Kernel-Log: Verbesserte USB-3.0-Unterstützung, X.org-Treiber zurück in den X-Server

Linux 2.6.31.2 bringt nicht nur kleinere Bugfixes, sondern auch einige ausgewählte größere Änderungen. Die X.org-Hacker passen ihre Entwicklungsstrategie an und wollen langfristig einige Treiber wieder mit dem Code des X-Servers zusammenführen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Die Betreuer der Linux-Stable-Series haben kürzlich die Linux-Versionen 2.6.27.36, 2.6.30.9 und 2.6.31.2 freigegeben – wie so bei häufig mit der unspezifischen und nicht an Anwender von Distributionskerneln gerichteten Aufforderung, unbedingt auf die neuen Versionen zu wechseln ("All users of the 2.6.xx kernel series are very strongly encouraged to upgrade.").

Wie immer bringen diese neuen Versionen einige Fehlerkorrekturen und ausgewählte kleine Verbesserungen. Linux 2.6.31.2 enthält jedoch einige für einen Stable-Kernel ungewöhnlich umfangreiche Änderungen, die Greg Kroah-Hartman in seiner Review-Mail hervorhob. So soll etwa die mit 2.6.31 eingeführte USB-3.0-Unterstützung erst mit 2.6.31.2 richtig rund laufen; auch an einigen Treiber für WLAN, KVM und Xen wurde etwas mehr als üblich geschraubt. Große Server sollen mit der neuen Version zudem einen besseren I/O-Durchsatz erzielen.

In der Freigabe-Mail zu 2.6.30.9 erklärt Kroah-Hartman, dass dies die letzte Version der 2.6.30er-Reihe werde – Anwender sollen auf Linux 2.6.31 umsteigen. Die 2.6.27er-Serie wollen die Kernel-Hacker noch länger pflegen.

Nachdem Linus Torvalds vor einer Woche das Merge Window von Linux 2.6.32 mit der Freigabe der ersten Vorabversion schloss, hat er kürzlich die zweite Vorabversion veröffentlicht. Sie heißt Linux 2.6.32-rc3, denn Torvalds hatte bei er Freigabe des rc1 versehentlich rc2 in das Makefile geschrieben , sodass sich die erste Vorabversion als zweiter RC ausgab – um Verwirrung zu vermeiden, nannte er die tatsächlich zweite Vorabversion jetzt rc3. Er hofft, solche Patzer in Zukuft zu vermeiden ("And let's hope that I won't have that particular "senior moment" any more. Although I'm sure I can screw up releases some other way.")

Die Replikationslösung DRBD (Distributed Replicated Block Device) hat wie berichtet die Aufnahme für Linux 2.6.32 verpasst – Torvalds zeigte sich aber gewillt, DRBD bei 2.6.33 einzupflegen.

Nachdem die X.org-Entwickler im September über verlässliche Releases für X.org diskutierten, haben sie sich auf der kürzlich abgehaltenen X Developers' Conference 2009 (XDC2009) nun auf ein konkretes Vorgehen geeinigt, das dem ursprünglichen Vorschlag nahe kommt. Die Entwickler haben sich zudem darauf geeinigt, ungefähr bei der X-Server-Version 1.10 einige der derzeit separat gepflegten Treiber wieder in mit dem Code des X-Servers zusammenzuführen ("Around 1.10, we'd like to merge the drivers back into the core so we can start getting a coherent API (well, any API would be a start).").

Einige weitere Notizen zu den auf der XDC2009 diskutierten Themen finden sich im X.org-Wiki. Demnach ist Linux-Unterstützung für die unter anderem auf der kürzlich vorgestellten Radeon HD 5800 eingesetzten AMD-GPUs der R800-Serie in Arbeit ("support coming up").

  • Über die Programm-Webseite der Ende September in Portland, Oregon abgehaltenen Linux Plumbers Conference finden sich zahlreiche Dokumente mit den auf der Konferenz gezeigten Präsentationsfolien. Viele von ihnen enthaltenen informative Hintergrundinformationen -- Introducing SELinux Sandbox vermittelt etwa einige Informationen zum kürzlich gezeigten Sandbox-Framework für Desktop-Applikationen; USB 3.0 for Linux liefert Hintergründe zu der bei Linux 2.6.31 aufgenommenen Kernel-Unterstützung für USB 3.0; Kay Sievers und David Zeuthen erklären in Re-plugging the Modern Desktop einige der aktuellen Entwicklungen rund um Udev, DeviceKit und Co.
  • Edward Shishkin hat eine zu Linux 2.6.31 passende Version des vor einigen Jahren viel diskutierten Dateisystems Reiser4 veröffentlicht.
  • Douglas Gilbert hat sg3_utils 1.28 und sdparm 1.04 freigegeben.
  • Dateisystem-Spezialisten Valerie Aurora versucht mit einem neuen RFC die Entwicklung einer ordentlichen, für die Aufnahme in den Hauptentwicklungszweig geeigneten Lösung für Union Mounts (beschreibbare Dateisystem-Overlays) weiter voran zu treiben.
  • Über die Webseiten von techcast.com steht seit einigen Tagen eine Aufzeichnung des auf der Linuxcon abgehaltenen "Linux Kernel Roundtable" als Flash-Video bereit – Torvalds hatte in der Diskussionsrunde gesagt, dass der Linux-Kernel aufgebläht sei.
  • Peter Hutterer hat den neuen Treiber xf86-input-wacom angekündigt – ein von Ping Cheng initiierter Fork des für Wacom-Grafiktabletts geeigneten Treibers linuxwacom, den die X.org-Hacker in Zukunft im Rahmen von X.org und Freedesktop.org entwickeln und verbessern wollen.
  • Die Entwickler des X.org-Grafiktreibers xf86-video-intel haben dessen Version 2.9.0 freigegeben. Sie bringt einige Verbesserungen für Intels ältere Grafikchipsätze der 800er-Reihe und Unterstützung für Intels B43-Chipsatz. Der Treiber ist Bestandteil des am selben Tag veröffentlichten "Intel 2009Q3 release package", das weitere, unter anderem für 3D-Unterstützung benötigte Treibersoftware enthält – darunter das kürzlich freigegebe Mesa3D in der Version 7.6. Laut den Intel-Entwicklern sei KMS (Kernel-based Mode Setting) mit dieser Treibersammlung bevorzugt einzusetzen ("KMS (Kernel Mode Setting) is strongly recommended to use in this release.").
  • Die im Embedded-Umfeld aktive Firma Pengutronix aus Hildesheim pflegt seit kurzem ein Depot mit für Debian vorkompilierte Kernel-Paketen, die die Realtime-Patches des RT-Entwicklerzweigs enthalten.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um die Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Ausgaben des Kernel-Logs. (thl)

(thl)