Kernel-Log: Multitouch für X.org

Seite 2: Versionsstatus, Staccato

Inhaltsverzeichnis

Die Entwicklung des Kernels 3.2 schreitet derweil im gewohnten Tempo voran: Ende letzte Woche erschien die Version 3.2-rc5, die vermutlich zum Start dieses Wochenendes durch die sechste Vorabversion abgelöst wird. Wahrscheinlich wird Linus Torvalds versuchen zu vermeiden, dass das Merge Window von Linux 3.3 auf die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr fällt; Linux 3.2 dürfte daher frühestens Anfang Januar erscheinen.

Seit dem letzten regulären Kernel-Log sind die Stable- und Longterm-Kernel 2.6.32.49, 2.6.32.50, 3.0.10, 3.0.11, 3.0.12, 3.0.13, 3.1.2, 3.1.3, 3.1.4 und 3.1.5 erschienen. Es ist ein klein wenig ungewöhnlich, dass Greg Kroah-Hartman die Kernel-Serie 3.0 so lange unter dem Stable-Label weiter pflegt, denn normalerweise stellt er innerhalb eines Monats nach dem Erscheinen einer neuen Version des Hauptentwicklungszweigs (etwa Linux 3.1) die Pflege des Vorgängers (3.0) ein. Möglicherweise erwägt er, den Kernel 3.0 zu einem zwei Jahre gepflegten Longterm-Kernel zu machen; die Entwickler der Realtime-Unterstützung für Linux dürften das begrüßen, denn die als Produktionsreif deklarierte Version ihres RT-Trees setzt auf Linux 3.0 auf.

Kernel

Unterstützung für Grafikhardware

  • Die Entwickler der Libdrm haben die Versionen 2.4.28 und 2.4.29 der Bibliothek freigegeben, mit der Userspace-Software wie die 3D-Treiber von Mesa 3D mit den DRM-Treibern im Linux-Kernel kommunizieren.
  • Ian Romanick hat die Version 7.11.2 von Mesa 3D freigegeben, die vor allem Fehlerkorrekturen bringt.
  • Die X Developers Conference (XDC) soll im September 2012 in Nürnberg stattfinden.

Kernel-Umland ("Plumbing layer"), Userland-Treiber, Entwicklertools, ...

  • Die Entwickler des Projekts Hplip (Hewlett-Packard's Linux Imaging and Printing Software) haben die Version 3.11.12 ihres Treiberframeworks veröffentlicht, das über zweitausend Drucker und Multifunktionsgeräte von HP anspricht. Zu den Neuerungen zählen laut den Release Notes Unterstützung für den Photosmart 5510d e-All-in-One sowie eine Reihe von Geräten der Modellreihen LaserJet Enterprise 600 und LaserJet 200 color MFP.
  • Lucas De Marchi hat die zusammen mit Gustavo Barbieri entwickelte Software libkmod und kmod vorgestellt. Bei ersterer handelt es sich um eine Bibliothek, die zahlreiche Funktionen rund um die Handhabung von Kernel-Modulen bereitstellt; kmod enthält einige auf der Bibliothek aufbauende Kommandozeilenwerkzeuge, die ähnliche Arbeiten erledigen wie lsmod, rmmod, insmod oder modprobe, aber teilweise noch nicht den selben Funktionsumfang bieten. Mit der Bibliothek versuchen die Entwickler einen der Wünsche zu erfüllen, den die Kay Sievers, Lennart Poettering und Harald Hoyer in ihrer "Plumber’s Wish List for Linux" genannt hatten; laut den Kmod-Entwicklern wird Udev die libkmod bald nutzen.
  • James Hunt hat das mit "Let them speak" betitelte Upstart 1.4 freigegeben. Es bringt unter anderem Funktionen, um Dienste unter bestimmten User-Konten oder Gruppen zu starten.
  • Lukas Czerner hat den von ihm vorangetriebenen System Storage Manager auf der LKML vorgestellt. Das ursprünglich File System Manager (FSM) genannte Tool ist als zentrales Kommandozeilen-Konfigurationswerkzeug für typische Administrationsaufgaben rund um die Datenträgerverwaltung gedacht, das Mdadm, die verschiedenen Dateisystem-Tools und die LVM2-Werkzeuge abstrahiert. Hintergründe erläutern die Folien eines Vortrags, den Czerner im Oktober auf der LinuxCon Europe gehalten hat.
  • Das zur Konfiguration von LAN-Bausteinen zuständige Programm Ethtool ist in Version 3.1 erschienen.
  • Stephen Hemminger hat die auf Linux 3.1 abgestimmte, aber auch mit älteren Kerneln arbeitende Version 3.1 von iproute2 veröffentlicht, das verschiedene Werkzeuge zur Netzwerkkonfiguration enthält.
  • Karel Zak erläutert in seinem Blog einige Verbesserungen am Programm wipefs, die in die Version 2.21 der von ihm betreuten Werkzeugsammlung Util-Linux einfließen soll; in einem anderen Blog-Eintag beschreibt Zak, wie man die in /proc/mounts oder /proc/self/mountinfo zu findenden Listen der eingehängten Dateisysteme überwacht.
  • Junio C Hamano hat Git 1.7.8 freigegeben.
  • Samuel Ortiz hat einen Userspace-Daemon für NFC (Near Field Communication) freigegeben, der mit dem NFC-Code zusammenarbeitet, der bei Linux 3.1 zum Kernel stieß.

LKML-Diskussionen

  • Nach dem Einbruch bei Kernel.org entwickeln sich mehr und mehr Strukturen, um den Fluss der in den Kernel einziehenden Änderungen gegen Angreifer abzusichern. Dazu zählen auch Git-Pull-Requests von signierten Tags; einige Hinweise zu deren Handling hat Linus Torvalds kürzlich auf der LKML erläutert.
  • Colin Walters hat ein Programm zur Begutachtung gestellt, mit dessen Hilfe unprivilegierte Anwender eine Change-Root-Umgebung oder Bind-Mounts einrichten können. In der daraus entstandenen Diskussion weisen unter anderem die Kernel-Urgesteine H. Peter Anvin und Alan Cox darauf hin, dass man ein Chroot keineswegs als "Jail" ansehen kann, da Programme durchaus aus einem so aufgesetzten Bereich ausbrechen können (1, 2).
  • Auf der LKML gab es kürzlich mehrere Mails zu Virtio-Scsi (1,2, 3, 4). Ähnlich wie Virtio-Blk verspricht das Framework Gastsystemen einen möglichst flotten und mit wenig Overhead verbundenen Zugriff auf Datenträger, die der Host bereitstellt; Virtio-Scsi soll einige der Probleme lösen, die Virtio-Blk zeigt und die sich dort nicht so einfach beseitigen lassen.
  • David Howells hat einen überarbeitete Version der Patches zur Diskussion gestellt, durch die man den Kernel anweisen kann, nur noch signierte Module zu laden; einige Hintergründe dazu erläutert der kürzlich veröffentlichte LWN.net-Artikel "Loading signed kernel modules".
  • Eine längere Diskussion gab es kürzlich auf der LKML um das Für und Wider der Aufnahme von "vtunerc", einen virtuellen Treiber, mit dem man via Netzwerk auf DVB-Hardware zugreifen kann, die in anderen Systemen steckt.
  • Torvalds steuert schon lange deutlich weniger Änderungen zum Kernel bei als viele andere Kernel-Hacker; seine lenkende Hand ist auf der LKML aber immer wieder zu spüren. Kürzlich wies er etwa einen Entwickler zurecht, nicht unnötige Wartezeiten in den Kernel-Code einzubauen, denn solche würden sich letztlich zu spürbaren Wartezeiten summieren, die Anwender bemerken und stören.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open und in c't. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl).

(thl)