Die neue Lust am Analogen

„Digital Natives“ lassen die Analogfotografie weiterleben: Apps und Software imitieren täglich millionenfach die klassischen Bildlooks. Lesen Sie hier die wichtigsten Fakten des Analogtrends und wie Sie schnell und günstig in die faszinierende Welt der filmbasierten Fotografie einsteigen können.

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Lesezeit: 37 Min.
Von
  • Ilka Siegling
Inhaltsverzeichnis

Amateurfotograf Dieter Faustmann (44) mag das „im Dunkeln tappen“: Es beginnt mit Einlegen des Films, geht über die Konzentration auf jeden Moment des Aufnahmeprozesses und endet mit der Erleichterung, wenn er mit dem Abzug aus der Dunkelkammer ins Tageslicht kommt. Für Faustmann ist analoge Fotografie noch lange nicht Geschichte. Er liegt im Trend, die neue Lust auf das Fotografieren wie früher packt Menschen jedes Alters. Auch immer mehr jüngere Fotografen entdecken die filmbasierte Fotografie: Hobbyfotograf Christian Riek (25) schätzt die Konzentration, die durch den endlichen Platz eines oder zweier Kleinbildfilme entsteht. Er sucht seine Motive bewusster als wenn er digital fotografiert. Geht es dann in die Dunkelkammer, ist es ein ausgewähltes Bild, um das er sich intensiv kümmert. Jan Voigt (23) sieht in der analogen Fotografie einen Ausgleich zu seiner täglichen Computerarbeit. Ganz nebenbei kann er sich als angehender Chemiker mit der praktischen Anwendung von Chemie befassen. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Rica Siegling (17): Sie freut sich über die mit überschaubarer Technik ausgestattete alte Kamera, mit der sie sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: auf das Foto. Dabei ist es für sie unerheblich, auf welches Material sie ihre Bilder belichtet, sie bringt den Film in die Drogerie und bearbeitet die Fotos von der dort entstandenen Foto-CD am Computer weiter.

Ob mit oder ohne eigene Dunkelkammer, die filmbasierte Fotografie ist ein sinnlicher Prozess, bei dem das einzelne Bild einen anderen Stellenwert bekommt als in der digitalen Fotografie. Die Endlichkeit eines Films birgt in ihrer Beschränkung eine Herausforderung, sich vor der Aufnahme mit dem Motiv auseinanderzusetzen. Diese Überlegung spielt während des Fotografierens eine wichtige Rolle: nicht als Manko, sondern mehr als ein Anreiz, dem einzelnen Foto einen echten Wert beizumessen.

Schon die Wahl des Films ist eine im Vorfeld getroffene Entscheidung, die sich mit der Entscheidung für eine bestimmte Festbrennweite vergleichen lässt. Durch diese Vorauswahl richtet sich der Blick in eine bestimmte Richtung. Das mag die Augen vor manchen Eventualitäten verschließen, öffnet sie wie - derum für sonst übersehene Eindrücke.

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