Realitätsbekenntnis

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RDE definiert zusätzlich so genannte moderate und verschärfte („extended“) Bedingungen. Unter moderat fallen eine Höhe der Teststrecke von maximal 700 Meter über dem Meeresspiegel und eine Temperatur von 0 bis 30 Grad. Extended bedeutet: Eine Höhe von 700 bis 1300 Metern ist zulässig, und das Temperaturfenster reicht von minus sieben bis plus 35 Grad. Dabei sollen „Klimaanlage und Hilfseinrichtungen im normalen Betrieb“ laufen. Die Masse des Autos soll inklusive Fahrer, Beifahrer und Messtechnik nicht höher als 90 Prozent des zulässigen Gesamtgewichts betragen.

RDE ist damit kein weiterer zahnloser Tiger. Vergleicht man die Rahmenbedingungen mit dem aktuellen NEFZ, ist die Straßenmessung sogar eine Revolution. RDE wird also definitiv zu einer Verbesserung beitragen. Klar ist aber auch, dass die Industrie RDE für sich auslegen darf und wird. Wenn beispielsweise auf der Autobahn ein Geschwindigkeitskorridor von 90 bis 145 km/h erlaubt ist, ist es keine Spekulation anzunehmen, dass sich die Testfahrer eher im unteren Drittel dieses Fensters bewegen werden. Das Schöne an RDE ist, dass eben nicht nur die Industrie und von ihr abhängige Organisationen, sondern auch alle anderen diese Messungen nachstellen können. Vorausgesetzt, sie können mit einem PEMS umgehen.

Rahmenbedingungen gezielt durchbrechen

Der ICCT sieht diese Gefahr und hat darum im Kleingedruckten bereits einen wichtigen Verbesserungsvorschlag: Sobald RDE implementiert ist und funktioniert, solle die EU-Kommission unangekündigte und unabhängige Tests durchführen, in denen die Rahmenbedingungen gezielt überschritten werden. Schwachstellen können so aufgedeckt und behoben werden.

Es bleibt also ein zähes Ringen. Wenn man davon ausgeht, dass Verbrennungsmotoren uns noch lange begleiten werden, lohnt es sich. Die Abgasreinigung wird sich mittelfristig stärker dem technisch Möglichen annähern. Das wiederum wird Geld kosten. Es ist gut investiert, denn jeder, der in einem Auto fährt, atmet Stickoxide und Partikel ein. Nicht die des eigenen Fahrzeugs. Die des vorausfahrenden. Und das erfüllt immer den Standard, den der Gesetzgeber irgendwann gesetzt hat. (mfz)