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Auch im übernächsten Winter könnte das Gas knapp werden

Gregor Honsel
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(Bild: Robert Kneschke/Shutterstock.com)

Die Bundesnetzagentur hat Szenarien durchgespielt, wie es mit der deutschen Gasversorgung weitergehen könnte. Bei den meisten sieht es nicht gut aus.

Mitte Juni brach die russische Erdgaslieferung [1] über die Pipeline Nord Stream 1 drastisch ein, auf etwa 40 Prozent der üblichen Liefermenge. Vom 11. Juli an wird nun gar kein Gas mehr fließen – dann steht eine planmäßige Wartung an, die rund 10 bis 14 Tage dauern kann. Die bange Frage ist nun: Wird Russland die Lieferung danach wieder aufnehmen – und was, wenn nicht?

Die Bundesnetzagentur hat sieben Szenarien erstellt [2], wie es mit der deutschen Gasversorgung [3] weitergehen könnte. Dabei hat sie durchdekliniert, ob …

Hier die Annahmen und Ergebnisse im Überblick:

* Liefermenge der Pipeline Nord Stream 1 nach Ende der Wartung (ab ca. 25. Juli)

** Reduktion: Exportniveau seit Liefereinbruch (ca. 52 GW); keine Reduktion: langjähriges Mittel (ca. 86 GW)

*** Verbrauchssenkung um 20 % ab 1. Juli und 16 GW Import über LNG-Terminals ab Januar 2023

Die Ergebnisse:

Die Szenarien legen also nahe, dass der Export die wichtigste Stellschraube ist. Doch wieweit kann und darf Deutschland den Export überhaupt eigenmächtig drosseln? Die Bundesnetzagentur schreibt in den FAQ [5] dazu: „Die Exporte in die Nachbarländer können nicht beliebig reduziert werden. Es muss neben der inländischen Versorgungssicherheit auch die Versorgung der Nachbarländer gewährleistet werden. Dies ist in der EU-Verordnung (EU) 2017/1938 (Erdgas-SOS-VO) geregelt.“

Ulrike Platz, Pressesprecherin der Bundesnetzagentur, erläutert auf TR-Nachfrage: „Es gilt das Solidaritätsprinzip zwischen den Mitgliedstaaten. Allerdings muss der um Solidarität bittende Mitgliedstaat bereits alle Maßnahmen zur Versorgung von schutzbedürftigen Kunden durchgeführt haben.“

Absehbar ist auf jeden Fall: Bleibt nach der Wartung von Nord Stream 1 das Gas aus, dürfte uns die Gasknappheit auch im übernächsten Winter beschäftigen.

(grh [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7166619

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[1] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/grafik_gasfluss.png;jsessionid=CF5C1A31C893A45D113E7095955FBF45?__blob=poster&v=101
[2] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/220622_gas-mengengeruest_2022-23_BNetzA.pdf?__blob=publicationFile&v=10
[3] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/start.html
[4] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/grafik_gasfluss.png;jsessionid=CF5C1A31C893A45D113E7095955FBF45?__blob=poster&v=101
[5] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/HintergrundFAQ/FAQ_Gas-Mengengeruest.pdf?__blob=publicationFile&v=2
[6] mailto:grh@technology-review.de