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  • Hokkapokka

mehr als 1000 BeitrÀge seit 22.01.2007

Ewige Streitfrage PLA, oder ABS? - Erfahrungsbericht

Moinsen !

Gestern hat sich mir offenbart, was ich von PLA zu halten habe und denke, das wird so manchen interessieren.
Das wichtigste zu Beginn: Ich lebe nicht in Deutschland, sondern auf einer Insel im SĂŒdpazifik. Die Temperaturen, und die Luftfeuchtigkeit, das Ganze Klima hier, sind extrem. Alles geht sehr schnell kaputt. Fast all meinen Kram zum Basteln, Meine Arduinos und mein Werkzeug verstaue ich in Metall-Dosen, die sofort rosten wĂŒrden, wenn ich den Deckel nicht schließe. Weshalb sie nicht von außen rosten weiß ich nicht, ich kann nur vermuten, dass sie lackiert sind. Ist der Deckel drauf, auch kein Rost. Ergo gehe ich davon aus, dass sie sehr gut abdichten.
Netzteile vermeide ich. Wann immer möglich, benutze ich Trafos. Meine Nozzle, und das Headbed bekommen 12V Wechselstrom direkt aus einem Trafo durch Relais, die am Arduino hÀngen.

Als ich vor mehr, als zwei Jahren meinen ersten 3D-Drucker bekam, bestellte ich jeweils zwei rollen PLA und ABS.
Inzwischen habe ich auch einen Filamentmaker.

Zu Beginn habe ich hauptsĂ€chlich mit PLA gedruckt, weil das Material fĂŒr den Einsteiger gut geeignet ist. Ich hatte am Anfang nicht mal ein Headbed und das ABS haftete ergo nicht an dem ungeheizten Druckbed.
Mir war klar, dass ich eines Tages einen Filamentmaker haben werde, und ich behielt den ganzen gedruckten PLA Kram, um ihn spÀter mal zu zerschreddern, und wieder Filament draus zu machen.

Die erste Rolle hatte ich komplett verbraucht, bis ich langsam auf ABS gewechselt bin. Mit PLA hatte ich seit dem nichts mehr gemacht.

Gestern sah ich mir einen Film an, indem jemand PLA in Vergaserreiniger "weich" gemacht hatte und mir viel ein, dass ich ja noch die zweite Rolle PLA hatte, die seit zwei Jahren ungenutzt im Karton lag. Um das also mal auszuprobieren kramte ich das PLA hervor, und stelle fest, dass ich es nicht mal einlegen konnte, da es SOFORT zerbrach!

ZunĂ€chst nahm ich an, das betrĂ€fe nur die Ă€ußere Schicht, stelle aber fest, dass das gesamte Filament seine StabilitĂ€t verloren hatte. Ich schraubte die Seite der Rolle komplett ab. Mit meinem Finger konnte ich einmal komplett durch das PLA-Filament drĂŒcken - es zerbrach sofort. Ungekochte TĂŒtenspagetti sind10 mal stabiler...

Ich habs erst mal mit einer Kaffee-SchlagmĂŒhle in Krempel zerpulvert. Sobald mir der Sinn danach steht, werde ich meinen Filamentmaker reinigen und mal sehen, ob sich das PLA nochmal verwursten lĂ€sst...

Die Frage ist nur WofĂŒr???
Ich hatte natĂŒrlich sofort nachgesehen, wie es meinen alten PLA-Teilen geht, die ich eigentlich fĂŒr den Maker gesammelt, jedoch nie benutzt hatte. Ergebnis: Totalschaden!

Die Ă€ltesten Teile lagen ganz unten, die Neusten ganz oben. Ich kippte den ganzen Kram auf den KĂŒchentisch. So dass die Ă€ltesten Teile obenauf lagen.

Die Àltesten Teile hatten eine Konsistenz von Lakritz in der Sonne - klebrige Finger mit eingeschlossen!
Die Teile mittleren Alters waren, wie Waffelkekse. Man konnte die meisten in der bloßen Hand zerdrĂŒcken. Einige waren so brĂŒchig, dass man sie zwischen den Fingern zerkrĂŒmeln konnte.
Von den jĂŒngsten Teilen konnte man etwa die HĂ€lfte ganz leicht zerbrechen...

Die Frage ist also, was soll ich damit Drucken? Wenn ich es mit Vergaserreiniger weich mache, werde ich es vermutlich nicht mal mehr wiederverwenden können. (Falls sich das ĂŒberhaupt machen lĂ€sst. Zumindest ist es naheliegend, dass es nicht mehr jene StabilitĂ€t haben wird, wie zu Beginn.) So fĂ€llt mir daher eigentlich nur noch die Verwendung von Opferformen ein.

Viele Leute bevorzugen PLA, weil es einfacher zu drucken ist, und weil es umweltvertrÀglicher ist, da es aus MaistÀrke gewonnen wird.

Nehmen wir mal an, hier auf der Insel verrotten die Sachen 10-Mal schneller als in Nordeuropa, dann werden Eure PLA-Teile also zwischen 5-20 Jahre halten (wenn ĂŒberhaupt) und es wird nix mehr davon ĂŒbrigbleiben.

Hat man nun einen Filamentmaker sieht es mit der UmweltvertrĂ€glichkeit von ABS (und auch PET) gleich ganz anders aus: ABS stinkt beim Drucken nach MĂŒllhalde. NICHT weil das MĂŒll drin ist, sondern, weil sich auf den MĂŒllhalden das ABS stapelt, dass einem schwindelig wird.
Wer also einen Filamentmaker hat und sein altes ABS zerschreddern kann, der tut etwas fĂŒr den Umweltschutz, wenn er es selber wieder verwertet.

Das ist etwas, das man sich mal durch den Kopf gehen lassen sollte...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.04.2014 23:13).

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