Produktionsende der analogen Holga-Kameras

Ende Legende: Die Herstellung der 1981 erstmals produzierten und inzwischen kultigen analogen Einfachstkameras wurde jetzt eingestellt und offensichtlich sogar alle Werkzeuge entsorgt. Die Nachfrage hatte in der jüngsten Zeit stark nachgelassen.

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Produktionsende der analogen Holga-Kameras
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle

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Das Schicksal der analogen Holga scheint besiegelt. Das berichtete der US-amerikanische Importeur Freestyle Photographic Supplies auf seiner Seite am 25. November. Der chinesischen Kamera-Hersteller habe alle Werkzeuge weggeworfen. Es sei auch nichts mehr vorrätig, was verkauft werden könne.

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Näher spezifiziert oder begründet wurde die Entsorgung der Fertigungs-Werkzeuge nicht. Ganz offensichtlich hatte der Produktionsbetrieb in China schon länger keine Bestellung mehr erhalten und seine Fertigung auf andere Produkte umgestellt. Irgendwann hat er dann wohl beim Aufräumen auch die nicht mehr benötigten Werkzeuge entsorgt.

Was im Jahre 1981 in der damals noch britischen Kronkolonie Hong-Kong als billige Rollfilm-Volkskamera begann und mit dem Erfolg des Kleinbildfilms schon fast verschwunden war, erlebte im Gefolge der Rückbesinnung auf analoge Filmmaterialien einen wahren Boom. Die Familie der Holga-Billigstkameras bekam im Laufe der vergangenen Jahre immer mehr Mitglieder und entpuppte sich für Neueinsteiger zunehmend als unüberschaubare fernöstliche Großfamilie.

Neben der klassischen 120-Sucher-Version gab es TLR-Modelle, Polaroid-Rückteile, Stereo-Kameras und Kleinbild-Modelle. Allen gemeinsam war der Aufbau aus wenigen Kunststoff-Spritzguss-Teilen, die schnell montiert werden und für wenig Geld unter die Leute gebracht werden konnten. Am 25. November teilte der US-amerikanische Anbieter Freestyle Photographic Supplies nun mit, dass er auf Nachfrage beim chinesischen Hersteller erfahren habe, die Produktion sei eingestellt und alle Werkzeuge vernichtet. Ob dies für alle Holga-Modelle zutrifft oder nur für den Rollfilm-Klassiker, geht aus den vorliegenden Informationen nicht hervor.

Die bei Importeuren und im Fotohandel noch verfügbaren Kameras dürften, wenn man sich am Absatz der vergangenen Monate orientiert, wohl noch einige Zeit vorhalten. Sicher werden einige seltenere Modelle schneller knapp und die jetzt vorliegenden Produktions-Abkündigung könnte auch nochmals ein kurzes Nachfrage-Strohfeuer auslösen. Wirklich traurig ist die Produktionseinstellung nur für chronische Billig-Nostalgiker. Es gibt noch immer zahlreiche Alternativen, die deutlich weniger schrottig sind als die Holgas. (keh)