Die Neuerungen von Linux 3.4

Seite 3: Fazit und Trends

Inhaltsverzeichnis

Linux 3.4 besticht durch die vielen Verbesserungen an den Grafiktreibern. Für sinnvollen Einsatz der allerneuesten Chips von AMD und Nvidia braucht man zwar fürs Erste weiter die proprietären Treiber der Hersteller; in einigen Monaten dürften die Open-Source-Treiber in Kernel und die darauf aufbauende Unterstützung in Libdrm, Mesa 3D und den Treibern für den X-Server wohl so weit gereift sein, dass sie für viele Einsatzgebiete gut genug sind.

Das x32-ABI ist vielleicht bei Desktop-PCs oder Servern die Mühe nicht wert, aber könnte einem bei x86-Smartphones und Tablets mit Linux in Zukunft häufiger begegnen. Zu den wichtigsten Neuerungen von Linux 3.4 zählen ferner die Verbesserungen an Btrfs, die mit Yama verbesserte Abschottung von Prozessen sowie die vielen neuen und verbesserten Treiber.

Direkt nach der Freigabe von Linux 3.4 beginnt nun das typischerweise zwei Wochen lange Merge Window, in dem die Kernel-Entwickler den Großteil der Änderungen für die nächste Linux-Version in den Hauptentwicklungszweig integrieren.

Zur Aufnahme bei Linux 3.5 ist etwa Reshape-Support für den MD-Code vorgesehen, mit dessen Hilfe sich die Verteilung der Daten eines RAID 10 verändern lässt. Zur Integration liegen auch Patches bereit, durch die sich ein Linux-Rechner ("SCSI Target") per Firewire oder UASP (USB Attached SCSI Protocol) einem anderen System ("SCSI Host") gegenüber als SCSI-Datenträger ausgeben kann; viele Apple-Systeme bieten solch einen "FireWire target disk mode" schon länger.

Es gibt wieder einmal Hinweise, die auf eine Integration des für Userspace-Tracing interessanten Uprobes-Codes hindeuten. Die Entwickler dieses Codes arbeiten schon seit langem auf eine Integration hin, zu der es trotz Hinweisen auf eine baldige Aufnahme bislang nicht gekommen ist. Der durch Udev und Systemd bekannte Entwickler Kay Sievers hat zudem einige Verbesserungen für die Logging-Funktionen ausgearbeitet, die möglicherweise in Linux 3.5 einziehen; Hintergründe dazu liefert der LWN.net-Artikel "Toward more reliable logging".

Das Kernel-Log in c't und auf heise open wird wie üblich über diese und andere Neuerungen am Linux-Kernel und in dessen Umfeld berichten. Sofern Torvalds und seine Mitstreiter im üblichen Tempo arbeiten, dürfte Linux 3.5 ungefähr Ende Juli erscheinen.

Linux-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext²
(Ohne
Dokum.)
Entwick-
lungs-
zeitraum
Anzahl
Commits³
Diffstat⁴
2.6.38 35864 14208866
(13289311)
69 Tage 9542 9133 files changed,
 747809 insertions(+),
 455603 deletions(-)
2.6.39 36705 14533582
(13600071)
65 Tage 10268 10985 files changed,
 847537 insertions(+),
 523387 deletions(-)
3.0 36781 14646952
(13688408)
64 Tage 9153 7946 files changed,
 555406 insertions(+),
 442033 deletions(-)
3.1 37084 14770469
(13804451)
94 Tage 8692 9181 files changed,
 728892 insertions(+),
 604658 deletions(-)
3.2
37617 14998651
(14017008)
73 Tage 11881 12608 files changed,
 1646421 insertions(+),
 1418238 deletions(-)
3.3 38082 15166074
(14173668)
74 Tage 10550 10698 files changed,
 599745 insertions(+),
 432324 deletions(-)
3.4 38566 15383860
(14370856)
63 Tage 10899 11086 files changed,
 576156 insertions(+),
 358369 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l (find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l)
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v3.(x-1)..v3.(x) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v3.(x-1)..v3.(x)
Mehr Infos

Linux 3.4 herunterladen

Der neue Kernel steht über Kernel.org zum Download bereit; in Kürze dürften auch die Spiegelserver diese Version ausliefern. Den Quellcode gibt es in Tar-Archiven, die mit Gzip, Bzip2 und XZ komprimiert wurden. Die Echtheit des Archivs lässt sich nach dem Dekomprimieren über eine Signatur-Datei prüfen:

[thl@thl tmp]$ wget --quiet http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-3.1.tar.sign \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-3.1.tar.xz
[thl@thl tmp]$ xz -d linux-3.1.tar.xz
[thl@thl tmp]$ gpg --verify linux-3.1.tar.sign
gpg: Unterschrift vom Mo 24 Okt 2011 09:17:58 CEST mittels RSA-Schlüssel ID 00411886
gpg: Korrekte Unterschrift von "Linus Torvalds <torvalds@linux-foundation.org>"
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = ABAF 11C6 5A29 70B1 30AB E3C4 79BE 3E43 0041 1886

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H Open" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige später meist auch im Kernel-Log erwähnte Themen als "@kernellogauthor" bei Identi.ca und Twitter. (thl) (thl)