Just zu seinem 60sten Geburtstag ist KTM am großen Konkurrenten BMW vorbeigezogen

KTM überholt BMW

Eine kleine Werkstatt baut mit viel sportlichem Enthusiasmus Motorräder und wächst nach diversen Rückschlägen in 60 Jahren zum größten Motorradproduzenten Europas heran. Was so unwahrscheinlich klingt, hat die österreichische Firma KTM geschafft

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
17 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Köln, 31. Januar 2014 – Es klingt fast wie das Drehbuch zu einem Hollywood-Film: Eine kleine Werkstatt baut mit viel sportlichem Enthusiasmus Motorräder und wächst nach diversen Rückschlägen in 60 Jahren zum größten Motorradproduzenten Europas heran. Was so unwahrscheinlich klingt, hat die österreichische Firma KTM geschafft.

Für 2013 vermeldete sie 123.859 produzierte Motorräder, damit ist sie am Konkurrenten BMW (115.215 Stück) vorbeigezogen. Rein vom Geldumsatz kann man zwar noch nicht an den Rivalen aus München heran – BMW-Motorräder sind im Schnitt teurer –, aber 716,3 Millionen Euro Umsatz sind aller Ehren Wert für ein Unternehmen, das 1991 Insolvenz angemeldet hatte.

Es begann in einer kleinen Werkstatt

Die Geschichte begann vor genau achtzig Jahren mit dem Entschluss von Johann Trunkenpolz in dem verträumten Ort Mattighofen, etwa 40 km nördlich von Salzburg, 1934 eine Schlosserei zu gründen. Nichts deutete daraufhin, dass aus dieser Werkstatt einmal ein weltweit operierender Konzern entstehen sollte. Nach drei Jahren vertrieb und reparierte Trunkenpolz DKW-Motorräder, noch ein Jahr später nahm er sogar Opel-Autos dazu.

Doch Trunkenpolz war ein echter Motorradenthusiast und wollte unbedingt eine eigene Maschine bauen. Nach dem Krieg nahm die Idee Gestalt an und er begann 1952 mit der Konstruktion. Nach einem Jahr war der erste Prototyp der R 100 fertig mit einem 98-Kubikzentimeter-Sachs-Motor, der bei Rotax in Österreich gebaut wurde. Da eine eigene Produktion teuer war, suchte Trunkenpolz nach einem Teilhaber. Er konnte den ebenfalls motorverrückten Ernst Kronreif überreden, mit ihm eine Firma zu gründen: KTM. Der Name bildete sich aus den Anfangsbuchstaben Kronreif & Trunkenpolz, Mattighofen.

Von Anfang an im Rennsport

Im Jahr 1954 startete die Serienproduktion der KTM R 125 Tourist mit Rotax-Motor. KTM feierte den 60er der Motorradsparte schon letztes Jahr, weil die Tourist bereits 1953 der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist. Gleich von Beginn an wurden viele Komponenten wie etwa Kühler bei KTM selber gebaut. Die Firma war sehr kreativ, nicht nur in der Konstruktion, sondern auch bei der Namensgebung: Mustang, Tarzan, Ponny, Comet. Ihren ersten Roller nannten sie Mecky. Ab 1964 begann KTM auch Fahrräder zu produzieren.