In der Arena

Trotz - oder vielleicht gerade wegen - der Indizierung genießt Quake auch bei deutschen Spielefreaks Kultstatus. Schon seit Monaten kreisen die Diskussionen um das sehnlichst erwartete Quake 3 Arena. Jetzt gewährt eine Testversion erste Einblicke.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.

Mit der soeben veröffentlichten Testversion des Ballerspiels setzt der Chefprogrammierer bei id Software, John Carmack, seine Tradition fort, immer ein wenig gegen den Strom zu schwimmen: Das Debüt des Ballerspiels erfolgte unter MacOS, und noch vor der Windows-Version erschien auf http://www.quake3arena.com/q3test/ auch eine Linux-Portierung.

Auch beim Spiel selbst setzt id Software neue Akzente. Bei bisherigen First Person Shootern dominierten Kämpfe gegen computergesteuerte Gegner das Geschehen; die Möglichkeit, einzeln oder in Gruppen (Capture the Flag) übers Netz gegen andere Spieler anzutreten, wurde als Zusatzfeature betrachtet. Im Gegensatz dazu bildet Quake 3 Arena lediglich die Kulisse für moderne Gladiatorenkämpfe, die sogar vor Publikum ausgetragen werden können. Das Duell gegen den Computer dient nur mehr dem Training der Reflexe und der Koordination.

Konsequenterweise findet sich der Spieler in der Testversion zunächst in leeren Räumen wieder. Erst wenn sich mehrere Spieler am Server anmelden, kommt Leben in die Bude. Die Grafik ist ein wenig besser als bei Quake 2, aber keinesfalls eine Offenbarung, wie es seinerzeit Quake beziehungsweise GLQuake waren. Überall finden sich die sanft geschwungenen Bögen, die die Verwendung von Splines demonstrieren; die Qualität von Texturen und Lichteffekten ist ebenfalls gestiegen - jedoch ohne daß man darüber gleich in Verzückung gerät.

Die etwas über 20 MByte große Datei enthält zwei Level, von denen der erste aus herkömmlichen Gewölben und Höfen besteht. Der zweite setzt sich aus mehreren freischwebenden Plattformen zusammen, die nur über spezielle Sprungflächen mit Trampolinfunktion zu erreichen sind. Vor allem in der Hektik des Getümmels landen ungeübte Spieler hier oft im Nirwana.

Das Waffenarsenal wurde gegenüber dem Vorgänger nur geringfügig modifiziert und hält für geübte Quaker keine großen Überraschungen bereit. Insgesamt merkt man dem Spiel den Testcharakter noch deutlich an. Es enthält lediglich die notwendigen Grundfunktionen; Erweiterungen, wie sie Lithium oder Team Fortress Classic bieten, sucht man vergeblich.

Auf einem G3-Mac mit 300 MHz, 128 MByte RAM und ATI Rage 128 Grafikkarte lief das Spiel flott und bis auf ein paar Abstürze stabil.

Auf einem Linux-Rechner mit 350-MHz-Pentium-II, 128 MByte RAM und Voodoo-2-Board wirkte das Spiel etwas ruckeliger. Selbst ein Pentium MMX mit 233 MHz lieferte noch akzeptable Bildwiederholraten - allerdings erst nachdem die Voodoo-Karte durch eine Voodoo-2 ersetzt wurde. Voraussetzung ist ein glibc-basiertes System wie Red Hat 5.x oder S.u.S.E. ab Version 6.0.

Der bereits verfügbare Windows-Server ohne Grafik bereitete keine Probleme, so daß auch bald mit einer Win32-Testversion zu rechnen ist. Der Erscheinungstermin des fertigen Spiels steht allerdings noch nicht fest.

Aufgrund des unverändert gewalttätigen Spielcharakters ist damit zu rechnen, daß auch Quake 3 Arena in Deutschland binnen kürzester Zeit auf dem Index für jugendgefährdende Spiele landen wird. In Ländern wie den USA, wo bereits jetzt regelrechte Quake-Meisterschaften stattfinden, wird es mit ziemlicher Sicherheit dem Trend zu Netzwerkspielen weiteren Aufschwung verleihen. (ju) (ju)