Kernel-Log: Studie liefert Hintergründe zur Entwicklung des Linux-Kernels

Die neue Studie der Linux Foundation erläutert den aktuellen Entwicklungsprozess des Linux-Kernels und zeigt mit vielen Zahlen, wie schnell der Kernel wächst. Sie analysiert ferner, welche Entwickler und Unternehmen wie stark zur Kernel-Entwicklung beitragen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Die Linux Foundation hat eine aktualisierte Ausgabe ihrer Studie zum Thema "Who Writes Linux and Who Supports It" veröffentlicht , die Einblicke in die Entwicklung des Linux-Kernels bietet. Die neue Studie trägt den Titel "Linux Kernel Development – How Fast it is Going, Who is Doing It, What They are Doing, and Who is Sponsoring It" und analysiert ähnlich wie die erste und zweite Version unter anderem, welche Unternehmen die Kernel-Entwicklung vorantreiben, wie viele Programmierer Änderungen beisteuern und wie schnell der Kernel wächst.

Geschrieben wurde die Studie von Kernel-Entwickler und LWN.net-Chef Jonathan Corbet, dem bei Novell angestellten Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman und Amanda McPherson von der Linux Foundation. Wie bei den beiden ersten Studien liegen auch der jetzigen die Daten seit Veröffentlichung der Kernel-Version 2.6.11 zugrunde – direkt danach hatte Torvalds zur Verwaltung der Kernel-Quellen auf das damals von ihm gestartete Quellcodeverwaltungssystem Git umgestellt. In einigen Bereichen der Studie haben sich die Autoren allerdings auf die Änderungen konzentriert, welche die Kernel-Entwickler zwischen der Freigabe der Versionen 2.6.30 und 2.6.35 vorgenommen haben – also dem Zeitraum zwischen der zweiten Studie und dem Schreiben der jetzt veröffentlichten. Wie schon zuvor nutzten die drei bei der Auswertung den "Git Data Miner" (gitdm).

Dritte Studie der Linux Foundation zur Kernel-Entwicklung (9 Bilder)

Linux Kernel Development

Die Studie mit dem Titel "Linux Kernel Development -- How Fast it is Going, Who is Doing It, What They are Doing, and Who is Sponsoring It" gibt einen Einblick in die Kernel-Entwicklung (Bild: Screenshot des PDF-Dokuments der besprochenen Studie)

Seit Linux 2.6.11 haben Hobby-Entwickler knapp 19 Prozent der Änderungen vorgenommen. Bei Red Hat beschäftigte Entwickler folgen mit knapp 13 Prozent auf dem zweiten Platz vor Novell mit 7 Prozent; dahinter liegt IBM mit 6,9 Prozent vor der 6,4 Prozent starken Gruppe von Entwicklern, denen die Autoren keinen Arbeitgeber zuordnen konnte.

Red Hat und Hobby-Entwickler erreichen auch bei der Betrachtung der Änderungen die ersten Plätze, die in den 14 Monaten zwischen der Freigabe von 2.6.30 und 2.6.35 vorgenommen wurden. Intel konnte sich hier vor Novell schieben; die Autoren heben zudem hervor, dass Nokia, AMD, Texas Instruments und Samsung sich stärker eingebracht haben und dadurch in der Rangfolge nach oben gewandert sind.

Rechnet man die Gruppe der keinem Arbeitgeber zugeordneten Entwickler in beiden Aufstellungen zu den Hobby-Entwickler, dann zeigt sich, dass über 70 Prozent der Kernel-Hacker für ihre Arbeit am Kernel bezahlt werden.

Die Autoren haben sich auch angesehen, welche Entwickler denn den Code anderer Kernel-Hacker begutachten, bevor dieser in den Kernel einzieht – zumeist sind das die Betreuer von Subsystemen. Die meisten solcher Reviews hat im aktuellen Betrachtungszeiträume David S. Miller durchgeführt, der den Netzwerk-, IDE- und SPARC-Code betreut. Es folgt John W. Linville (WLAN) und Greg Kroah-Hartman (USB, Staging, Driver Core) vor Andrew Morton, der sich um alle Bereiche des Kernels kümmert. Fast 38 Prozent des Codes geht durch die Hände von Red-Hat-Entwicklern, Novell folgt mit gut 13 Prozent vor Intel mit etwas über 9 Prozent. In dieser Auswertung stellen die Hobby-Entwickler nur knapp 5 Prozent.

Die Studie macht auch Angaben zur Motivation dieser teilweise ganz verschieden positionierten Unternehmen. IBM, Intel, SGI, MIPS, Freescale, HP oder Fujitsu etwa liegt daran, dass Linux ordentlich auf ihrer Hardware läuft, damit diese attraktiver für den Linux-Einsatz sei und sich so besser verkauft. Linux-Distributoren wie Red Hat, Novell und Montavista wollen Linux so viele Fähigkeiten wie möglich beibringen; dazu arbeiten sie gemeinsam am Kernel, auch wenn sie im Markt Konkurrenten sind. Sony, Nokia oder Samsung hingegen setzen Linux auf ihren Produkten ein; ihre Beiträge zur Kernel-Entwicklung helfen, dass Linux auch in Zukunft eine solide Basis für den Einsatz in solchen Produkten darstelle.