Als Fotografin unter Pinguinen

Sandra Petrowitz arbeitet regelmäßig als Guide auf Antarktisexpeditionen. Sie gibt Tipps für all jene, die von einer Reise in die Polarregionen träumen.

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, Alle Bilder: Sandra Petrowitz

(Bild: Sandra Petrowitz)

Lesezeit: 17 Min.
Von
  • Sandra Petrowitz
Inhaltsverzeichnis

Mein kleiner Schreibtisch neigt sich bedenklich nach Backbord. In Zeitlupe rollt der Südatlantik das Schiff auf die linke Seite. Mit der linken Hand stemme ich mich gegen die Regalwand. Zum Glück gerät der Laptop nicht ins Rutschen und bleibt an Ort und Stelle. Trotzdem muss die Bildbearbeitung einen Moment warten – wenn ich das Regal loslasse, wandere ich auf meinem Stuhl quer durch die Kabine. Hat sich das Schiff wieder aufgerichtet, kann ich in Lightroom weitermachen. Bei starkem Seegang in der Drake-Passage ist es einfach keine Freude, Bilder zu bearbeiten. Es hilft aber nichts, die Slideshow mit den Höhepunkten unserer Expeditionskreuzfahrt zur Antarktischen Halbinsel muss fertig werden. Also: Weiter geht’s, auch wenn der Schreibtisch schon wieder schief hängt.

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Als Fotografin und Guide im Expeditionsteam besteht meine Hauptaufgabe darin, das zu dokumentieren, was die Gäste unterwegs erleben. Daneben bin ich Ansprechpartnerin in allen Fotofragen, mache die Besucher mit den fotografischen Bedingungen und Möglichkeiten vor Ort vertraut, helfe beim Einstellen der Kamera und bei fotografischen Problemen aller Art. Gerade sind wir auf dem Rückweg nach Ushuaia, Argentiniens südlichster Stadt, wo die meisten Expeditionskreuzfahrten in die Antarktis beginnen und enden. Zuvor haben wir eine knappe Woche an der Antarktischen Halbinsel verbracht. Wie ein Wurmfortsatz ragt dieser gebirgige Ausläufer des Kontinents in Richtung Südamerika. Hier gibt es jede Menge Landestellen, die man mit den Zodiacs – robusten Schlauchbooten mit Außenbordmotor – ansteuern kann, und zahlreiche Buchten und Kanäle, die Schutz vor dem rauen Wetter des Südpolarmeers bieten. Auf Fotografen warten immer und überall Motive: Eisberge, riesige Gletscher, schroffe Gipfel, wilde Wolken, Schneelandschaften und spannende Details, wohin das Auge blickt. Und: Pinguine. Sie sind die unumstrittenen Stars der Antarktis.

Synchron-Schlammperei. Königspinguine beim Marsch in Richtung Meer, Südgeorgien.
Nikon D500 | 380 mm | ISO 400 | f/5.6 | 1/800 s | +1 EV

(Bild: Sandra Petrowitz)

Drei der weltweit 18 Pinguinarten – Eselspinguin, Zügel- oder Kehlstreifpinguin und Adeliepinguin – haben wir auf unserer Reise zu Gesicht bekommen. Die Vögel, die im Laufe der Evolution ihre Flugfähigkeit gegen eine fantastische Anpassung an das Habitat Wasser eingetauscht haben, leben an vielen Stellen der Südhalbkugel, aber die Antarktis gilt zu Recht als "ihr Kontinent". 10 bis 14 Tage dauern die meisten Reisen dorthin. Drei Wochen ist man unterwegs, wenn man zusätzlich die Falklandinseln mit ihrer überaus reichen Vogelwelt und das subantarktische Tierparadies Südgeorgien ansteuert, das als vergletschertes Gebirge aus dem Südatlantik aufragt. Die Insel ist Heimat von Millionen Königspinguinen, von Pelzrobben und See-Elefanten und Brutplatz verschiedener Albatros-Arten. Erreichbar ist Südgeorgien – wie große Teile der Antarktis – praktisch ausschließlich per Expeditionsschiff oder Privatjacht.

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