Minister Hermann: „Dopingkontrollen“ für Autobauer

Als Reaktion auf den Volkswagen-Abgasskandal will Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Autobauern mit unangekündigten Prüfungen auf den Zahn fühlen. „Wir brauchen im Verkehr so etwas wie die unangemeldeten Dopingkontrollen“, sagte Hermann

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  • Florian Pillau

Als Reaktion auf den Volkswagen-Abgasskandal will Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Autobauern mit unangekündigten Prüfungen auf den Zahn fühlen. „Wir brauchen im Verkehr so etwas wie die unangemeldeten Dopingkontrollen“, sagte Hermann der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Das heißt, dass die Messungen ohne Vorankündigung stattfinden sollen, damit sich niemand vorbereiten kann.“

Der Dieselmotor bleibe ein wichtiger Bestandteil, um ehrgeizige Klimaschutzziele zu erreichen, sagte Hermann.

(Bild: Winfried Hermann)

Solche Pläne will Hermann in einem eigenen Messprogramm für Baden-Württemberg verwirklichen. Das Programm solle so schnell wie möglich starten, sagte er. „Wir wollen, dass auf der Straße gemessen wird und nicht nur im Labor.“

Zu den Grundlagen der Pläne sagte der Grünen-Politiker, es würden Messungen im Interesse der Luftreinhaltung veranlasst und damit in gewisser Weise Aufgaben des Kraftfahrtbundesamtes übernommen. Dem Amt warf er vor, es habe nach Bekanntwerden der Manipulationen nur abwiegelt. Dabei habe die Behörde sich zu sehr auf die Autoindustrie verlassen, sagte Hermann. „Wir sind zu den Messungen im Gespräch mit dem ADAC. Ungewöhnliche Kooperationen führen aus unserer Erfahrung zu größerer Glaubwürdigkeit.“ Die Pläne für die eigenen Tests begründete Hermann auch damit, dass man das Feinstaub- und Stickoxidproblem unbedingt in den Griff bekommen wolle.

Der Minister kritisierte erneut die Bundesregierung. Die habe bisher mit Teilen der Autoindustrie die Reform des Messzyklus torpediert. Das müsse nun aufhören. „Wir müssen das Messverfahren RDE voranbringen.“ Die Abkürzung RDE heißt „real-driving emissions“, es geht also um tatsächliche Emissionswerten und nicht um Schadstoffausstoß unter Laborbedingungen.

Zudem warnte Hermann davor, den Diesel nach dem Abgas-Skandal bei Volkswagen als Antrieb generell infrage zu stellen. Der Dieselmotor bleibe ein wichtiger Bestandteil, um ehrgeizige Klimaschutzziele zu erreichen, sagte der Grüne. „Er sollte daher optimiert und nicht abgeschafft werden.“ Die Probleme müssten aber dringend gelöst werden. „Ich bin mir sicher, dass dies mit der deutschen Ingenieurskunst zu schaffen ist.“

Vor kurzem war herausgekommen, dass Volkswagen in den USA die Abgaswerte bei Dieselwagen per Software manipuliert hat. Weltweit sind nach Konzernangaben rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon rund 2,8 Millionen auch in Deutschland.

(dpa) (fpi)