Die Neuerungen von Linux 3.14

Seite 3: Fazit, Trends, Statistik

Inhaltsverzeichnis

Anders als Linux 3.13 ist 3.14 kein Release, das grundlegende Änderungen bringt, die viele Anwender spüren oder Linux deutlich nach vorn bringen. Wie jede neue Kernel-Version ist aber auch die neueste wieder ein Entwicklungsschritt mit vielen positiven Auswirkungen, wie etwa die zahlreichen Verbesserungen bei den Grafiktreibern zeigen; von Bedeutung sind auch das Speicheradress-Zerhacken oder die Performance-Optimierungen beim Locking, der Speicherverwaltung oder dem Netzwerkstack, machen sie Linux doch wieder ein klein wenig schneller und sicherer. Hinzu kommt mit dem Deadline-Scheduling ein Feature, das vielleicht für Desktop-Anwendungen nicht sonderlich relevant ist, für Embedded/Realtime-Linux dafür aber um so mehr.

Direkt nach der Freigabe von Linux 3.14 beginnt nun das typischerweise zwei Wochen lange Merge Window, in dem die Kernel-Entwickler das Gros der Änderungen für die darauf folgende Linux-Version in den Hauptentwicklungszweig von Linux integrieren.

Zur Aufnahme vorgesehen sind Patches, die den H264-Video-Encoder von Radeon-Grafikkernen der CIK-Generation verfügbar machen; also den VCE2 genannten Encoder in Grafikkernen wie Bonaire, Kabini, Kaveri und Hawaii, die in einigen der neuesten AMD-Prozessoren oder auf den Sea-Islands-Grafikkarten Radeon HD 7790, R7 260 und R9 290 sitzen. Auf diesen Kernel-Treiber baut ein Encoder-Treiber auf, der im Entwicklerzweig von Mesa 3D steckt und Bestandteil von Mesa 3D 10.2 werden soll; Anwendungen können diesen Video-Encoder über das OpenMAX API verwenden, das wie OpenGL von der Khronos Group vorangetrieben wird. Unterstützung für den VCE1-Encoder von Trinity-Prozessoren und Southern-Islands-Grafikkarten fehlt, soll aber möglicherweise noch folgen.

Durch einige Erweiterungen am EFI-Code soll es möglich werden, einen 64-Bit-Kernel auf x86-Systemen zu nutzen, deren Firmware und Bootloader im 32-Bit-Modus arbeiten. Das ist zum Einsatz von x86-64-Distributionen auf Notebooks und Tablets wie dem Packard Bell EasyNote ME69 BMP interessant, die Bay-Trail-Prozessoren nutzen und aufgrund von Versorgungsproblemen mit Windows-Treibern eine 32-Bit-UEFI-Firmware verwenden. Da diese Systeme teilweise kein Compatibility Support Module (CSM) zum klassischen Start von Betriebssystemen mitbringen, kann man manchmal nur eine der raren Distributionen installieren, die 32-Bit-UEFI-Unterstützung bieten.

Sofern Linus Torvalds und seine Mitstreiter bei der Entwicklung von 3.15 das gewohnten Tempo an den Tag legen, dürfte der Nachfolger von 3.14 Ende Mai erscheinen. Ein heise open-Artikel wie dieser wird dann wieder einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen dieser Version liefern.

Linux-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne
Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Anzahl
Commits³
Diffstat⁴
3.7 40905 16191690
(15108939)
71 Tage 11990 15886 files changed,
 1567749 insertions(+),
 1244085 deletions(-)
3.8 41520 16416874
(15310436)
70 Tage 12394 11701 files changed,
 577188 insertions(+),
 352003 deletions(-)
3.9 42423 16686879
(15563152)
69 Tage 11910 11120 files changed,
 608436 insertions(+),
 338439 deletions(-)
3.10 43016 16955489
(15803499)
63 Tage 13637
10471 files changed,
 660572 insertions(+),
 391966 deletions(-)
3.11 44002 17403279
(16225814)
63 Tage 10893 9692 files changed,
 788982 insertions(+),
 341196 deletions(-)
3.12 44586
17726872
(16529850)
62 Tage 10927 8636 files changed,
 587004 insertions(+),
 263408 deletions(-)
3.13 44970 17930916
(16703764)
77 Tage 12127 9843 files changed,
 441474 insertions(+),
 237428 deletions(-)
3.14 45935 18271989(17002462) 70 Tage 12311 10601  files changed,
 605655 insertions(+),
 264576 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v3.(x-1)..v3.(x) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v3.(x-1)..v3.(x)
Mehr Infos

Linux herunterladen

Die neue Linux-Version steht über Kernel.org zum Download bereit; bereits kurz nach der Veröffentlichung liefern auch viele Spiegelserver den neuen Kernel aus.

Den Quellcode von Linux gibt es in Tar-Archiven, die mit Gzip und Xz komprimiert wurden. Die folgenden Befehle zeigen am Beispiel von Linux 3.1, wie Sie die Quellen herunterladen, entpacken und auf Unversehrtheit prüfen:

[thl@thl tmp]$ export linux_version=3.1
[thl@thl tmp]$ wget --quiet http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${
linux_version}.tar.sign \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ xz -d linux-
${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ gpg --verify linux-
${linux_version}.tar.sign
gpg: Unterschrift vom Mo 24 Okt 2011 09:17:58 CEST mittels RSA-Schlüssel ID 00411886
gpg: Korrekte Unterschrift von "Linus Torvalds <torvalds@linux-foundation.org>"
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = ABAF 11C6 5A29 70B1 30AB E3C4 79BE 3E43 0041 1886

Einige Hinweise zur Einrichtung eines neuen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert", der die Einrichtung eines Kernels mit Hilfe des Make-Targets "localmodconfig" beschreibt.

(thl) (thl)