zurück zum Artikel

Vergrößerte Kubatur

Fahrbericht: Skoda Kodiaq 2.0 TDI

Fahrberichte Jürgen Wolff
Skoda Kodiaq

(Bild: Skoda)

Nach langem Zögern hat Volkswagen nun SUV seiner Marken Seat und Skoda lanciert. Der Skoda Kodiaq bietet mehr Raum als ein VW Tiguan, behält aber die typischen Eigenschaften der Volkswagen-Basis, wie eine erste Ausfahrt zeigt

Nach Jahren wachsenden Erfolgs ist es kaum zu glauben, aber Kia Sportage [1], Hyundai Tucson [2], Range Rover Evoque [3] und die ganzen anderen üblichen Verdächtigen im Segment der etwas größeren SUV erreichen immer noch satte Zuwachsraten. Volkswagen kam erstaunlich spät mit entsprechenden Modellen, wurde aber umso erfolgreicher. Und erst jetzt erlaubt der Konzern seinen günstigeren Tochtermarken, in den Wettbewerb gegen den hauseigenen VW Tiguan [4] oder den Audi Q3 [5] einzutreten: Seat brachte erst vor ein paar Monaten den Ateca heraus – und nun Skoda den Kodiaq. Die Tschechen haben allerdings mit kompakten Yeti schon seit Jahren bewiesen, wie gut sie SUV können. Fast 17.500 Yeti wurden bundesweit von Januar bis Oktober 2016 neu zugelassen – mehr als zum Beispiel BMW vom X3 oder Jeep mit allen Baureihen insgesamt.

Wenig Spektakuläres

Das Außendesign ist nicht unbedingt ein Eyecatcher, passt aber ins Segment. Auch innen findet man wenig Spektakuläres: Einen großen Berührungsbildschirm in der Mitte des Cockpits, die intuitiv bedienbare Menüstruktur, gut ablesbare Rundinstrumente mit einem digitalen Anzeigedisplay dazwischen, große bequeme Sitze auch in der zweiten Reihe, die zudem um 18 Zentimeter verschiebbar ist. Bei Bedarf ist eine dritte Reihe Notsitze bestellbar. Der Laderaum misst selbst mit drei Sitzreihen noch 270 Liter, als Fünfsitzer 720 Liter und bei umgeklappter Rücksitzlehne bis zu 2065 Liter. Als Zugfahrzeug bewegt der Kodiaq bis zu 2,5 Tonnen.

Mit seinen Abmessungen von 4697 mm in der Länge, 1882 mm in der Breite und 1676 mm Höhe inklusive Dachreling ist der Kodiaq nur unwesentlich länger als der vom Golf abgeleitete Octavia Combi [6], wirkt jedoch deutlich größer und massiger. Um so erstaunlicher, mit welcher Präzision und Leichtigkeit er sich selbst im Stadtverkehr manövrieren lässt. Die Lenkung arbeitet sehr präzise und Lenkkorrekturen sind selten nötig. Das Fahrwerk bügelt jede Fahrbahnunebenheit gekonnt weg, die Dämpfung lässt sich mit dem optionalen „Driving Mode Select“ über mehrere Stufen zwischen straff und komfortabel einstellen. Auch Lenkung, Gasannahme und das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe werden entsprechend beeinflusst.

Zwei Diesel- und drei Ottomotoren bietet Skoda zum Modellstart im Frühjahr 2017. Den Zwei-Liter- Diesel gibt es mit 110 kW/150 PS oder mit 140 kW/190 PS und schon mit dem kleinen ist der Kodiaq völlig ausreichend motorisiert.

Die Palette der Ottomotoren reicht vom 1,4-Liter-Motor mit 125 PS bzw. 150 PS bis zum 2,0-Liter-Benziner mit 180 PS. Alle Motoren sind selbst bei flottem Beschleunigen sehr leise, Wind- und Abrollgeräusche ebenso kaum zu vernehmen. Was den Verbrauch angeht, so gibt Skoda für den bis zu 210 km/h schnellen, allradgetriebenen 190-PS-Diesel 5,7 Liter im offiziellen Durchschnitt an – laut Bordrechner waren es bei normaler Fahrweise eher 8,0 Liter. Ähnlich der 150-PS-Ottomotor: Statt der angegebenen 6,8 Liter waren es knappe zwölf Liter auf 100 Kilometer.

Durchgehend online

An Assistenzsystemen hat Skoda dem Kodiaq gleich ein ganzes Bündel mitgegeben – vieles optional, einiges aber auch ab Werk. Der Wagen ist durchgehend online. Ein System liefert dabei Informationen und Navigation in Echtzeit, mit „Care Connect“ hat man über das Smartphone aus der Ferne Zugriff auf das Fahrzeug, schickt vor einem Wartungstermin die notwendigen Daten an die Werkstatt oder es hilft in einem Notfall. Zu den Fahrassistenzsystemen gehört neu der Rangierassistent für den Anhänger und eine Kamera die das Umfeld abbildet. Dazu kommen City-Notbremsfunktion, Fußgängerschutz und ein Dutzend weiterer Systeme.

Die Preisspanne breit. Der 125 PS leistende TSI mit 6-Gang-Handschaltung und Frontantrieb ist ab 25.490 Euro zu haben. Die teuerste Version als 190-PS-Diesel mit Doppelkupplungsgetriebe und automatisch zuschaltendem [7] (nicht: „permanentem”, obwohl im Konzern so genanntem) Allradantrieb kostet in der „Style“-Ausstattung ab 39.440 Euro. Angesichts der länglichen Aufpreisliste dürfte es aber ein Leichtes sein, den Preis weit über die 40.000-Euro-Grenze zu treiben.

Übrigens muss man den Kodiaq nicht unbedingt als Spätstarter betrachten, sondern kann in ihm sogar eine Art Vorläufer sehen: Volkswagen arbeitet bereits an einem wahlweise siebensitzigen Tiguan XL für die USA, der dieselbe bewährte Technik ebenfalls in einer etwas größeren Kubatur unters Volk bringen will.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3465268

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Probefahrt-im-neuen-Kia-Sportage-Unter-Wert-3084028.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Probefahrt-im-Hyundai-Tucson-2-0-CRDi-Kein-Aufreger-3057664.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Land-Rover-Evoque-mit-Neunstufenautomat-und-Torque-Vectoring-2048573.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Probefahrt-im-neuen-VW-Tiguan-Auf-zu-neuer-Hoehe-3162631.html
[5] https://www.heise.de/autos/artikel/Klartext-Audila-Merkel-1960096.html
[6] https://www.heise.de/autos/artikel/Skoda-Octavia-G-Tec-im-Test-Spar-Exot-2753929.html
[7] https://www.heise.de/autos/artikel/Warum-moderne-Quermotorkonzepte-auch-mit-Allradantrieb-nicht-gefuehlsecht-sein-koennen-1768723.html