Wie fährt sich der luxuriöse Geländegänger Range Rover mit Hybridantrieb?

Chelsea Tractor 2.0

Als vor acht Jahren ein paar Greenpeace-Aktivisten das Land Rover-Werk besetzten, um gegen die „gas guzzling chelsea tractors“ zu demonstrieren, war die Welt noch in Ordnung: Autos sind böse, SUV sind böseböse. Heute ist es nicht mehr ganz so einfach

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Von
  • Florian Pillau
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München, 11. Dezember 2013 – Als vor acht Jahren ein paar Greenpeace-Aktivisten das Land Rover-Werk Solihull besetzten, um gegen die „gas guzzling chelsea tractors“ zu demonstrieren, war die Welt noch in Ordnung: Autos sind böse, SUV sind böseböse. Heute ist es nicht mehr ganz so einfach: Land Rover baut inzwischen den Range Rover aus Recyclingblech mit Hybrid-Option, immerhin. Ist das jetzt nur noch böse?

Ich würde sagen: Es macht kaum einen Unterschied. Die allermeisten Menschen kaufen eh sehr viel kleinere Autos und Land Rover verringert eben auf Druck der Politik seinen Flottenverbrauch, nicht so sehr wegen Greenpeace-Aktionen. Im Übrigen gestehe ich, damals insgeheim ganz bei den Aktivisten gewesen zu sein. Sie sagten ja völlig zurecht, dass die Land Rover viel zu schwer sind. Die 2,7 bis 2,85 Tonnen minimalen Leergewichts eines Range Rover waren tatsächlich skandalös. Das Auto wäre weniger gewichtig nämlich noch erheblich besser im Gelände gegangen als ohnehin schon. Der Rest ist Geschichte: Heute ist aus dem schweren Eisenhaufen mit Leiterrahmen eine über 400 Kilogramm leichtere, selbsttragende Konstruktion geworden.

Greenpeace hat vollkommen recht

Wie böse das alles wirklich ist, will ich jetzt aber gar nicht ausloten. Mich interessiert vor allem, wie gut die zweifache Diät dem 2014 erscheinenden Auto bekommt. Das betrifft bei den Range Rover-Modellen natürlich vor allem den hohen Fahr- und Antriebskomfort aber auch die extrem gute Geländefähigkeit. Mir ist kein vergleichbares Fahrzeug mit einer annähernd ähnlichen Leistung bekannt. Für die Bewältigung städtischer Trottoirs ist es jedenfalls viel zu schade, auch darin stimme ich mit den Greenpeace-Leuten voll überein. Sie sagten damals ganz richtig, dass das Auto für ländliche Einsätze konstruiert sei und nicht als privater Schulbusersatz.

Dass man mit dem Range Rover Sport eine ganz andere Welt betritt, ist ganz augenfällig. Kein anderer Hersteller luxuriöser SUV kombiniert edles Material und sachliche Formgestaltung in vergleichbarer Weise. Das Ergebnis kommt Architektur viel näher als Innenausstattung und erzeugt allein dadurch bereits Wohlgefühl. Gut, dass sie im Hybrid daran nichts geändert haben, aber wozu hätten sie das auch tun sollen? Der wichtigste Hinweis auf die Antriebstechnik bietet der Bildschirm, auf dem anstelle eines Drehzahlmessers eine Rekuperations-/Entladungsanzeige abgebildet wird.

Splendid Isolation thanks to perfect insulation

Nach dem Druck auf den Startknopf meldet sich der Antrieb auf dem Display bereit. Beim Losrollen bleibt es erst mal still, theoretisch bis zu 1,6 Kilometer bei unter 48 Stundenkilometern, der Akku fasst 1,76 kWh. Hauptaufgabe der E-Maschine ist aber das Boosten. Bei nennenswerter Beschleunigung, etwa beim Einfädeln in den Verkehr auf der Hauptstraße, arbeiten beide Motoren zusammen, hörbar wird natürlich nur der Selbstzünder. Am Klang könnte man ihn allerdings nicht als Dieselmotor identifizieren, der Range Rover bietet wie jeder andere auch eine ganz ausgezeichnete Entkopplung von allem Störenden, Splendid Isolation durch perfect insulation, gewissermaßen.