"Hart ist schnell"

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Dieselbe Strecke zur selben Jahreszeit wie im Leon bei fast denselben Temperaturen im Opel Astra: bemerkenswerte Ruhe. Das Teil bügelte alles glatt. Die Musik dudelte, der Hund schlief. Dieses Jahr, mit Ausstattung FR, war der autoerfahrene Hund beim Stopp schon in Würzburg ein Nervenwrack, weil er das unablässige, laute Scheppern nicht verstand. Der Leon war mit dem großen 184-PS-TDI ausgestattet, mit dem er ein Stück schneller fährt als der Astra. Es bringt aber auch nichts, mit den rund 200 km/h des Astra zu fahren. Gar nichts bringt irgendwas, das Fahrwerk kracht, trampelt und scheppert über jede Fuge. Wenn das der Preis für Grip wäre, könnte man das Fahrwerk dem Raser nahelegen. Aber Grip findet es auch nicht, weil es springt und alle Dämpfungsarbeit den Reifen auflastet. In Sachen maximale Querbeschleunigung müsste sich der gemütliche Astra vor der Rappelkiste nicht fürchten. Im Gegenteil.

Es kann durchaus sein, dass Seat eine Abstimmung gewählt hat, die auf Spaniens sanierten, aalglatten EU-Straßen bei 35° C funktioniert und dann Feierabend gemacht hat. Aber kann das heute noch sein, im Volkswagen-Konzern, so eine Form der Unprofessionalität? Eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist, dass da keine Flitzpiepen arbeiten, sondern Leute, die einigermaßen wissen, was sie tun. Sie haben ein Auto gebaut für die Leute, die sich schneller fühlen wollen, als sie sind. Ich kann bis hierher den empörten Seat-Fahrer hören, der sagt: "Aber ich fahre mit meinem Sportfahrwerk so schnell, dass ich ALLE überhole!" Das stimmt mit hoher Wahrscheinlichkeit. Aber man kann auch einen alten Panda auf Winterreifen aus Holz so schnell fahren, dass man alle überholt. Das liegt nicht daran, dass der Panda oder der FR-Leon ein F1-Rennen gewinnen könnte, sondern dass die meisten Leute armlängenweise Abstand halten von jeder Form der Querbeschleunigung. Da kugeln nur wieder die Abfälle durch die Kabine, die man so lang schon wegschmeißen wollte. Also ist die Funktion des Rappelfahrwerks nur die der Motivation zum schneller fahren ohne Grip-Gewinn.

Angebot wegen Nachfrage

Machen wir es kurz: Es gibt im Volkswagen-Konzern reihenweise Fahrwerke, die alles besser können als dieses. Also gibt es die Möglichkeit, diesen Motor samt Doppelkupplungsgetriebe in einem Auto zu fahren, das gleichzeitig komfortabler abrollt und mehr Grip aufbaut. Wahrscheinlich wird auch der Verbrauch besser, der auf der A81 bei über 11 Litern Diesel pro 100 Kilometer lag. Ich möchte diesen Motor nicht unfairerweise mit den tollen Diesel-Referenzen von BMW vergleichen, und ich kenne ihn auch nicht als Autobahn-Sparwunder, aber besser als das kann er meiner Erfahrung nach schon. Noch fairer: Ich verdächtige den zusätzlichen Schlupf, weil mir dieses Fahrwerk so unsympathisch ist. Wahrscheinlicher ist jedoch: An Weihnachten sind die Autobahnen leer. Das FR-Fahrwerk ist trotzdem ein großer Unsinn.