Frühstart: Intels Haswell im Kurztest

Intels Geheimhaltung bröckelt: Wochen vor dem Start von Intels Haswell-Prozessoren konnte c't einen ersten Prozessor der Baureihe Core i7-4000 kaufen und vermessen.

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Von
  • Benjamin Benz

Offiziell soll der Core i7-4770 erst im Juni vorgestellt und verkauft werden, doch c't konnte bereits ein Exemplar erwerben und testen.

Eigentlich will Intel die nächste Core-i-Generation alias Haswell erst zu Beginn der Computex vorstellen – als vorläufigen Höhepunkt einer präzise choreographierten PR-Strategie. So gab es seit 2011 diverse Roadmaps mit Informationshäppchen. Mainboards waren bereits auf der Embedded World und der CeBIT zu sehen. Es folgten Presseveranstaltungen zur Iris-Grafik und seit wenigen Tagen dürfen Hersteller von PCs, Workstations und Mainboards über ihre Haswell-Produkte plaudern – wenn sie keine konkreten Details zu Chipsätzen und Prozessoren verraten. Allerdings ist es Intel anscheinend nicht gelungen, diesen Plan auch sämtlichen deutschen Online-Händlern verständlich zu machen. So konnten wir schon vorab einen Core i7-4770 für 326 Euro erwerben und im c't-Labor kurz testen.

Er tritt mit vier Kernen, Hyper-Threading, 8 MByte L3-Cache und einer Nominalfrequenz von 3,4 GHz mit Turbostufen bis 3,9 GHz genau in die Fußstapfen des Core i7-3770 aus der Ivy-Bridge-Generation. Allerdings erfordert er Mainboards mit der neuen Fassung LGA1150. Intel spricht von einer komplett neuen Mikroarchitektur.

Haswell-Prozessor (10 Bilder)

Intel hat nicht alle Händler unter Kontrolle: Diesen Boxed-Prozessor konnten wir bereits kaufen.

Von der profitiert bisherige Software kaum, ganz egal ob sie einen oder mehrere Kerne nutzt. So steigt die Punktzahl im Cinebench gerade einmal um vier bis acht Prozent. Kein Wunder, denn die Neuerungen betreffen im wesentlichen die AVX-Einheiten, die wiederum spezielle Software erfordern. Nutzt diese bereits AVX2 und insbesondere die neuen FMA-Befehle (Fused Multiply-Accumulate), so zieht Haswell auf und davon. Im hoch optimierten Linpack bringt alleine das über 60 Prozent Performance-Zuwachs.

Ebenfalls verbessert hat Intel die integrierte Grafikeinheit, auch wenn unser Testkandidat bloß die HD-4600-GPU und nicht "Iris" hat. Im 3DMark11 schafft der Haswell-Chip 1360 Punkte, sein Vorgänger nur rund die Hälfte. Damit schließt Intel bei der 3D-Performance zu den APUs von AMD auf, kann aber am A10-5800K nicht vorbeiziehen – zumindest nicht mit der HD 4600.

LGA1150-Mainboards auf der CeBIT (6 Bilder)

Asrock B85M

Der Chipsatz B85 folgt anscheinend dem B75, der auf bezahlbare Mainboards zielt.

Bei unserem Test-Prozessor, der anscheinend in der serienmäßigen Verpackung steckte, hat Intel die beiden Erweiterungen für Transactional Memory (TSX) freigeschaltet. Allerdings erfordern sowohl Hardware Lock Elision (HLE) als auch Restricted Transactional Memory (RTM) speziell dafür kompilierten Code und es ist noch nicht klar, wie stark Systeme mit nur einer CPU-Fassung und mit vergleichsweise wenigen Kernen davon profitieren können. Gedacht ist Transactional Memory insbesondere für (Datenbank-)Server mit zwei oder vier CPU-Fassungen und zahlreichen Kernen. Weil die allerdings noch eine ganze Weile auf Haswell-EP und Haswell-EX warten müssen, können die Programmierer aber so schon einmal üben.

Ob Haswell-Prozessoren – wie seit geraumer Zeit spekuliert wird – tatsächlich sparsamer arbeiten als ihre Vorgänger, lässt sich bislang schwer beurteilen. Unser Core i7-4770 nahm im Kurztest in vielen Szenarien in etwa dieselbe Leistung auf wie der i7-3770. Allerdings haben wir letzteren auf einem besonders sparsamen LGA1155-Mainboard vermessen. Bei LGA1150 liegen uns bislang nicht genug Vergleichswerte vor, um die Effizienz des Boards ähnlich genau beurteilen zu können. Zudem hat Intel mit Haswell den Spannungswandler (und damit auch Wandlungsverluste) vom Mainboard in die CPU verlagert.

Intel Core i7-4770 Intel Core i7-3770 AMD A10-5800K
technische Daten
Codename Haswell Ivy Bridge Trinity
Preis 326 Euro 280 Euro 115 Euro
TDP 84 Watt 77 Watt 100 Watt
Core / Thread 4 / 8 4 / 8 4 / 4
Taktfrequenz 3,4 GHz 3,4 GHz 3,8 GHz
max. Turbo 3,9 GHz 3,9 GHz 4,2 GHz
L3-Cache 8 MByte 8 MByte nicht vorhanden
GPU HD 4600 HD 4000 Radeon HD 7600
Fassung LGA1150 LGA1155 FM2
Benchmarks
Cinebench 11.5 Single-Thread 1,72 1,66 1,07
Cinebench 11.5 Multi-Thread 8,12 7,49 3,33
3DMark 11 1360 787 1623
3DMark 847 629 keine Messung
Linpack 10.3.7 (AVX) 101,7 GFLOPS 104,4 GFLOPS keine Messung
Linpack 11.0.3 (AVX2 + FMA) 177,1 GFLOPS 104,3 GFLOPS keine Messung

Mit Software, die tatsächlich alle Kerne, deren AVX2-Einheiten sowie die Grafik voll auslastet, liegt die Leistungsaufnahme unter Volllast allerdings höher als bisher. Während wir mit einem älteren, nur für AVX optimierten Linpack-Kompilat 82 Watt über die 12-Volt-Schiene zur CPU gemessen haben, sind es mit AVX2-Software 95 Watt. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass Intel die TDP von 77 auf 84 Watt angehoben hat. (bbe)