Daten unter der Haube

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Auch in Gestalt der nutzungsabhängigen Service-Anzeige kommt das Datensammeln im Auto dem Fahrer zugute. Dazu wird unter Berücksichtigung von Zeit, Gesamtlaufleistung, Anzahl der Starts und sogar der Ölsorte, wenn die Werkstatt das korrekt kodiert, der richtige Zeitpunkt für den Service ermittelt.

In einem zu dieser Artikelrecherche zählenden Gebrauchtkauf ließ sich ein Interessent gar die in der Herstellerdatenbank gespeicherte Service-Historie eines Gebrauchtwagens zeigen – von seinem Freund, der bei einer Vertragswerkstatt arbeitet. Lobenswerte Transparenz, aber leider nur unabsichtlich.

Unzuverlässige Protokolle

Auf der einen Seite werden Daten über das Auto, den Fahrer und zum Teil sogar über seinen Fahrstil (ESP-Extremwerte) erhoben, auf der anderen Seite nehmen Autobesitzer aktiv Einfluss auf die Daten. Chiptuning an Leasing-Wagen zum Beispiel ist sehr weit weg von der feinen Art, wird von Leasing-Nehmern aber verblüffend häufig praktiziert.

Die Tachomanipulation, also die Aufwertung von Autos durch Zurückstellen des Kilometerzählers [1], gelingt mit analogen wie digitalen Tachos seit eh und je. Und obwohl Tachomanipulation inzwischen gesetzlich verboten wurde, ist sie heute eher einfacher und billiger als zuvor geworden.

Die Fahrzeughersteller schweigen zu dieser Problematik. Doch die Annahme, ein Betrüger sei aufgeschmissen, weil er ja das System nicht kennt, ist eine Lüge in die eigene Tasche. Ein Angebot im Zuge dieser Recherche lautete: „Komm vorbei, mit was du willst, ich garantiere, dass ich bei allem den Tacho in 30 Sekunden zurückgestellt habe.“ Das klingt jetzt nicht nach Herumtappen im Dunklen.

Die Diagnosegeräte nebst Software (zum Beispiel Bosch ESItronic und die KTS-Diagnose-Hardware) zum Zugriff auf die Fahrzeugdaten kosten recht viel Geld. Auch Dritthersteller brühen ihre eigene Suppe, zum Beispiel für die Tachomanipulation oder das Chiptuning. Solche Geräte kosten um die 10.000 Euro, was sich für einen professionellen Betrüger allerdings schnell rechnet.

Selbst der schwarzarbeitende Gelegenheitsschrauber ist nicht außen vor. Er wartet einfach, bis findige Chinesen nach ein paar Monaten die teuren Maschinen nebst Software billig kopiert haben und ihm für wenige hundert Euro verkaufen.