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Unterwegs im Citroën C1 PureTech 82 Airscape Feel

Einfach gut

Fahrberichte Christoph M. Schwarzer

Wir sind in den Citroën C1 eingestiegen, haben über 800 Kilometer in und zwischen den beiden größten Städten Deutschlands zurückgelegt und verstehen jetzt, wie verführerisch Charme und Einfachheit sein können

Hamburg, 25. Februar 2015 – Boah, ist das langweilig. Immer gewinnt der Volkswagen die Vergleichstests in der Kleinwagenklasse. Okay, neuerdings manchmal auch der Hyundai i10. Und tschüss, liebe Konkurrenz? Nein. Denn die Käufer entscheiden nach ihren ganz eigenen Kriterien. Und die gehen über scheinbar objektive Messwerte hinaus. Wir sind in den Citroën C1 eingestiegen, haben über 800 Kilometer in und zwischen den beiden größten Städten Deutschlands zurückgelegt und verstehen jetzt, wie verführerisch Charme und Einfachheit sein können.

Der Clou des Testwagens war das elektrische Rolldach, von Citroën Airscape genannt. Oh ja, das macht selbst bei plus vier Grad Celsius Spaß. Es ist mit einem Öffnungsmaß von 80 Zentimetern Breite und 76 Zentimetern Länge im Verhältnis zur Fahrzeuggröße riesig. Erinnerungen an den seligen 2CV werden allerdings nur begrenzt wach, weil die Ente einfach noch luftiger war. Im Gegenzug bietet der moderne Kleine eine richtige Heckklappe (finden Sie die mal bei einem Fiat 500 C!). Wasserdicht ist der Airscape ebenfalls, wie eine Waschstraßenprüfung und etliche Schauer ergaben. Der Aufpreis von 1000 bis 1500 Euro, in dem weitere Extras enthalten sind, sollte unbedingt investiert werden.

Schlichte Ausstattung, hohe Lebensqualität

Insgesamt ruft Citroën einen Listenpreis von 14.250 Euro für das zur Verfügung gestellte Fahrzeug auf. Das ist relativ wenig, denn anders als von anderen Pressestellen gewohnt hat uns Citroën keinen üppig ausgestatteten Weihnachtsbaum, sondern ein eher simples Ausstattungslevel geliefert. Allein der Motor fällt mit seinen 60 kW (82 PS) aus dem Rahmen; er hat 1,2 Liter Hubraum, ist so beim Peugeot 108 zu haben, nicht aber beim dritten technischen Bruder, dem Toyota Aygo.

Zum Grundpreis von 13.000 Euro für den fünftürigen Citroën C1 82 Airscape „Feel“ kam kein Aufpreis für die Farbe Weiß, dafür aber 520 Euro für die schwarzen 15-Zoll-Alufelgen, 50 Euro für den Drehzahlmesser (überflüssig), 140 Euro für das Rot des Daches und 540 Euro für die Klimaanlage. Fertig.

Willkommen in der klassischen automobilen Einfachheit. Die Außenspiegel werden durch einen Hebel justiert. Das klappt wunderbar, und anders als elektrische Stellmotoren ist der Mechanismus auch ausfallsicher und wohl auch leichter. Die Rückfahrkamera kostet im Paket mindestens 1100 Euro mehr – ohne die, wie im Testwagen, ist das Parken aber auch kein Problem. Man kommt dank 3,46 Meter Gesamtlänge in die meisten Lücken, die anderen verwehrt sind, obwohl sie mit Sensortechnik aufgerüstet sind. Natürlich liefert Citroën gegen Geld eine automatische Fahrlichtschaltung, ein schlüsselloses Zugangssystem und einen Touchscreen. Unser Testwagen aber kam weitgehend nackt daher, was durchaus wohltuend sein kann.

Also ab auf die Straße. Es fällt auf, wie deutlich sich der 1,2-Liter-Motor vom Basis-Dreizylinder abhebt. Das Kolbenvolumen ist üppig eingeschenkt, und man kann schaltfaul dahingleiten. Schon bei niedrigen Drehzahlen liefert die Maschine ordentlich Kraft. Die Werksangabe für die Beschleunigung liegt bei elf Sekunden (1,0-Motor 14,3 Sekunden), die Höchstgeschwindigkeit ist mit 170 km/h (Basis: 160 km/h) eingetragen.

Kaum Spartechnik im preissensibelsten Segment

Abstriche müssen bei der Laufkultur hingenommen werden. Vom ruhigen und nochmals kraftvolleren Lauf eines Ford-1.0-Ecoboost-Motors oder dem Mini-/BMW-Dreizylinder mit 100 kW (136 PS) ist der traditionelle Saugmotor weit entfernt. Eine Enttäuschung oder vielmehr eine Ernüchterung erlebten wir außerdem an der Tankstelle.

Dass der Zykluswert von 4,3 Litern (entsprechend 99 Gramm CO2/km) nicht erzielbar war, ist eine Banalität. Die absoluten Ergebnisse zeigen aber, wo die Schwächen heutiger Kleinwagen liegen: Weil hier keine aufwendige Technik oder gar eine Hybridisierung wie eine Klasse drüber im Toyota Yaris zum Einsatz kommt, sind die Resultate schwach.

Minimal nippte der Motor 4,2 Liter auf einer Bundesstraßentour aus dem Tank. Im City-Einsatz waren es 5,1 Liter bei grüner Welle und 7,6 Liter im üblichen Stadtgewirr. Auf der Autobahn mit Richtgeschwindigkeit lag der Verbrauch bei 6,3 Litern. Weil der Citroën C1 im Wesentlichen in den Städten Hamburg und Berlin sowie auf der Autobahn dazwischen eingesetzt wurde, kam ein Gesamtdurchschnitt von 6,5 Litern zu Stande.

Hätte der C1 eine Stopp-Start-Automatik gehabt, wäre sie wegen der niedrigen Außentemperaturen kaum zum Einsatz gekommen; die Klimaanlage blieb aus dem gleichen Grund komplett unbenutzt. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Verbrauchswert ist klassenüblich und den winterlichen Umständen angemessen. Er zeigt aber, wie schwer es ist, den Fortschritt ins preissensibelste Segment zu tragen.

Saubere Verarbeitung

Zurück in den Alltag: Hier fielen uns neben der praktischen Kürze die gute Lenkung sowie das gegenüber dem Vorgänger deutlich verbesserte Fahrwerk auf. Obwohl der Testwagen auf Winterreifen (Dimension 165/60 R15) rollte, war die Rückmeldung von der Fahrbahn präzise; der Kleine macht in Kurven Freude. Und, wir geben es zu, das Design gefällt uns besser als das der Wettbewerber von Volkswagen, Hyundai und Toyota. Ein Stück Frankreich, gefühltes Laisser-faire, außer bei der Verarbeitung – hier waren alle Teile sauber zusammengebaut, und nichts klapperte.

Zum Abschluss noch eine Bemerkung zum Speedlimiter: Den Lenkstockhebel rechts hatten wir zuerst für einen Tempomaten gehalten. Es ist aber ausschließlich ein Geschwindigkeitsbegrenzer. Den werden die meisten Fahrer mutmaßlich niemals benutzen, und wahrscheinlich ist er eingebaut, um Pluspunkte in irgendeinem Messverfahren zu generieren. Er zeigt dennoch, was technisch möglich ist. Nämlich in Zukunft irgendwann ein eingebautes Tempolimit.

Citroën hat des Testwagen kostenlos zur Verfügung gestellt und die Überführung bezahlt. Der Autor ist für die Benzinkosten aufgekommen.


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