Mein Fairphone und ich: "Langsam werden wir Freunde"

Viele Fairphone-Nutzer hatten vorher noch kein Smartphone. Eine heise-Leserin erzählt, warum sie sich eines gekauft hat, was der Support taugt und welche Vorteile es in dunklen Parkhäusern hat.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Claudia Paar

Einige Fairphone-Käufer sind in ihren 50ern, wollten eigentlich ihr altes Handy bis zur Rente nutzen, lasen vom Fairphone und dachten: Da bekommst du vielleicht ein Produkt, das du nicht nach zwei Jahren wegwerfen (oder recyceln) musst und du unterstützt eine gute Idee.

Andere sind sozial engagierte, umweltbewegte Jugendliche oder junge Erwachsene, die Smartphones gut und nützlich finden, aber diese Wegwerf- und Ausbeutementalität nicht unterstützen wollen.

Das Fairphone lässt sich unkompliziert öffnen und gibt sein Inneres preis.

(Bild: Fairphone)

All diese Menschen verzeihen den Fairphone-Leuten, wenn nicht alles von Anfang an klappt. Und die FP-Leute reagieren auch darauf, dass es nicht die Technik-Freaks sind, die sich ein Fairphone zulegen. Sondern simple User, von denen viele noch kein Smartphone besessen haben.

Das Tutorial mit buntem Intro und aufmunternder Musik zeigt, wie man sich auf dem Touchscreen bewegt. Auch meine Tochter, die ein Samsung-Smartphone hat, fand das Tutorial hilfreich, kreativ und sorgfältig gestaltet. Die Video-Tutorials auf der Homepage sind nicht nur hilfreich, sondern auch "charming".

Jede noch so simple Frage wird beantwortet, in größere Probleme wird Zeit und Technikverstand investiert. Und in keinem Fall wird sich darauf zurückgezogen, dass das Problem vor dem Bildschirm sitzt. Fairer Umgang mit der bunt gefächerten Kundschaft gehört auch dazu.

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Es hat mich einige Tage gekostet, herauszufinden, wie mein Speedport mit dem Fairphone kommunizieren kann. Bis ich verstanden hatte, was WPS ist und es in meinem Router fand. Das Samsung-Smartphone meiner Tochter fand den Router von selbst, aber das iPad einer Kollegin musste auch überredet werden, mit dem Speedport Kontakt aufzunehmen.

Fairness-Fortschritte unterstützen

Die Fairphone-Leute definieren ihren Zugang zu "fair" offen. Ich unterstütze diese Idee, weil es ein Beginn sein kann. Und wenn es in ein paar Jahren Fairphone nicht mehr geben sollte, sondern große Firmen die Idee übernommen haben – dann war es gut, dass es Fairphone gab.

Wenn Fairphone wie eine Insel in eine große Firma integriert wird, ähnlich wie Body Shop bei L'Oréal, freue ich mich auch. Dann ist wenigstens erkannt worden, dass es Kund(inn)en gibt, die andere Anforderungen an ihre Produkte stellen.

In jedem Fall habe ich den Eindruck, dass mehr über Nachhaltigkeit rund um Smartphones diskutiert wird, seit die Fairphone-Leute sich auf den Weg gemacht haben. Ich verstehe nur nicht, warum Leute fast aggressiv reagieren, wenn sie von dieser "Bewegung" schreiben und anführen, dass immer noch Kinderarbeit geduldet wird.

Man sollte auf der Fairphone-Homepage nachlesen, warum. Und nicht gleich so hohe Maßstäbe anlegen, nach dem Motto "Wenn nicht alles zu 100 Prozent fair abläuft, belassen wir es bei den miesen Bedingungen, die jetzt herrschen." So entwickeln wir uns nicht weiter.

Langsam werden das Fairphone und ich Freunde

Mein Fairphone macht seit dem Update ordentliche Bilder, es lässt sich unkompliziert öffnen und gibt sein Inneres preis. Es lässt mich smsen, telefonieren und surfen, wenn ich will. Langsam werden wir Freunde, ähnlich wie ich und mein erster VW-Käfer. Und vielleicht gibt es bald Kurse an der VHS: Wie repariere/programmiere ich mein Fairphone selbst?

Übrigens, mein Fairphone ist nicht klobig oder altmodisch oder unhandlich. Es ist robust und gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich nachts mein Auto aus dem Parkhaus holen muss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damit ein Nasenbein brechen kann, wenn's sein muss. Claudia Paar / (cwo)