Chinas Vision einer KI als Lehrer

Seit einigen Jahren setzt das Land der Mitte auf "intelligente Bildung". Jetzt planen milliardenschwere Education-Tech-Unternehmen, ihre Visionen zu exportieren.

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Chinas Vision einer KI als Lehrer

Allein mit sich und dem Bildschirm sollen Kinder besser lernen.

(Bild: Noah Sheldon)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Karen Hao

Zhou Yi war wirklich schlecht in Mathe. So schlecht, dass er Gefahr lief, den Schulabschluss nicht zu schaffen. Dann kam eine Firma namens Squirrel AI an seine Schule in Hangzhou und versprach eine besondere Form der Nachhilfe. Statt eines menschlichen Lehrers würde ein KI-Algorithmus seine Lektionen betreuen. Zhou Yi probierte es aus, und bis zum Ende des Semesters stiegen seine Testergebnisse von 50 auf 62,5 Prozent der zu erreichenden Punkte. Zwei Jahre später er­reichte er bei seiner Abschlussprüfung 85 Prozent. Experten sind sich einig, dass KI im Bildungswesen des 21. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen wird. Sowohl die Chan Zuckerberg Initiative als auch die Bill & Melinda Gates Foundation sehen darin ein investitionswürdiges Instrument.

Aber in welcher Form? Während westliche Akademiker noch darüber grübeln, macht China einfach. In den letzten Jahren sind die Investitionen des Landes in KI-gestütztes Lehren und Lernen explodiert.

Technologieriesen, Start-ups und etablierte Bildungseinrichtungen sind auf den Zug aufgesprungen. Zehn Millionen Schüler nutzen heute eine Form der KI. Chinas ­Schulen sind das weltweit größte Experimentierfeld zur KI im Bildungsbereich. Was dort passiert, dürfte für andere Regionen zum Vorbild werden.

Squirrel-Gründer Derek Li möchte sein KI-Lernsystem in den regulären Klassenzimmern etablieren. Er ist bereits mit mehreren Einrichtungen in China im Gespräch und denkt über eine internationale Expansion nach. Namhafte Partner vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), von Harvard und anderen renommierten Forschungseinrichtungen hat er bereits gewonnen. Mit ihnen will Li in den nächsten zwei Jahren auf den amerikanischen und europäischen Bildungsmarkt drängen. So eröffnete Squirrel 2019 gemeinsam mit der Carnegie Mellon University ein Forschungslabor, um personalisiertes Lernen zu studieren und später weltweit zu exportieren.

Die Frage ist nur: Sind Chinas KI-Lehrer ein gutes oder ein schlechtes Vorbild? Ich besuche das Lernzentrum, in dem Zhou Nachhilfe erhält.

(jle)