Die Neuerungen von Linux 3.13

Seite 3: Fazit, Trends, Statistik

Inhaltsverzeichnis

Das Nftables-Subsystem und das Multiqueue-Storage-Interface sind zwei Bausteine, die für die weitere Entwicklung von Linux sehr wichtig sind. Beide Techniken bringen nämlich Verbesserungen in Bereichen, wo Linux nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit war. Wichtig sind auch die Fehlerkorrektur am Radeon-Treiber. Doch trotz der großen Performance-Steigerung: AMD proprietäre Grafiktreiber  entlocken den neuesten Radeon-GPUs noch um einiges mehr 3D-Leistung.

Direkt nach der Freigabe von Linux 3.13 beginnt nun das typischerweise zwei Wochen lange Merge Window, in dem die Kernel-Entwickler das Gros der Änderungen für die darauf folgende Linux-Version in den Hauptentwicklungszweig von Linux integrieren.

Zur Aufnahme vorgesehen sind unter anderem Änderungen, durch die nun auch viele der neuesten Radeon-Grafikkerne die Stromspartechnik DPM standardmäßig aktivieren. Auch die Entwickler der Intel-Grafiktreibers wollen die Stromsparfunktionen ihrer GPUs besser nutzen. Zur Aufnahme vorgesehen ist ferner ein Kernel-Grafiktreiber für das Bochs Dispi Interface, das Qemu beim Aktivieren der VGA-Unterstützung standardmäßig emuliert.

Der Prozess-Scheduler soll Deadline-Scheduling lernen. Bei dieser Betriebsart können Tasks dem Scheduler unter anderem die erwartete Laufzeit sowie einen Zeitpunkt mitteilen, bis zu der ein Task seine Aufgabe erledigt haben muss. Das ist für Systeme mit Echtzeit-Ansprüchen wichtig, denn mit Hilfe dieser Informationen kann der Scheduler zuverlässiger sicherstellen, dass ein Realtime-Task früh genug an die Reihe kommt, um seine Aufgabe rechtzeitig zu erledigen.

Bei Linux 3.14 soll Zram ein vollwertiger Bestandteil werden – ein Treiber, der Datenträger emuliert und die darauf gespeicherten Daten komprimiert im Arbeitsspeicher ablegt. Zram verfügt über ähnliche Funktionen wie das bei 3.11 integrierte Zswap, bietet aber noch weitere Einsatzmöglichkeiten. Einige Embedded-Systeme und Linux-Distributionen nutzen Zram schon länger; es ist auch schon eine Weile Bestandteil der Linux-Quellen, lag aufgrund bekannter Qualitätsmängel jedoch bisher im Staging-Zweig.

Sofern Linus Torvalds und seine Mitstreiter bei der Entwicklung von 3.14 das gewohnten Tempo an den Tag legen, dürfte der Nachfolger von 3.13 bereits Ende März erscheinen.Ein Artikel auf heise open wird dann wieder einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen dieser Version liefern.

Linux-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne
Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Anzahl
Commits³
Diffstat⁴
3.6 39733 15868036
(14811965)
71 Tage
10247 8296 files changed,
 527247 insertions(+),
 255597 deletions(-)
3.7 40905 16191690
(15108939)
71 Tage 11990 15886 files changed,
 1567749 insertions(+),
 1244085 deletions(-)
3.8 41520 16416874
(15310436)
70 Tage 12394 11701 files changed,
 577188 insertions(+),
 352003 deletions(-)
3.9 42423 16686879
(15563152)
69 Tage 11910 11120 files changed,
 608436 insertions(+),
 338439 deletions(-)
3.10 43016 16955489
(15803499)
63 Tage 13637
10471 files changed,
 660572 insertions(+),
 391966 deletions(-)
3.11 44002 17403279
(16225814) 
63 Tage  10893 9692 files changed,
 788982 insertions(+),
 341196 deletions(-)
3.12 44586
17726872
(16529850)
62 Tage 10927 8636files changed,
 587004 insertions(+),
 263408 deletions(-)
3.13  44970 17930916
(16703764)
77 Tage 12127 9843 files changed,
 441474 insertions(+),
 237428 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v3.(x-1)..v3.(x) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v3.(x-1)..v3.(x)
Linux herunterladen​

Die neue Linux-Version steht über Kernel.org zum Download bereit; bereits kurz nach der Veröffentlichung liefern auch viele Spiegelserver den neuen Kernel aus.

Den Quellcode von Linux gibt es in Tar-Archiven, die mit Gzip und Xz komprimiert wurden. Die folgenden Befehle zeigen am Beispiel von Linux 3.1, wie Sie die Quellen herunterladen, entpacken und auf Unversehrtheit prüfen:

[thl@thl tmp]$ export linux_version=3.1
[thl@thl tmp]$ wget --quiet http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.sign \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ xz -d linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ gpg --verify linux-${linux_version}.tar.sign
gpg: Unterschrift vom Mo 24 Okt 2011 09:17:58 CEST mittels RSA-Schlüssel ID 00411886
gpg: Korrekte Unterschrift von "Linus Torvalds <torvalds@linux-foundation.org>"
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck  = ABAF 11C6 5A29 70B1 30AB  E3C4 79BE 3E43 0041 1886

Einige Hinweise zur Einrichtung eines neuen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert", der die Einrichtung eines Kernels mit Hilfe des Make-Targets "localmodconfig" beschreibt.

(thl)