Digitale Bilderrahmen zweckentfremdet

Die inzwischen weit unter die 50-Euro-Marke gerutschten Preise für digitale Bilderrahmen verleiten dazu, diese auch zweckentfremdet einzusetzen – etwa als Display für einen kleinen Steuerungs-Computer oder als sehr extravagante Uhr.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Carsten Meyer

Digitaler Bilderrahmen als preiswertes Display fĂĽr einen Steuerungscomputer (Platine links)

Die erstaunliche Diskrepanz der Preise für einen kompletten digitalen Bilderrahmen und dem eines völlig nackten Farbdisplays für den Einsatz etwa in Bedieneinheiten von Industriesteuerungen (ein solches Panel mit gerade einmal QVGA-Auflösung ist nicht unter 150 Euro zu haben) brachte zum Beispiel einen begabten Frickler auf die Idee, bei seinem Messcomputer einen billigen Bilderrahmen als Anzeigeeinheit zu verwenden. Das Ergebnis kann sich (zumindest technisch) sehen lassen: Der Steuerungsrechner für sein Messlabor verbraucht einschließlich Display nur etwa 5 Watt Leistung, er wird vom Steckernetzteil des Bilderrahmens mitversorgt. Probieren Sie das lieber nicht daheim – es sind hier doch eingehende Elektronik- und Digitaltechnik-Kenntnisse nötig.

Einfacher zu realisieren ist da schon unser Vorschlag, mit einem DPF (Digital Photo Frame) eine äußerst extravagante Uhr zu realisieren. Inspiriert wurden wir von der eleganten Qlocktwo, einem echten Hingucker, der die Zeit nicht mit Zeigern oder Ziffern darstellt, sondern als umgangsspachlichen Satz ("ES IST DREIVIERTEL FÜNF") formuliert. Leider kostet das Designpreis-prämierte Stück knapp 900 Euro.

Das können Sie mit einem DPF billiger haben: Den reddot design award wird unsere Uhr wohl nicht bekommen, dafür haben Sie die Möglichkeit, Ihre Uhr mit ein wenig Kreativität (und zugegeben etwas Fleißarbeit) ganz individuell zu gestalten.

Spricht "dieringer" Deutsch: DPF-Uhr im Eigen-Design

Die Idee: Alle uns bekannten Bilderrahmen gestatten es, eine Bildfolge alphabetisch sortiert im festen Zeitraster abzuspielen. Legt man die Anzeigezeit für ein Bild nun auf fünf Minuten fest, benötigt man 143 Bilder für alle Uhrzeiten eines Tages – sofern man sich wie die Qlocktwo auf eine Anzeige-Genauigkeit von ebendiesen fünf Minuten und eine 12-Stunden-Anzeige beschränkt. Wenn man in der Bildbearbeitung eine Vorlage mehrfach abspeichert, erleichtert dies die doch recht zeitaufwendige Gestaltung etwas. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Unser Prototyp beispielsweise zeigt die Uhrzeit in thüringer Mundart an. Die 143 Uhrzeit-Bilder sind der leichten Auffindbarkeit halber entsprechend der angezeigten Zeit benannt (z. B. "_0445.jpg"). Ein Problem ist allerdings, die so entstandene Bilder-Uhr zu stellen – man will ja nicht extra bis zum späten Abend aufbleiben, um das Abspielen der Bilderfolge zu starten. Die meisten Bilderrahmen setzen die Bildfolge aber wie vorgesehen fort, wenn man die richtige Uhrzeit mit den Menütastern "vorgespult" hat.

Der eigentliche Trick besteht nun darin, den Bilderrahmen mit einer Zeitschaltuhr aus- und zur gewünschten Startzeit einzuschalten, was nebenbei den Vorteil hat, dass die Uhrzeit bei jedem Einschalten mit der Schaltuhr-Referenz synchronisiert wird; damit gleicht man dann auch Ungenauigkeiten des Bilderrahmen-Timers aus. Empfehlenswert ist in jedem Fall ein elektronischer Zeitschalter, der ein minuten- oder sogar sekundengenaues Einschalten ermöglicht. Sogar eine energiesparende Nachtabschaltung ist damit möglich – die Bilderfolgen-Benennung muss dann natürlich mit der Einschaltzeit übereinstimmen. Das gezeigte Philips-Modell ist für den Einsatzzweck mit einem Ein-/Aus-Taster aber schon "zu gut": Wichtig ist, das sich der Bilderrahmen mit Anlegen der Stromversorgung einschaltet, ohne dass man einen Taster betätigen muss.

Probieren Sie vor der mühevollen Kleinarbeit aber lieber aus, ob Ihr Bilderrahmen den eingestellten Modus "Alphabetische Reihenfolge" und die gewählte Anzeigedauer auch nach dem Aus- und Wiedereinschalten oder dem "Vorspulen" beibehält, sonst müssen Sie doch bis Mittags oder Mitternacht warten...

Ein digitaler Bilderrahmen ist übrigens auch billiger als ein graviertes Türschild für die Amtsstube oder das Büro. Die nebenstehende Anwendung bedingt natürlich bauliche Maßnahmen, will man das Anschlusskabel gut verstecken und den Rahmen diebstahlsicher verankern. Gewiefte Bastler werden hier Kabel an die Bedientaster anlöten, um das dargestellte Bild ferngesteuert wechseln zu können – etwa je nach diensthabendem Beamten. Auch ein dezenter Hinweis auf Anwesenheit, Vertretung oder Mittagspause lässt sich so verwirklichen. Einige etwas luxuriösere Modelle gestatten es sogar, Bilder per WLAN an den Rahmen zu schicken; damit spart man sich dann den Gang vor die Tür, um das Pausen-Bild abzurufen.

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