Für die Foldables: Corning macht Südkorea zum Hub für flexibles Glas

Ein Erfolgsgeheimnis von Smartphones ist besonders kratzfestes Glas. Mit Samsungs Falthandys wächst der Bedarf für extrem dünnen und flexiblen Displayschutz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Ein Mann hält einen Finger auf einen faltbaren Bildschirm eines Smartphones oder Tablets.

(Bild: ra2 studio / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Samsung Electronics ist Apple in einem Punkt noch weit voraus. Die Südkoreaner bringen bereits seit 2019 faltbare Smartphones heraus – und Apple überlässt den Koreanern kampflos das Feld. Dies könnte sich ändern, denn langsam werden – vor allem in Samsungs Heimat – die Produktionskapazitäten für ein analoges Schlüsselbauteil von Handys mit Klappdisplays erweitert: für flexibles Glas, das faltbare Displays schützt.

Der amerikanische Spezialglashersteller Corning, bekannt für sein extrem kratzfestes Gorilla-Glas, will in den kommenden Jahren 1,5 Milliarden Dollar in Forschung und Fabriken für faltbares Glas investieren, sagte Firmenchef Wendell Weeks kürzlich in Korea. "Ich freue mich, heute ankündigen zu können, dass wir die weltweit erste voll integrierte Lieferkette zur Herstellung der nächsten Generation biegsamer Glastechnologie hier in Korea aufbauen."

Damit geht eine jahrzehntealte Partnerschaft in die nächste Runde. Corning lieferte Samsung schon Glas für die ersten Röhrenfernseher der Südkoreaner. Dann folgten die Displayabdeckungen aus immer kratzfesterem Glas. Kurz vor Weeks Festrede zum 50-jährigen Bestehen von Cornings koreanischer Niederlassung hat nun die Produktion für ultradünnes und damit extrem biegbares Glas begonnen. Von nun an soll Südkorea zu Cornings globalem Kompetenzzentrum für flexibles Glas werden.

Der Bau zusätzlicher Kapazitäten ist eine gute Nachricht für alle Hersteller, die Klapphandys auf den Markt bringen wollen. Denn faltbares Glas ist einer der Flaschenhälse in der noch jungen Handygattung. Beim ersten Modell setzten die Hersteller von Falthandys noch Plastikfolien als Displaybedeckung ein. Damit war die "Sollbruchstelle" definiert: Die Displays zerkratzen leicht oder verzogen sich. Samsung stieg daher rasch auf ein faltbares Glas von Schott um.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Gleichzeitig begannen die Koreaner, biegbares Glas mit Corning zu entwickeln, das 2021 in einer von Samsungs Falthandys, dem Galaxy Flip zum Einsatz kam. Der Trick besteht darin, Glas herzustellen, das gleichzeitig möglichst haltbar und ultradünn ist. Erst unter etwa 100 Mikrometer Dicke wird das Glas flexibel genug, um in Falthandys eingesetzt zu werden. Das entspricht ungefähr dem Durchmesser eines Haares.

Die Nähe zum Pionier von Handys mit Klappdisplays wie die bereits vorhandenen Kompetenzen des Standorts sind zwei wichtige Gründe für Cornings Standortwahl. Aber Weeks vergaß nicht, sich auch für "das Engagement des Landes für eine technologieorientierte Wachstumspolitik" zu bedanken. Südkoreas Regierung stellt Unternehmen hohe Subventionen und steuerliche Anreize zur Verfügung, damit das Land weiterhin einer der größten Chip-, Display- und Akku-Hersteller bleibt – oder seine Marktmacht sogar noch ausdehnt. Davon dürfte auch Corning profitiert haben. Ob allerdings die Produktionsmengen ausreichen, um eine Massenproduktion zu erlauben, wie Apple sie generell anstrebt, muss sich noch zeigen. Vielleicht bleiben Klappdisplays auch ein Nischenprodukt.

(jle)