Erster Eindruck: Systemkamera Olympus OM-D EM-1 III mit optimierter Bedienung

Die E-M1 ist das Flaggschiff der spiegellosen Systemkameras von Olympus. Sie richtet sich an Naturfotografen und beherrscht dafür manchen Spezialtrick.

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Erster Eindruck: Systemkamera Olympus OM-D EM-1 III mit geschliffenem Bedienkonzept
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Inhaltsverzeichnis

Die Olympus OM-D E-M1 III gehört zu den spiegellosen Systemkameras des Micro-Four-Thirds-Systems. Sie richtet sich an erfahrene Fotografen, die sich der Naturfotografie verschrieben haben und wartet dafür mit spannenden Details wie einem integrierten ND-Filter, einer hohen Serienbildrate sowie Wetterfestigkeit auf.

Mit der E-M5 (rechts) belebte Olympus seine OM-D-Serie 2012 digital wieder. Seither hat sich die Serie stark weiterentwickelt und in drei Linien aufgeteilt. Die E-M1 III ist das jüngste Mitglied und legt einen Schwerpunkt bei umfassenden Belichtungsspielräumen und -optionen.

Die dritte Generation der E-M1 setzt sich nur zaghaft von den Vorgängerinnen ab und unterscheidet sich optisch praktisch nicht. Das ist eine gute Nachricht, denn die Haptik der E-M1 II wusste durchaus zu überzeugen. Anders als die kompaktere E-M5-Serie, mit der Olympus die OM-D-Serie einst digital wiederbelebte, hat sie einen ausgeprägteren Griffwulst und ein höheres Gehäuse.
Der Body der E-M1 III liegt entsprechend sicher und hervorragend in den Händen. Im Zusammenspiel mit unserem Testobjektiv Olympus M.Zuiko Digital 12-45mm 1:4 hatte es einen ausgewogenen Schwerpunkt.

Die Verarbeitung wirkt äußerst hochwertig, nichts hakelt, keine Abdeckung hat Spiel, selbst der schwenkbare Monitor rastet beim Zuklappen leicht ins Gehäuse ein und kommt dadurch vertrauensvoll robust daher. Auch die Haptik der Bedienelemente – samt Anordnung – ist dem Hersteller gut gelungen, sodass man die E-M1 III schnell auch mit dem Auge am Sucher "blind" bedienen kann.

In den Details setzt sich die Mark III von der Mark II ab, denn Olympus setzt etwas andere Schwerpunkte und räumt den Body auf. Die Funktions-Taste "Fn-2" darf sich nun ausdrücklich der Belichtungskorrektur widmen und auch das Moduswahlrad hat eine Überarbeitung erfahren – weg mit Automatik-Modus, weg mit den Art-Filtern. Stattdessen spendiert Olympus mehr Platz für konfigurierbare Benutzereinstellungen (C1 bis C4) und bringt den Bulb-Modus eine Ebene nach oben direkt auf das Wahlrad. Bisher musste man dafür in der Blendenautomatik "S" arbeiten, hier ist nun bei 60 Sekunden Schluss.

Die E-M1 III (rechts) macht Schluss mit dem Direktzugang zu Art-Filtern über das Moduswahlrad. Olympus konzentriert sich auf die Alleinstellungsmerkmale der Kamera und gibt diesen Platz am "Bulb"-Modus. Vorgängerin E-M1 II brachte noch Art-Filter und eine Vollautomatik auf ihrem Wahlrad unter.


Ein vergleichbares Vorgehen gibt es bei der Konkurrenz praktisch nicht. Aus der Sicht von Olympus ist das aber sinnvoll, denn die Kamera beherrscht umfassende Langzeitbelichtungsoptionen: Beim herkömmlichen "Bulb" aktivieren Fotografen die Belichtung, indem sie den Auslöser drücken und gedrückt halten. Bei der Funktion "Time" startet die Aufnahme nach dem Drücken des Auslösers und endet erst nach einem weiteren Druck. Beide Funktionen können mit Live-View-Anzeige betrieben werden, die sich in einem festgelegten Zeitraum aktiviert. Bei beiden Funktionen gilt: Je länger der Verschluss offen ist, desto größer die einfallende Lichtmenge. Bei der dritten Langzeitbelichtungsvariante "Live Composite" können Fotografen den Verschluss "offenlassen" (bis zu 6 Stunden!), ohne dass sich die Belichtung des Hintergrunds ändert, denn die Kamera kombiniert hier mehrere Serienaufnahmen und setzt sie zu einem korrekt belichteten Foto zusammen. Praktisch ist das beispielsweise für Aufnahmen von Feuerwerk oder Sternspuren.

Abgesehen davon beherrscht die Kamera weitere Belichtungstricks. Neben Mehrfachbelichtung und HDR gibt es auch einen digitalen Graufilter unter dem Namen "Live-ND-Aufnahme", der in den Belichtungsmodi "S" und "M" zur Verfügung steht. Für diese Spezialtricks müssen Fotografen allerdings ins Menü abtauchen und das ist weniger aufgeräumt als das Gehäuse. Es teilt sich auf in sechs vertikal angelegte Untermenüs, die mehr oder weniger stark weiter verästelt sind. Gut, dass es ein "Mein Menü" gibt, unter dem man seine wichtigsten Einstellungen versammeln kann.

Während das Gehäuse mit seinen Bedienelementen aufgeräumt daherkommt, merkt man dem komplexen Menü deutlich an, was für einen enormen Funktionsumfang der Hersteller hier unterbringt. Damit setzt sich Olympus deutlich von möglichen Konkurrenten wie der Sony A6600 oder der Fujifilm X-T4 ab.

Olympus OM-D E-M1 III mit M.Zuiko Digital 45mm f/1.8 bei f/2.8, 1/8 s, ISO 200

Mit diesem Ausstattungspfund muss die E-M1 III auch wuchern, denn im spiegellosen Universum hat sie den kleinsten Sensor und der verharrt seit Jahren bei einer Auflösung von 20 Megapixeln. Die Bildqualität ist dennoch insgesamt sehr gut. Unsere Laborwerte liegen auf dem Niveau der Konkurrenten mit größeren Chips. So startet die Kamera bei niedrigster Empfindlichkeit mit einem Visual Noise von 1. Der Visual Noise (VN) bezeichnet das subjektiv wahrnehmbare Rauschen. Werte bis 0,8 stehen dabei für weitgehende Rauschfreiheit, Werte bis zwei für einen geringen, Werte bis drei für einen mäßig und Werte über drei für einen deutlich störenden Rauscheindruck. Erst bei ISO 3200 knackt sie die 2er Marke. Bei ISO 12.800 steigt sie auf 3.

100-Prozent-Ausschnitt:
links: Olympus OM-D E-M1 III mit M.Zuiko Digital 45mm f/1.8 bei f/2.8, 1/125 s, ISO 3200
rechts: Sony A7 II mit FE 90 mm f/2.8 bei f/5.6, 1/50 s, ISO 3200

So tadellos wie die Messwerte sind die Praxisaufnahmen bei hohen Empfindlichkeiten allerdings nicht. Die Aufnahmen kämpfen bei zunehmenden ISO-Werten mit einem Detailverlust, der sich in Artefakten und weichgerechneten, flachen Strukturen äußert. In der 1:1-Ansicht reichen die Bilder daher nicht an die Brillanz größerer Sensoren heran.

Mehr Infos

Test A6600 vs A6100


Die Olympus E-M1 III macht in ihrer jüngsten Generation einen tadellosen Eindruck. Dem Hersteller ist es gelungen, das Profil der E-M1-Serie weiter zu schärfen. Der Funktionsumfang ist enorm und erlaubt Fotografen ihr kreatives Potenzial voll auszuschöpfen. Gerade für alle, die sich auf Landschafts- und Natursujets verlegt haben, bietet sie verlockende Funktionen wie einen digitalen ND-Filter.

Ein Wermutstropfen ist die Abbildungsleistung bei hohen Empfindlichkeiten. Gerade in der 1:1-Ansicht zeigen sich hier unschöne Artefakte, die zulasten der Bildbrillanz gehen. Ambitioniert ist der Preis mit knapp 1800 Euro, da es Konkurrenten in der gleichen Klasse schon teils günstiger gibt. Eine gute Option ist daher der Griff zur Vorgängerin, die im Moment etwa 600 Euro weniger kostet.

Technische Daten der Olympus OM-D E-M1-Familie
Modell Olympus OM-D EM1 III Olympus OM-D E-M1 II Olympus OM-D E-M1X
Kameraklasse spiegellose Systemkamera spiegellose Systemkamera spiegellose Systemkamera
Bildsensor
Sensorgröße FourThirds/ 17,4 mm × 13 mm FourThirds/ 17,4 mm × 13 mm FourThirds/ 17,4 mm × 13 mm
Cropfaktor 2 2 2
Sensortyp CMOS CMOS CMOS
Sensorauflösung 5184 × 3888 5184 × 3888 5184 × 3888
Megapixel 20 Megapixel 20 Megapixel 20 Megapixel
Lichtempfindlichkeit ISO 200 bis ISO 25.600 (erweiterbar ISO 64, ISO 100) ISO 200 bis ISO 25.600 (erweiterbar ISO 64, ISO 100) ISO 200 bis ISO 25.600 (erweiterbar ISO 64, ISO 100)
Autofokus und Foto-Features
Autofokustyp Hybrid Hybrid Hybrid
AF-Messfelder 121 121 121
Bildstabilisierung 5 Achsen intern 5 Achsen intern 5 Achsen intern
kürzeste / längste Verschlusszeit 1/32.000 s – 60 s (Bulb) 1/32.000 s – 60 s (Bulb) 1/32.000 s – 60 s (Bulb)
Serienbildrate (AF/AE) 60 B/s 60 B/s 60 B/s
Video
Videoformat MP4 MP4 MP4
Videokomprimierung MPEG-4 AVC/H.264 MPEG-4 AVC/H.264 MPEG-4 AVC/H.264
Maximale Auflösung 4094 × 2160 (24p) 4094 × 2160 (24p) 4094 × 2160 (24p)
Sucher und Display
Suchertyp / Vergrößerung OLED / 0,74x OLED / 0,74x OLED / 0,82x
Sucherauflösung 2,36 Mio. Pixel (1024 × 768 Bildpunkte) 2,36 Mio. Pixel (1024 × 768 Bildpunkte) 2,36 Mio. Pixel (1024 × 768 Bildpunkte)
Displaytyp / Diagonale LCD/ 3" LCD/ 3" LCD/ 3"
Displayauflösung 1,04 Mio. Pixel (720 × 480 Bildpunkte) 1,04 Mio. Pixel (720 × 480 Bildpunkte) 1,04 Mio. Pixel (720 × 480 Bildpunkte)
beweglich, Touch ja, ja ja, ja ja, ja
Besonderheit Astro-Autofokus integrierter Handgriff/ 2 Akkus
Akku und Speicher
Speichertyp SD-Karte (UHS-II unterstützt) SD-Karte (UHS-II unterstützt) SD-Karte (UHS-II unterstützt)
Speicherkarten-Slots 2 2 2
Akkutyp Lithium-Ionen-Akku (BLH-1) Lithium-Ionen-Akku (BLH-1) 2 × Lithium-Ionen-Akku (BLH-1)
Akku-Kapazität 1720 mAh / 420 Aufnahmen 1720 mAh / 440 Aufnahmen 1720 mAh / 870 Aufnahmen
Gehäuse und Anschlüsse
Gehäusematerial/ wetterfest Magnesium-Legierung Magnesium-Legierung Magnesium-Legierung
Objektiv-Bajonett Micro-Four-Thirds Micro-Four-Thirds Micro-Four-Thirds
Bodymaße (B × H × T) 134 mm × 91 mm × 69 mm 134 mm × 91 mm × 69 mm 144 mm × 147 mm × 75 mm
Gewicht (inkl. Akku und Karte) 580 g 574 g 997 g
Anschlüsse USB 3 (Typ C), HDMI Typ D, WLAN, Bluetooth, Mikrofon, Kopfhörer USB (Typ C), HDMI Typ D, WLAN, Bluetooth, Mikrofon, Kopfhörer USB 3 (Typ C), HDMI Typ C, WLAN, Bluetooth, Mikrofon, Kopfhörer
interner Blitz nein nein nein

(ssi)