegt: eine für den Zyklus, eine für Vollgas-Volllast. Oder noch dreister: Ein Hersteller stellt ein Fahrzeug hin, das die Abgasnorm mit Bravour erledigt, verkauft dann aber Maschinen mit komplett anderen Kennfeldern.

Als das Supersportmotorrad Ducati 1098 Euro-3-konform erschien, waren alle angetan ob des wunderbaren Laufverhaltens des Motors, der trotz der vorgeschriebenen Schubabschaltung sahnig lastwechselte. Respekt. Dann stellte jedoch ein Mitbewerber eine gekaufte Serienmaschine auf einen Prüfstand. Der attestierte eine Zusammensetzung der Abgase, die zu drei Vierteln aus Hölle bestand und definitiv nichts mehr mit Euro 3 zu tun hatte. Gut: Vielleicht war die Maschine ein Ausreißer in der Produktion.

Subtiler gehen da Autos vor. Manche Steuergeräte der Vergangenheit erkannten algorithmisch, ob sie gerade einen Zyklus für die Prüfnorm fuhren, was sie dazu brachte, metaphorisch unschuldig pfeifend saubereres Abgas zu produzieren. In einem Interview erklärten Ingenieure des Zulieferers Bosch, das werde heute nicht mehr gemacht, weil der Gesetzgeber da so hinterher sei. In einem anderen Interview verriet ein anderer Entwickler, dass die Hersteller dort und bei den Kraftstoffverbräuchen immer noch ziemlich schizophrenen Code schrieben, um sowohl bei den Prüfzyklen gut abzuschneiden als auch einen toll laufenden Motor anbieten zu können. Denn auch wenn eine Erkennung dieser Tage nicht mehr stattfindet, wie Bosch es sagt, kann sich ein Motor ja kategorisch in allen Testbereichen brav verhalten und in allen anderen, wie es ihm genehm ist. Das wäre nicht mal richtig geschummelt.