Federlesen #3: Das Jahr unter Apachen

Neben vielen technischen Neuerungen in den rund 80 Apache-Projekten beherrschten 2010 auch wirtschaftliche Themen die Community. Zeit für einen Rückblick auf das letztjährige Jahr der Apachen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Frank Pientka
Inhaltsverzeichnis

Neben vielen technischen Neuerungen in den rund 80 Apache-Projekten beherrschten 2010 auch wirtschaftliche Themen die Community. Eine besondere Note spielte die Auseinandersetzung mit Oracle um die Zukunft von Java. Zeit für einen Rückblick.

Die Betreuung einer Technik durch die Apache Software Foundation (ASF) erfolgt von der Wiege (Incubator) bis zu Bahre (Attic). 2010 haben eine Handvoll Projekte den Incubator verlassen und dürfen sich nun Top-Level-Projekt nennen. Andere wanderten aufgrund zu geringer Unterstützung in den Attic-Wartungszustand. In Attic finden sich nun auch WSRP-4J, iBatis, ORO und ECS, wobei iBatis außerhalb von Apache als MyBatis unter Google Code weitergeführt wird. Unter Apache Extras findet sich eben dort neuerdings auch eine Sammlung von Erweiterungen für Apache-Projekten, die sich nicht den Anforderungen eines offiziellen Apache-Projekts unterziehen wollen. Schließlich ging sogar die Version 1.3 des Apache Urprodukts, des HTTP-Servers, 2010 "in Rente".

Aktuell gibt es im Incubator rund 47 aktive Projekte, insgesamt wurden 17 Incubator-Projekte eingestellt, da sie entweder zu wenig Community-Unterstützung erfahren hatten oder in andere Projekte aufgegangen sind.

Selbst Open Source kann sich nicht den Auswirkungen der Marktkonsolidierung und den daraus folgenden Firmenübernahmen entziehen. Deswegen darf man gespannt beobachten, wie sich zum Beispiel die Übernahme von Day Software durch Adobe oder eine denkbare Akquisition Yahoos auf deren Engagement bei Apache auswirken. So ist auch die Weiterentwicklung der Blog-Software Roller nach dem Rückzug von Sun und IBM gefährdet. Damit diese nicht auf dem Softwarefriedhof landet, werden noch weitere Entwickler dringend gesucht.

Trends, die sich bei den Java-Projekten unter dem Apache-Dach niederschlagen, sind NoSQL und die Verarbeitung großer Datenmengen mit BigData. In dem Bereich haben 2010 die Apache-Projekte HBase, Cassandra, CouchDB und Hadoop Major-Versionen veröffentlicht. Einen anderen Trend stellte die Referenzimplementierung von "Java EE 6"-Komponenten (MyFaces, Bean Validation, OpenWebBeans, OpenEJB und OpenJPA) und deren Integration in künftigen Versionen des Webservers Tomcat und des Applikationsservers Geronimo dar. Die vollständige "Java EE 6"-Zertifizierung ist für denn App-Server allerdings erst für dieses Jahr geplant, obgleich der Standard bereits seit Ende 2009 freigegeben ist.

Im Bereiche Enterprise OSGi bietet Apache Aries die bisher fehlende Brücke zwischen den beiden Welten OSGi und Java EE an, die die Produkte ActiveMQ und Geronimo bereits verwenden. Für den dazu gehörigen "OSGi 4.2 Blueprint"-Standard liefert Apache mit Felix und CXF einzelne Referenzimplementierungen. Durch die mit OSGi verbesserte Modularisierung lassen sich Apache-Projekte untereinander einfacher und flexibler um Funktionen erweitern. Gleiches gilt für Entwickler, die mit den fertigen OSGi-Bundles eigene Lösungen erstellen wollen.