Trotz Downsizing – der V12 wird nicht so schnell vom Markt verschwinden

Sanfter Herrscher: der V12 als Krönung des Motorenbaus

Mit kleinen Hubräumen, Aufladung und geringerer Zylinderanzahl bemühen sich die Autobauer erfolgreich um effizientere Motoren. Der Zwölfzylinder lebt trotzdem weiter – und ist durchaus nicht zwangsläufig ein Säufer

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  • ggo
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Aachen/Stuttgart, 24. Juli 2012 – Diese Wette machen sie gerne in den Entwicklungsabteilung: Eine Münze auf einen Motor stellen und darauf setzen, dass sie beim Anlassen umfällt. Vorher sollten die Ingenieure aber aufs Typenschild schauen. Handelt es sich um einen Zwölfzylinder, haben sie die Wette wahrscheinlich schon verloren. "Denn kein anderer Motor erreicht solch eine Laufruhe", sagt Stefan Pischinger. Die Vibrationsarmut habe ihre Gründe im vollkommenen Massenausgleich und der hohen Zündfrequenz. Der V12-Motor sei deshalb die Krönung des Motorenbaus, sagt der Professor vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen an der RWTH Aachen und Vorsitzender der Geschäftsführung der FEV.

Maximaler Komfort

Derzeit folgen alle Hersteller dem Downsizing-Trend: Sie sparen an Hubraum und Zylindern und müssen dank Aufladung und Direkteinspritzung dennoch keine nennenswerte Leistungseinbußen hinnehmen. Und doch halten sich die vergleichsweise altmodischen Zwölfzylindermotoren. Wenn BMW dieser Tage den überarbeiteten 7er bringt, gibt es ihn nach Werksangaben weiterhin als 760i mit einem 400 kW/544 PS starken V12-Motor. Ein anderes Beispiel ist der Rolls-Royce Phantom, der auch nach der Modellpflege in diesem Frühjahr grundsätzlich mit Zwölfzylinder fährt. Der Motor kommt bei 6,75 Litern Hubraum auf 338 kW/460 PS.

Auch in Ingolstadt sieht man keinen Widerspruch zum Downsizing: Audi verkauft den A8 mit einem in W-Form gebauten Zwölfzylinder mit 368 kW/500 PS, der modifiziert auch bei der Schwestermarke Bentley zum Einsatz kommt. Und ein V12-Motor wird wohl auch wieder für die nächste Generation der S-Klasse von Mercedes zur Verfügung stehen, die der Konzern für kommendes Jahr angekündigt hat. Bis es soweit ist, bauen die Schwaben einen Zwölfzylinder erstmals in der G-Klasse ein. Es soll der weltweit einzige Geländewagen mit V12-Motor sein.

Geschmeidige Sportler

Nicht nur in Luxusfahrzeugen kommt der Zwölfzylinder zum Einsatz – auch bei Supersportwagen ist er erste Wahl: Lamborghini hat seinen V12 vor Jahresfrist für den Aventador überarbeitet und auf 525 kW/700 PS gebracht. Den neuen Ferrari F12 Berlinetta macht ein 6,3 Liter großer Zwölfzylinder mit 544 kW/740 PS zum stärksten Serienmodell in der Firmengeschichte. Und wenn Aston Martin im Herbst den DBS-Nachfolger Vanquish bringt, setzt auch er auf das feine Dutzend unter der Haube. Im Briten leistet der Sechsliter 421 kW/573 PS.