Die X-Akten der Astronomie: Das Wow!-Signal, oder: Ist da jemand?

Seite 3: Das Mysterium bleibt

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Waren es also doch künstliche Signale einer Exo-Zivilisation? Möglich wäre das, aber aus einem einzigen kurzen Impuls kann man einen derart weit reichenden Schluss nicht ziehen. Obwohl wir keine natürliche Quelle kennen, die als Erklärung in Frage kommt, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt. Sicher sein können wir nur, dass die Quelle des Wow!-Signals kompakt gewesen sein muss, denn ein plötzliches Verstummen ist nur einer kleinen Quelle möglich, bei der die Lichtlaufzeit von einem Ende zum anderen keine Rolle spielt. Eine fehlende Aufweitung durch den Dopplereffekt spricht gegen ein schnell rotierendes Objekt, bei dem sich uns eine Seite nähert und die andere entfernt. Dass es gerade das 21-cm-Band war, in dem der Effekt beobachtet wurde, liegt natürlich auch daran, dass man genau dieses Band 22 Jahre lang beobachtet hat.

Immer wieder stießen die Astronomen auf völlig unerwartete Signale. Wiederkehrend hell aufleuchtende Sterne erwiesen sich als Weiße Zwerge, auf die Materie eines Begleitsterns fällt, bis sie thermonuklear detoniert. Regelmäßige Radiopulse im Sekundentakt entpuppten sich als schnell rotierende Neutronensterne. Gammastrahlenausbrüche in kosmologischen Entfernungen ließen sich auf kollidierende Neutronensterne oder zu Schwarzen Löchern kollabierende Riesensterne zurückführen. Und derzeit versucht man zu ergründen, was die Ursache für wenige Millisekunden dauernde Ausbrüche von Radiostrahlung ist, die Fast Radio Bursts. Die Erkenntnis kam in allen Fällen durch die Beobachtung wiederholter Ereignisse, die eine Ortung und Zuordnung zu einer sichtbaren Quelle erlaubten. Leider wurde jedoch nur ein einziges Wow!-Signal beobachtet und aus einem Einzelfall kann man wenig lernen. So bleibt die Quelle des Wow!-Signals weiterhin ungeklärt.

Das Ohio State SETI Programm lief noch bis 1995. 1998 wurde das Big-Ear-Radioteleskop schließlich demontiert, um Platz für die Vergrößerung eines benachbarten Golfplatzes zu schaffen. Die Prioritäten hatten sich geändert.

Quelle: Jerry R. Ehman, "The Big Ear Wow! Signal (30th Anniversary Report)", The Big Ear Radio Observatory, 28. Mai 2010 (mho)