Schwer dynamisch

Fahrbericht: Audi RS 7 Sportback

Wem der Audi RS 6 Avant zu sehr nach Familienausflug aussieht, bekommt als Alternative nun den RS 7 Sportback – mit 600 PS bis zu 305 km/h schnell. Das Erstaunlichste am Audi RS 7 ist, wie mühelos sich das Herumwuchten von 2,1 Tonnen Auto anfühlen kann

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Fahrbericht Audi RS 7 Sportback 15 Bilder

(Bild: Audi)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff

Wem der Audi RS 6 Avant zu sehr nach Familienausflug aussieht, bekommt als Alternative nun den RS 7 Sportback – mit 600 PS bis zu 305 km/h schnell. Das Erstaunlichste am RS 7 ist, wie mühelos sich das Herumwuchten von mehr als 2,1 Tonnen Auto anfühlen kann.

Heftig gefragt

Heftige Fahrleistungen sind gut nachgefragt: Porsche Panamera, Mercedes AMG E63 und der BMW M5 erfreuen sich großer Beliebtheit bei der kaufkräftigen Kundschaft. Eine RS 6 Limousine lässt Audi aus, bietet dafür mit RS 6 Avant und RS 7 Sportback ein Doppelpack aus Kombi und Fließheck. Der Avant soll nun erstmals in den USA angeboten werden. Der RS 7 tritt gegen BMW M8 Gran Coupé, Mercedes AMG GT Coupé und Porsche Panamera Turbo S an.

Mit 441 kW / 600 PS und 800 Nm maximalem Drehmoment befindet sich der Audi RS 7 Sportback auf dem Niveau des Vorgängers. Bei dieser Leistung stellt sich verstärkt die Frage, wie man sie angemessen auf die Straße bekommt. Der Allradantrieb mit seiner aktiven Momentenverteilung, der die Kraft zwischen vorn und hinten im Verhältnis 40:60 verteilt, bei Bedarf aber auch 85 nach hinten und maximal 70 Prozent nach vorn schicken kann und ein sehr aufwendiges Fahrwerk helfen mit, dass sich das Ganze trotz des hohen Gewichts ab unglaublichen 2140 Kilogramm nie so angestrengt anfühlt, wie es nach den Gesetzen der Physik zweifellos ist.

Aufwand für Agilität

Dass der Motor die Masse jederzeit quasi ansatzlos ohne Atemholen beschleunigen kann, ist da noch die einfachere Übung. Mehr Aufwand steckt in der vermittelten Agilität: Die Wankneigung des 5,01 Meter langen Schrägheckmodells bleibt selbst in schnellen Kurvenkombinationen unterhalb derer manch halb so schwerer Sportwagen und die Lenkung macht einen deutlich verbesserten Eindruck. Man merkt so fast nur beim Anbremsen, was für ein schwerer Klotz der Audi RS 7 Sportback ist. Das meiste überspielen fein abgestimmte Regelsysteme im Antrieb und natürlich auch die deutlich verbreiterte Spur. Die teuren Reifen bekommen jedenfalls gut zu tun und dürften sich daher bei forcierter Fahrweise genauso zügig abfahren, wie man es von allen anderen schweren, hochmotorisierten Autos kennt.

Der technische Aufwand für das Dynamikpaket ist gewaltig und multipliziert sich noch, da Audi seinen Sportstourer mit zwei unterschiedlichen Federungssystemen anbietet. Man hat die Wahl zwischen der im Komfort etwas überlegenen Luftfederung oder der fahrdynamisch etwas verbindlicher agierenden Stahlfederung – beide mit variabler Dämpferabstimmung. Anders als beim Kombi RS 6 Avant gibt es keine 48-Volt-Wankstabilisierung. Stattdessen werden, wie beim kleineren RS 5, die Stoßdämpfer eingesetzt. In Kurven werden die äußeren auf maximale Dämpfkraft eingestellt und bremsen so die Bewegung. Im Effekt kommt das der Wankstabilisierung zwar schon nah – ist aber spürbar nicht das Gleiche.

Mildhybrid mit Segelfunktion

Wie im identisch motorisierten RS 6 bietet im RS 7 ein 48-Volt Mildhybridsystem mit Riemen-Starter-Generator zwischen 55 und 160 km/h eine Segelfunktion oder kann bis zu zwölf Kilowatt rekuperieren, was den Verbrauch ebenso senken soll wie das Stopp-Start-System, das den Motor beim Heranrollen an eine Ampel bereits ab 22 km/h abstellt.

Der Innenraum wirkt edel in seinem technoiden Schick – nichts anderes hätte man von Audi erwartet. Der Gran Turismo wird wahlweise als Fünfsitzer verkauft, die viersitzige Konfiguration verspricht einen besseren Komfort. Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Porsche Panamera oder BMW 8er Gran Coupé jedoch lassen sich die Fondsitze selbst gegen Aufpreis nicht verstellen. Ebenso groß wie variabel ist der Laderaum mit einem Volumen von 535 bis 1390 Litern.

Mit 122.000 Euro ist der Audi RS 7 Sportback bereits teuer, die komplette Serienausstattung lässt dabei noch eine Reihe von ertragreichen Lücken. Realistischerweise wird man daher die 140.000-Euro-Marke leicht überschreiten und sich damit auf dem Niveau der Konkurrenz finden. Das 530 PS starke BMW M850i Gran Coupé xDrive kostet mit mindestens 122.700 Euro ähnlich viel wie der RS7, ein 639 PS starker Mercedes-AMG GT ist mit 196.790 Euro nochmals deutlich kostspieliger. (fpi)