Sehr geehrter Softwarehersteller,

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ronald Eikenberg

Sehr geehrter Softwarehersteller,

eigentlich finde ich es ja rührend, was für Sorgen Sie sich um meine Sicherheit machen. Bei jedem Programmstart gucken Sie erst mal auf Ihrem Update-Server nach, ob es was Neues gibt, vielleicht sogar was Wichtiges.

Ich weiß ja auch, dass Bösewichte immer häufiger auf Lücken in Anwendungen zielen, statt auf Löcher im Betriebssystem zu spekulieren. Mittlerweile ist Windows ja fast als sicher zu betrachten, den monatlichen Patch Days sei Dank.

Aber spätestens seit der DLL-Lücke ist immer irgendwo Patch Day, heute bei Firefox, morgen bei Skype und übermorgen bei VLC. Und so hole ich mittlerweile tief Luft, bevor ich meinen Rechner anmache, um mich gegen die Dinge zu wappnen, die da gleich kommen werden.

Ein Popup vom Flash Player, es gebe da ein sicherheitskritisches Update. Mitten auf dem Desktop eine Nachricht von Java, es sei von gestern. Dann muss sich Firefox erneuern, was einen Rattenschwanz an Add-on-Aktualisierungen nach sich zieht. Bis der Browser offen ist, habe ich schon halb vergessen, was ich eigentlich wollte.

Inzwischen habe ich eine gewisse Renitenz entwickelt. Ich mag jetzt nicht updaten, ich will an meine Mails. Ich mag jetzt nicht dabei zusehen, wie der Download-Balken langsam vollläuft, ich will twittern, wie das Wetter ist. Also ein beherzter Klick auf "du mich auch" und durch. Wird schon gut gehen, ich weiß, was ich tu, und außerdem, was gibt es bei mir schon groß zu holen?

Zwei Wochen später stelle ich wegen einer kleinen Unstimmigkeit fest, dass mein Rechner still und heimlich vom Ostblock annektiert wurde und seitdem hauptberuflich Softwarefälschungen vertickt, statt mir zu dienen. Und dann bin natürlich ich schuld, ich hätte ja stets brav auf "ja, gibs mir" und "nein, es macht mir nichts aus, jetzt neu zu starten statt mein Dokument zu speichern" klicken sollen.

Also bitte bitte bitte, ansonsten sehr geschätzter Softwarehersteller: Denken Sie sich eine bessere Selbstschutzmethode aus. Die Jungs von Google, die aktualisieren ihren Chrome-Browser ganz diskret, ohne dass es weh tut. "Silent Updates" heißt das Zauberwort. Hiermit erlaube ich Ihnen ganz ausdrücklich, meine Software auf dem neuesten Stand zu halten, ohne mich bei dem zu behindern, wofür ich meinen PC eigentlich gekauft habe. Und sei es nur, um aller Welt mitzuteilen, was das für ein mieser Sommer gewesen ist. (rei)