Kommentar: Adieu, Verbrenner

Seite 2: Wunderbare Zahnräder

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Oder zum Beispiel die faszinierende Geschichte der Ventilsteuerung: Königswelle, unten oder oben liegende Nockenwelle. Verstellbare Nockenwellen. Brennverfahren, die zur Effizienzsteigerung optimiert werden, Miller, Selbstzünder, Schichtladungen, Wassereinspritzung, raumfüllende Zündvorrichtungen, Brennraumoptimierungen, Alu-Kolben, gehonte oder veredelte Laufflächen im Zylinder zur Reibungssenkung – ich belasse es hier bei dieser Stichwortsammlung, die ich noch endlos weiterführen könnte. Der Verbrennungsmotor ist so vielfältig, dass man eigentlich gar nicht im Singular von ihm sprechen sollte. An Verbrennungsmotoren gibt es auch nach über 100 Jahren Existenz noch so viele Schräubchen und Rädchen, mit deren Hilfe ihn die Entwickler optimieren können.

Wunderbare Zahnräder

Nicht zu vergessen die unzähligen Innovationen bei den Getrieben! Wo der Elektroantrieb bestenfalls mit einem Zweiganggetriebe langweilt, da erweist sich die moderne Wandlerautomatik als wahres Wunderwerk. Ok, ganz sicher nicht die ollen 3-Gang-Gurken, wie man sie aus Ami-Oldies oder Opel Admiral kennt und die ich noch in meinem Golf 2 erdulden musste. Nein, mir ist seinerzeit echt die Kinnlade runtergeklappt, als ZF erklärte, dass der Übergang vom 5-Stufenwandler zum 6-stufigen rund ein Fünftel der Bauteile einsparte: Weniger Schaltelemente, weniger Radsätze, weniger Masse und weniger Bauraum. Ich habe seinerzeit nicht gewusst, dass neue Planetenradsätze wie Lepelletier oder der diesem zugrundeliegende Ravigneaux patentfähige Erfindungen waren. Erfindungen im Maschinenbau noch in unserem Jahrhundert! Respekt!

Das Gegenteil von langweilig

Genau diesen Respekt empfinde ich als E-Techniker vor Autos mit Verbrennungsmotoren. Dieses Ineinandergreifen so vieler kleiner und großer Finessen, die uns dennoch heute Fahrzeuge bescheren, die etliche 100.000 km mit nur einem Motor überdauern. Die geschmeidig sind, leise, komfortabel, kraftvoll und auch von Generation zu Generation sparsamer und, ja, letztlich auch immer ein bisschen weniger umweltbelastend geworden sind. Das ist für mich das Gegenteil von langweilig, hier fanden tolle und spannende Entwicklungen statt. Ein paar vielleicht sogar heute noch.

Ich mochte diese Dinger. Aber öffentlich drüber reden? Nun, da flüchte ich mich halt aufs Oldtimergleis und nenne es nurmehr Liebhaberei. Aber zu der stehe ich. Was mich zu meinem Schlusswort bringt, einem Zitat von Beatrix Kiddo (Kill Bill 2): „Vielleicht, weil ich ein schlechter Mensch bin?“ (gr)