Entwickler-Communitys im Porträt #2: c-plusplus.de

Als Marcus Bäckmann Mitte der 90er-Jahre eine lose Sammlung von Tutorials zur Programmierung mit C++ online stellte, hätte er nicht gedacht, das daraus das wichtigste deutschsprachige Forum zur C-Familie werden würde. heise Developer lässt ihn im Gespräch ein Resümee ziehen.

heise Developer: c-plusplus.de ist mehr als nur ein seit Jahren etabliertes Forum für an C++ interessierten Programmierern? Was findet man noch auf der Website beziehungsweise warum sollte man euch im Blick haben?

Marcus Bäckmann: Das Forum ist auf jeden Fall bei Fragen der Dreh- und Angelpunkt und besitzt eine hohe Dynamik. Wer sich aber Zeit nimmt, findet in unserem C++-Magazin Artikel zu bestimmten Themen oder eine umfangreiche Tutorial-Sammlung, um tiefergehenden Wissensdurst zu stillen. Im Blick sollte man uns haben, weil wir breit aufgestellt sind: Es spielt keine Rolle, ob jemand sein C++-Programm für Linux oder Windows schreibt, ob er Qt verwendet oder MFC (Microsoft Foundation Classes) beziehungsweise ob er einen .NET-Client für seinen C++-Server mit Webservices erstellt. Weiterhin behalten wir seit einigen Jahren alle Seiten in der Datenbank und haben dadurch ein großes Wissensarchiv mit 200.000 Threads angesammelt.

heise Developer: Wie kam es überhaupt zur Entstehung des Forums?

Bäckmann: Eigentlich per Zufall. Als ich die Seite Ende 1996 eingerichtet hatte, war es eine Sammlung von Tutorials zur Programmierung mit C++. Das zog dann immer mehr E-Mails mit konkreten Fragen nach sich, was die Seite explosionsartig anwachsen ließ – woraufhin ich ein fremd gehostetes kostenloses Forum einbaute. Man kann sich vielleicht noch vorstellen, wie das aussah. 1997, das war noch nicht mal Web 1.0. Das Webarchiv hat den ersten Eintrag aus dem Jahr 2000 parat. Rasch kamen ein eigenes Forum und immer größer werdende eigene Servermaschinen hinzu, so wie die Community c++.de heute kennt.

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Communitys im Porträt

Innovative oder etablierte Techniken der Softwareentwicklung leben heute nicht mehr allein von der Unterstützung der Industrie oder von der Genialität ihrer Erfinder, lebendige und motivierte Entwickler-Communitys sorgen nachhaltig für ihre Marktdurchdringung und stehen einander mit Rat und Tat zur Seite. heise developer würdigt die wichtigsten deutschsprachigen Communitys.

• #1: myCSharp.de
• #2: c-plusplus.de

heise Developer: Wie viele Leute sind denn an der Community beteiligt, beziehungsweise wie viele Nutzer sind über die Jahre zusammengekommen und zurzeit regelmäßig aktiv?

Bäckmann: Es gibt einen harten Moderatorenkern von 10 bis 15 Fachleuten, die in den Rubriken Ordnung halten, aber auch fachlich gewisse Schwerpunkte besetzen. (An dieser Stelle auch ein Dank an das Team und an nman, unseren Sysadmin, der sich hartnäckig und dauerhaft um die Wartung des Servers kümmert.) Dazu kommt noch ein regelmäßiger Stamm von 15 bis 20 Nutzern, der hochwertige Antworten zu den Fragen gibt und auf fast alles eine Antwort hat. Auch zwei MVPs sind permanent bei Microsoft-Themen gefragte Ansprechpartner. Rein datentechnisch haben wir knapp 34.000 registrierte Nutzer, von denen etwa 800 bis 900 pro Monat aktiv sind. Fast 200.000 Besucher pro Monat, über eine Million Seitenabrufe, 500 Postings pro Tag – und es wird weiterhin mehr.

Wir haben es in den letzten Jahren zudem geschafft, einmal pro Jahr einen Forentreff zu veranstalten, um auch "live" zu gehen.

heise Developer: Was sind zurzeit die Themen, bei denen am meisten los ist? Welche Themen, die vor fünf oder zehn Jahren eine übergewichtige Rolle spielten, sind aus dem Blickwinkel geraten?

Bäckmann: Spürbar ist der Einfluss der Parallelprogrammierung – Threads und Locks, das wird immer alltäglicher. Speziell bei C++ bemerkt man, dass die Leute das Warten auf C++0x satt hatten und sich massiv Boost zuwandten – in der Rubrik C++ ist das inzwischen ein Dauerbrenner. Bei den grafischen Oberflächen sind heute wxWidgets, Qt und .NET Schwerpunkte. Es ist generell viel breitbandiger als früher – zu Beginn drehte sich ja fast alles um die MFC und Borlands VCL (Visual Component Library), nun sind Themen der Interoperabilität zwischen Plattformen, Systemen, Datenbanken und Tools Stand der Technik.

Vor einigen Jahren gab es neue Trends wie XML und die Einbindung von SQL-Datenbanken in jede noch so kleine Anwendung – inzwischen ist das Alltag. Ich will allerdings durchaus betonen, dass wir nach wie vor auch absolute Einsteigerfragen der Form "wie erstelle ich denn eine Schleife" bekommen, denen wir uns aber nie verwehrt haben. Schließlich haben wir alle so einmal angefangen.

heise Developer: Was würdest du als Alleinstellungsmerkmal für eure Community-Site herausstreichen?

Bäckmann: Die richtige Mischung aus Größe und Wandlungsfähigkeit. Wir sind groß genug, dass nahezu jede User-Frage jemanden findet, der zur Lösung etwas beitragen kann. Durch die hohe Besucheranzahl entstehen schnelle längere Diskussionen, aus denen auch die erfahrenen Nutzer neue Anregungen schöpfen können. Weiterhin gibt es uns über 10 Jahre, wir folgen nicht jeder Tagesströmung, sondern sind dort präsent, wo sich auch die Besucher aufhalten.

heise Developer: Auf was für eine Technik setzt ihr, c-plusplus.de am Laufen zu halten?

Bäckmann: Das Forum läuft auf einer Linux-Maschine und basiert auf einem heftigst geänderten phpBB. Um das Forum herum befinden sich einige mehr oder weniger selbst erstellte CMS-Module, die auch in PHP erstellt wurden. Zwar älter, aber nach wie vor verlässlich. Wir waren vermutlich das erste Programmierforum im deutschsprachigen Raum, das ein Syntax-Coloring für C und C++ hatte. Heute findet man das in jedem Technik-Blog.

heise Developer: Wo siehst du c-plusplus.de in einigen Jahren?

Bäckmann: Weiterhin aktuell und dynamisch im Netz! Es wird für uns wichtig sein, neue Trends und Themen rund um die "C-Sprachfamilie" zu erkennen und dafür eine sinnvolle Diskussionsplattform zu bieten. Eine große Herausforderung ist es sicherlich, den regelmäßigen Generationswechsel bei den Moderatoren zu meistern – wer 1996 erstmalig bei c++.de als Student mitschrieb, hat heute Beruf und vielleicht auch Familie und nicht mehr so viel Zeit. Das Kernteam benötigt regelmäßig Nachwuchs an qualifizierten Autoren, Moderatoren und Besuchern, sodass ein gegenseitiger Wissensaustausch zu allen aktuellen Themen erhalten bleibt.

heise Developer: Vielen Dank für das Gespräch und die Beantwortung der Fragen. (ane)